Week-2-Preview: Monday Night Showdown

10. September 2019 0 Von Mike

0-1, welch vertrautes Gefühl für einen Browns-Fan. Wäre da nicht die große Euphorie, könnte man von Normalität sprechen. Doch noch besteht durchaus Hoffnung, dass der Hype-Train nur im Stile der Deutschen Bahn verspätet einfährt. Daher blicken wir auf die nächste Haltestelle – New York. Wir analysieren kurz die Fehler aus Week-1 und schauen dann voraus auf das Matchup gegen die Jets und einen alten Bekannten – Gregg Williams.

Titans-Trauma und die Suche nach der Disziplin

Wir wollen nicht zu lang auf Woche 1 herumtrampeln, vielmehr müssen wir ein paar wenige Kern-Elemente ansprechen, die für das Spiel gegen die Jets ebenfalls relevant sein werden.

  • Discipline: Jedem ist die unfassbare Anzahl an Penaltys aufgefallen. 18 Penaltys für 183 Yards sind ein trauriger Rekord seit 1951. Dem Coaching Staff muss man ankreiden, dass man das junge Team nicht auf ein konzentriertes Level bringen konnte und somit nicht zuletzt die Ejection von LT Robinson, der Schlag von DE Myles Garrett und die Beleidigung des Refs durch DT Lawrence als extreme Fehler in nur einem Spiel passierten und die Browns stark schwächten. Die Browns waren durch die Strafen enormen Problemen ausgesetzt. 5 der 14 Drives wurden im Prinzip durch Strafen beendet, da ein 3 & long verursacht wurde. Weitere 3 Drives durch Turover. So gewinnt man kein Spiel in der NFL. Nun gilt es für Kitchens als Rookie-HC die richtigen Maßnahmen zu treffen, um die Browns zwar zu motivieren, aber das Level an Fokus dabei nicht zu verlieren. Ob das gelingt weiß man natürlich nicht, aber Freddy hat auf der PK zumindest die Aufgabe klar erkannt und angesprochen.

 

  • Rotation: Die Browns setzten extrem auf ihre Playmaker. Das ist per se nicht falsch, führte aber am Ende auch dazu, dass speziell die Defense nicht mehr frisch war und im vierten Quarter brutale 28 Punkte zuließ (was selbst mit den Turnovern zu viel ist). Garrett, Richardson und co. können und dürfen dauerhaft nicht über 90% der Snaps spielen. Die Coaches müssen effizienter und mehr rotieren. Talente wir LB Mack Wilson, DE Chad Thomas oder auch DT Lawrence spielten leider keinerlei Rolle – trotz starker Preseason.

 

  • Offensive Playcalling: Ich spreche bewusst nicht die O-Line an, da deren fehlende Qualität auf Tackle durchaus bekannt war. LT Robinson wurde glücklicherweise nicht gesperrt, so dass man wohl nur auf T Kendall Lamm verzichten muss. Egal ob man jetzt schon personelle Wechsel vollzieht (Hubbard als Bench-Kandidat), muss Freddy das Playcalling deutlich anpassen. Über 90% aus 11-Personell mit nur einem TE ist ein Wahnsinn mit solch schwachen Tackles. Da kann man froh sein, dass Baker nur angeschlagen aus dem Spiel ging. Freddy Kitchens muss zu seiner Stärke zurückfinden – das Kurzpassspiel etablieren und Baker in einen Rhythmus bringen. Mayfield darf den Ball nicht so lang halten, dafür muss er aber auch gute Optionen auf schnellen Routes haben. Wir haben kaum Slants oder Pässe in der Mitte gesehen, obwohl Baker dort in 2018 so stark performte. Die notwendigen Anpassungen sind zum Glück zu offensichtlich, dass man guter Hoffnung sein kann, dass wir Adjustments sehen. Weg von den ersehnten Big Plays in jedem Snap und hin zu Bakers Stärken mit mehr Play-Action und schnellen Pässen.

