10 Tage Training Camp – Ein Zwischenfazit

5. August 2018 1 Von Mike

Zehn intensive Trainingstage liegen hinter den Browns – es wird Zeit für ein erstes Fazit. Neben einigen allgemeinen Erkenntnissen gibt es noch je 5 Spieler, deren Stand sich durch das Camp bisher verbessert bzw. verschlechtert hat.

Offensiver Optimismus: Mit dem Campingwagen aus der Krise

Der komplett erneuerte QB-Room beeindruckt allein schon durch die professionelle Einstellung im Camp. Während der designierte Starter Taylor Extraschichten schiebt und der klare Leader ist, kommt Veteran Drew Stanton seiner Mentoren-Rolle perfekt nach.

Wie schon im Lions-Zeiten empfiehlt er dem Rookie-QB einen Camper zu kaufen, um im hektischen Camp Ruhe zu finden, das Playbook zu studieren und mit seinen Kollegen in den Erfahrungsaustausch zu gehen. First Overall Pick Baker Mayfield folgt den Ratschlägen sofort:

Eine witzige Anekdote war die Namenssuche auf Twitter mit meinem persönlichen Favoriten: Johnny Vanziel.

Ähnlich verbessert zeigt sich das Receiving Corps der Browns. Angeführt vom Königs-Trade Jarvis Landry sind im bisherigen Camp weitaus weniger Drops, sowie stärkere Catches zu beobachten (hier Landry). Corey Coleman findet nach Schwierigkeiten zu Beginn des Camps sein langsam Selbstbewusstsein wieder, ist aktuell leider wieder mit muskulären Problemen außer Gefecht. Rashad Higgins, der für viele ein Cut-Kandidat vor dem Camp war, überzeugt durch eine hervorragende Chemie mit Baker Mayfield und erhöht damit seine Chancen auf einen Roster-Spot. Das Fehlen von Josh Gordon (hier thematisiert) und das frühe Saisonende von Ricardo Louis trüben die Vorfreude etwas, diese Rückschläge sind jedoch im Vergleich zu den Vorjahren bisher verkraftbar.

Weniger verkraftbar scheint aktuell der Verlust von Legende Joe Thomas, dessen Karriereende ein kaum lösbares Loch in der O-Line hinterlässt. Dem letztjährigen RT Shon Coleman wurde der Starting-Job bereits nach einer Woche im Camp wieder entzogen. Der bereits vermutete Wechsel von LG Joel Bitonio auf Tackle gibt dem Zweitrundenpick Austin Corbett nun die Chance direkt als Guard zu starten. Die O-Line ist damit zweifellos die Position, der in den Preseason-Spielen erhöhte Aufmerksamkeit gelten sollte.

Defense – 2017 reloaded

Weitaus weniger Veränderungen gibt es auf der Gegenseite. Im Camp zeigte sich die First-Team-Defense wie erhofft dominant.

In der D-Line stellt sich besonders auf DT die Frage wer in der Rotation die meiste Spielzeit erhält und die Zeit von Danny Shelton einnimmt. Bisher verbleibt noch immer Veteran Jamie Meder oben im Depth-Chart – sicher eine kleine Überraschung, die jedoch auch auf die kleineren Verletzungen von Ogunjobi und Brantley zurückzuführen ist.

In der neu formierten Secondary scheint das Rennen um den zweiten Starter nach 10 Tagen noch völlig offen. Während TJ Carrie die ersten Tage startete, hat sich aktuell Terrance Mitchell den Spot neben D.Ward erspielt. Die Preseason sollte hier noch einiges an Bewegung bringen.

Auch die beiden Strong-Safetys D.Kindred und J.Peppers liefern sich einen spannenden Zweikampf. Das bisherige Camp deutet auf eine Teilung der Snaps hin, bei denen Kindred eher bei Run-Downs eingesetzt wird, während Peppers Playmaker-Fähigkeiten bei Passing-Downs gefragt sind.