 

  • Zone Coverage: Fast etwas unter dem Radar war die mäßige Performance der Secondary, die gegen die physischen Receiver und der Zone Coverage deutliche Probleme hatten. Denzel Ward hatte das schlechteste Spiel seiner jungen Karrieren (PFF 30,3) und hat in der Offseason scheinbar ein Problem mit Holding entwickelt, dass man kritisch beobachten muss. Gegen die Titans hatten die Browns Glück, dass einige Coverage-Busts von Mariota nicht genutzt wurden. Bessere QB´s hätten hier einige Big-Plays kreiert. Wilks System greift noch nicht und wirkt fade.

Man könnte die Liste noch erweitern, doch diese Problemfelder sind die wichtigsten für das Monday Night Game gegen die Jets. Alles Themen, die man justieren kann, allerdings hängt hier extrem viel an den Coaches.

 

Gang Green Nightmare – das Duell der Patzer

Blicken wir auf das Team auf New York, deren Fans am Sonntag ähnlich viel Frust erfahren mussten wie in Cleveland, auch wenn der Verlauf durchaus ein anderer war. Die Jets verloren zu Hause gegen den Division-Konkurrenten mit 16-17…und das nach einer 16-0 Führung bis in das tief in das dritte Quarter. Schauen wir auf ein paar Key-Stats, die relevant für uns Browns-Fans sind:

  • QB Sam Darnold mit 28/41 Passing für 155 Yards: Erst auf den zweiten Blick ist diese Statistik bizarr, denn Darnold leistete sich keinen Turnover, aber produzierte fast lächerliche 3,4 Yards pro Passversuch. Das ist mit Abstand der schlechteste Wert von Woche 1 – zum Vergleich Baker Mayfield lag hier bei mehr als dem doppelten mit 7,5 Yards, Lamar Jackson bei 14,6 Yards. Adam Gase scheint sehr stark auf das Kurzpass-Spiel zu setzen, was jedoch auch zu einem recht geringen Output führte.

  • RB LeVeon Bell hatte ein gemischtes Debut. Er war klar der Fokuspunkt der gesamten Offense, schaffte aber nur 3,5 Yards per Carry (insgesamt 60 Yards bei 17 Carries), fing dazu 6 Bälle für 32 Yards. Insgesamt sah man also in den 53 Offensive Plays den Ball 26mal in Bells Händen – fast 50% und damit ein klares Zeichen. Der zweite klare Fokuspunkt war WR Jamison Crowder, der mit 14 Catches für 99 Yards auch einen Rekord aufstellte, denn kein Spieler mit so vielen Catches verfehlte die 100 Yard Marke. Insgesamt sehen wir also, dass Bell und Crowder in 43 von 53 das Play machen durften – ein irrer Wert.
  • Defensiv war das Team von Gregg Williams lange Zeit dominant und forcierte wichtige Turnover. Neuer Mittelpunkt ist zweifellos LB CJ Mosley (5 Tackles, 2 Pass-Breakups, 1 Pick-Six). Bis Spielminute 43 erlaubten die Jets keinen Punkt, danach wirkte die Defense müde und ließ noch zwei TD´s zu. Auffällig war das trotz aggressiverem Blitzing kein Sack gelang, wobei Josh Allen diese durch insgesamt 10 Scrambles auch gut verhinderte

Die Jets verloren eine eigentlich schon gewonnene Partie, die viele Fragezeichen aufwirft. Ist das exzessive Kurzspass-Spiel der starken Bills-D geschuldet oder das System von Adam Gase? Ist der mittelmäßige Pass-Rush richtungsweisend aufgrund schwacher Edge-Rusher? Fokussieren sich die Jets zu stark auf RB Bell und WR Crowder in der Offense? Nach einer Woche hat sich dieses Jets Team solide, aber wenig explosiv gezeigt.

 

Key-Matchups

 

Freddy Kitchens & Baker Mayfield vs. Jets Secondary (J.Adams, T.Johnson)

Nur 13 Punkte – nur zwei gute Drives, eindeutig zu wenig für die Ansprüche eines Baker Mayfield. Die Accuracy war nach diversen Hits im Verlauf des Spiels immer schlechter und resultierte in 3 Turnovern gegen eine starke Titans-Secondary. In Woche 2 wird die gegnerische Secondary ähnlich stark mit zwei sehr guten Safetys (Adams/Maye) und guten Cornerbacks, auch wenn Trumaine Johnson sichtlich Probleme mit dem Playspeed hatte.

Wie bereits vorab erwähnt muss das Duo Kitchens (Playcaller) und Mayfield (QB) im Gameplan deutliche Anpassungen vornehmen. Baker muss früh seinen Rhythmus finden und die vertikalen Attacken reduzieren. Aktuell ist die O-Line für die Big-Play-Ansprüche zu schwach. Ein großer Unterschied wird das defensive Scheme sein. Während die Titans extrem Zone-Heavy verteidigten, erwarten wir gegen Gregg wie gewohnt primär Man-Coverage:

Wir werden gute Matchups sehen von Odell Beckham gegen gute, aber eher langsame Cornerbacks in Man Coverage, die man hoffentlich effizienter attackiert als in der Vorwoche. An Bakers Accuracy habe ich keine Zweifel, bin das dritte Viertel war die Leistung sehr ordentlich und nur durch Penaltys torpediert. Den Football schneller loszuwerden wird eine Kernaufgabe gegen eine vermutliche aggressive Defense.

Browns OT (Robinson/Hubbard) vs. Jets Blitzing Packages

Die Leistung der Tackles war ohne jeden Zweifel enttäuschend und schwach im Live-Bild – und auch PFF sieht dies so: Greg Robinson was the 10th lowest gradest tackle in his limited work yesterday per PFF, Chris Hubbard 17th worst. (Quelle)

Mit solch eine mäßigen Tackle-Duo muss man den Gameplan anpassen. Glücklicherweise kommen die Jets ohne gute Edge-Rusher. Die 3-4-Front ist in der Mitte mit Leonard und Quinnen Williams, sowie Harry Anderson sehr gut besetzt. Die werden die Interior Line massiv fordern, aber über den Edge haben die Jets nur Jordan Jenkins und Harvey Lengi, die sich im unteren Drittel der Liga wiederfinden im Pass-Rush.

Abstellen müssen die Browns in jedem Fall die Holding-Probleme:

Mit mehr Disziplin reicht die Qualität der Tackles gegen die Jets aus. Daher können Browns-Fans durchaus optimistisch sein, dass ein Desaster wie gegen die Titans nicht erneut droht. Spannender ist die Frage, was Gregg Williams als Kenner der Browns an Blitzes entwirft, um den Druck zu erhöhen. Ich erwarte durchaus 40% Blitzes und ein sehr aggressives Scheme, in dem Gregg beweisen will, dass er der bessere Coach ist. Dann heißt es für Freddy gut zu reagieren und mit Screens und schnellen Plays den Druck zu nutzen.

Browns Defense vs. LeVeon Bell & Jamison Crowder

Im Review von Woche 1 haben wir bereits festgestellt, dass dieses Duo in 81% der Play den Ball bekamen. Folglich muss man sich gedanken machen, wie man das Kurzpass-Spiel und das Laufspiel effizient verteidigt. Gegen die Titans sahen wir einen sehr großen Fokus der Defense auf den Run-Stop. Eine Taktik, die in diesem Bereich gelang, dafür aber andere Probleme kreierte. Vor allem die Anfälligkeit für das Play-Action Game ist dabei hervorzuheben:

Die Frage wird natürlich sein, inwiefern man die weiteren Waffen um WR Robby Anderson und Quincy Enunwa mehr einbindet. Enunwa bietet mit seiner Physis einen ähnliche Spielertyp wie AJ Brown, der CB Ward enorme Probleme bereitete. Im Vorjahres-Duell war Enunwa mit 57 Yards bester Jets-Receiver, während Anderson (22 Yards) kaum eine Rolle spielte. 2018 war eher das Run-Game gefährlich und wird nun vermutlich noch stärker im Fokus stehen.