5 Gewinner des bisherigen Camps

  1. WR Jarvis Landry: Viele kritisierten auch rund um Berea den Luxus-Vertrag für Landry. Stand heute muss man Dorsey gratulieren. Landry bringt eine Mischung aus Leadership und Professionalität mit, von dem auch die anderen Receiver profitieren. Er ist bereits nach wenigen Tagen der Go-to-Guy für Starting-QB-T.Taylor und produziert unzählige Plays. Ein Receiver wie ihn die Browns bisher nicht hatten und der Offense sehr gut tun wird.
  2. CB Terrance Mitchell: Der 26-jährige Neuzugang von den Chiefs schien neben den Trades für EJ Gaines, TJ Carrie und D.Randall fast ein Mann für die Tiefe. Doch durch konstant starke Leistungen hat er sich nach zehn Camp-Tagen an Gaines und Carrie vorbei gespielt und ist aktuell Starter als CB2 neben D.Ward.
  3. OL Austin Corbett: Wenn du als Rookie plötzlich Starter bist muss man normalerweise ein überragendes Camp haben. Nicht ganz so bei Corbett. Das Versagen von S.Coleman auf LT bringt Corbett zwar nicht auf die prestigereiche Blind-Side, dafür aber den Starting-Job auf LG. Dort hat er in Nevada zwar nie gespielt, bringt aber alles mit um hier zu überzeugen. Bleibt er größtenteils fehlerfrei wird er dort auch sofort starten.
  4. LB Genard Avery: Auf Twitter hörte man nach dem Pick in der vierten Runde bereits etliche vielversprechende Prophezeiungen über seine Pass-Rushing-Skills. Nach dem bisherigen Camp kann man den „Draft-Nerds“ nur recht geben. Avery hat sofort für Impact gesorgt. Starten wird er vermutlich nicht, aber in der Rotation dürfte er nach starkem Camp reichlich Snaps sehen in Williams´s aggressiven Scheme.
  5. QB Baker Mayfield: Baker ist zweifellos ein Gewinner des bisherigen Camps. Von Tag 1 an bringt er die erhoffte Mentalität mit und überzeugt auch auf dem Feld mit einer steilen Lernkurve. Rookie-Fehler sind völlig normal – doch Mayfield übt bereits jetzt so viel Druck auf Starter T.Taylor aus, dass die Coaches die Euphorie bremsen müssen. Genau das haben sich die Browns-Fans erhofft – und dennoch wäre es Gut wenn Baker noch etwas Zeit bekommt und nicht in Week 1 startet.

Weitere Nennungen: CB Denzel Ward, LB Jamie Meder, WR C.Coleman, WR A.Callaway, RB Nick Chubb, TE Darren Fells

 

5 Verlierer des bisherigen Camps

  1. OL Shon Coleman: Keine Frage, Coleman ist DER Verlierer des Camps. Er bekam das Vertrauen der Coaches auf LT zu starten – doch sein bisher schwaches Camp kostet ihn die Starter-Rolle. Zu oft haben ihn nicht nur Myles Garrett, sondern auch die Backups wie Nate Orchards oder Chris Smith düpiert. Mittlerweile trainiert er wieder auf RT, jedoch chancenlos auf Snaps hinter Neuzugang C.Hubbard. Coleman bleibt nur noch die Perspektive eines Backups – wahrscheinlicher scheint aktuell ein Trade oder gar Cut.
  2. CB TJ Carrie: Ebenfalls einen tiefen Falls legte Carrie hin. Nach starken ersten Tagen und dem Starting-Job sah man sehr viele Big-Plays der Receiver gegen Carrie. Besonders Corey Coleman machte mit Carrie was er wollte. Folglich wurde er schnell degradiert und spielt aktuell nur noch in der dritten Defense. Für das Starter-Geld, was die Browns ihm zahlen, deutlich zu wenig. Carrie braucht eine Kehrtwende.
  3. TE David Njoku: Viele erwarten vom ultra-talentierten Njoku in seiner zweiten NFL-Saison ein „Breakout-Year“. Das bisherige Camp ist jedoch ernüchternd. Seine Hände scheinen alles andere als sicher, was zu vielen leichten Drops führt. Njoku sorgt weiter auch für spektakuläre Catches, allerdings fehlt ihm im bisherigen Camp eindeutig die Konstanz.
  4. RB Carlos Hyde: Hyde als Verlierer zu deklarieren scheint hart, aber auf den zweiten Blick reichen die „nur“ guten Leistungen kaum um langfristig die jüngere und weitaus günstigere Option Nick Chubb fernzuhalten. Chubb beeindruckt allein durch seine Physis. Hyde dagegen kaum mit größeren Plays. Der Druck könnte für ihn schnell zunehmen, wenn Chubb weiter überzeugt. Denn als Backup wäre er ein Luxus, den sich die Browns wohl nicht lange gönnen.
  5. CB EJ Gaines Auch der andere teure Neuzugang – EJ Gaines von den Bills – kommt nicht so gut ins Camps wie erhofft. Das begann bereits vor dem Camp, als er sich öffentlich darüber beschwerte, dass die Browns ihm den Starting-Job zusicherten und danach noch mehrere nahmhafte Investitionen in der Free Agency und dem Draft tätigten um die Konkurrenzsituation zu verschärfen. Und tatsächlich, Gaines ist trotz starker Vorsaison keineswegs gesetzt und spielt häufig nur mit der zweiten Defense. Wenn er nicht startet gilt er als Trade-Kandidat.

Weitere Nennungen: DL Nate Orchard, WR Jeff Janis, DB Brian Boddy-Calhoun, RB Matthew Dayes