 

Taktik-Vorschau

Kitchens/Monken vs Gregg Williams

Das große und entscheidende Duell. Man muss Gregg Williams als ultra-aggressiv erwarten. Als Head-Coach Kandidat ausgebootet, nun das Duell gegen den alten Verein mit der Kenntnis der Stärken und Schwächen. Eine der großen Schwächen ist und bleibt die O-Line und dort die rechte Seite mit Kush und Hubbard. Gregg wird als alter Hase einige Stunts versuchen. Eine seiner Lieblingsaktionen ist der Overload-Blitz, in dem er gezielt eine Seite der Line attackiert – genau danach schreit es fast angesichts der aktuellen Situation. Für alle die nicht wissen wie das aussieht:

Kitchens kennt natürlich auch die Philosophie von Gregg. Die Schwäche der Jets auf den Außen (Outside-LB, Cornerback) ist ebenso klar, folglich wird Kitchens idealerweise die Jets mit diversen Screens attackieren und die Cornerbacks im 1-zu-1 gegen OBJ und Landry bringen. Diese Duelle sollten beide gewinnen. Die 61%-Run-Plays, die Hue im Vorjahr callte sehe ich nicht annähernd, auch wenn Chubb zumindest 17-20 Carries sehen sollte. Njoku spielte im Vorjahr mit 2 Targets keine Rolle, viel mehr erwarte ich auch nicht aufgrund der Stärke der Jets in der Mitte des Feldes um LB Mosley. Dagegen hoffe ich, dass man die 90% aus 11-Personnell reduziert, um Baker besser zu schützen.

Wie geht das Duell aus? Ganz ehrlich – es hängt an Freddy, denn von Gregg weiß man was kommt…

Steve Wilks vs. Adam Gase/Loggains

Wilks scheint nach dem ersten Spiel seine Philosophie sehr hart durchdrücken zu wollen. Genard Avery inactive, keinerlei Rotation und viel Zone – allesamt Faktoren, die nicht entsprechend der Stärken dieser Defense genutzt wurden. Wilks hat fast Glück, dass die Öffentlichkeit den Druck auf die Offense legt, doch die Tendenzen gefallen mir nicht. Gase könnte mit viel Play-Action und die Stärken Darnold betonen und seine physischen Receiver mehr den Ball geben, um das mangelhafte Tackling auszunutzen. Ich erwarte einen höheren Anteil an Target für Enunwa und erneut viele Plays für Bell und Crowder. Dazu dürfte TE Ryan Griffin mehr als die 4 Targets aus der Vorwoche sehen, wenn die Jets den Film gesehen haben – denn gegen die Browns reichen reichen aktuell weiter mittelmäßige TE´s um für Plays zu sorgen.

Steve Wilks widerum erwarte ich aktuell noch eher stur in seinen systemischen Vorstellung und erwarte daher keine großen Veränderungen. Aus meiner Perspektive sollte man aktuell deutlich mehr Man-Coverage spielen und speziell den jungen Linebackern um Mack Wilson und Genard Avery mehr Snaps geben. Die solide O-Line sollte Wilks mehr fordern durch Blitzes, speziell da Darnold mit Druck noch gern Fehlentscheidungen trifft.

 

Prediction 

Ein innerlicher Kampf, denn die Browns haben zweifellos auf den Skill-Positions mehr Qualität – doch das war auch gegen die Titans der Fall. Es hängt zu 80% an den Adjustments der Coaches bezüglich des Game-Plans. Wenn die Browns auf ein rhythmisches, schnelles Pass-Spiel setzen, und dort die Playmaker um Beckham, Landry, Njoku und Chubb einsetzen, dann ist diese Offense locker in der Lage gegen die Jets genügend Punkte zu scoren. 

Gleichzeitig wirft die neue Defense noch viele Fragen auf und muss mit deutlich mehr Energie und Disziplin agieren. Sollte Wilks weiter massiv auf Zone Coverage setzen, fürchte ich die ersten Big Plays, das diese Secondary die Transformation noch längst nicht abgeschlossen hat.

Am Ende erwarte ich ein extrem enges Spiel, welches durch einen Score entschieden wird. Da gebe ich den Vorteil an die Browns aufgrund des Vorteils an Playmakern und des besseren QB´s

Browns 24 Jets 23

Go Browns!