Week-6-Preview: Steelers I

16. Oktober 2020 1 Von Mike

VIER Siege in Folge – welch wunderbares Gefühl für alle Brownsfans, auf das man so lange warten musste. Der 32-23-Sieg gegen die Colts ist zudem der zweite „Statement-Win“, bei dem man gegen die bisherige #1-Defense erneut über 30 Punkte auflegte. Wir analysieren kurz dieses Spiel, blicken dann aber auf das nächste Hammerduell am Sonntag gegen die Pittsburgh Steelers.

Week-5-Recap

Natürlich war auch diese Woche nicht alles spitze, daher blicken wir auf Licht und Schatten des gestrigen Spiels.

  • Baker hot & not: Erstmals funktionierte das Laufspiel nur mäßig über weite Strecken des Spiels, doch HC Stefanski reagierte stark und packte tolle Pass-Konzepte aus, die QB Baker Mayfield in der ersten Halbzeit exzellent umsetzte und diese starke Colts-Defense in der Secondary attackierte. So hatte Baker schon zur Halbzeit über 200 Yards durch die Luft und 2 TDs auf der Vita. Warum das QB-Play dann so massiv einbrach (19 Yards, 2 INT in Halbzeit 2) bleibt ein großes Rätsel. Die Accuracy war weg, die Bälle segelten mehrfach deutlich zu hoch, doch auch die Playcalls verschafften keine offenen Receiver mehr – dazu kamen unerklärliche Drops von WR Landry und Co. Note 1 für die ersten beiden Quarter, danach schweigen wir besser über das Passing-Game.
  • Myles Monsterseason:  Wir haben zu wenig über die unfassbare Saison von Myles Garrett gesprochen. Garrett jagde den Oldie Rivers permanent und demontierte die Tackles der Colts. Am Ende steht 1 Sack, 4 QB Hits, 4 Tackles, davon 3 for loss und unzählige Pressures. Nicht zu vergessen erneut der forcierte Turnover durch den Safety gegen Rivers. Die Defensive-Line wurde nach den diversen Ausfällen von Myles Garrett getragen. So kann es weiter gehen.
  • Safety Change: Karl Joseph fiel aus, dadurch bekam Ronnie Harrison endlich mehr Snaps und legte direkt einen brutal wichtigen Pick-6 hin. Als Harrison verletzt pausieren musste, nutzte auch Sheldrick Redwine die Chance und pickt Rivers. Einzig Veteran Andrew Sendejo enttäuschte erneut und lies mehrere Big Plays zu. Es bleibt rätselhaft, warum man an Sendejo als Starter festhält, auf dem Platz findet sich keine Rechtfertigung außerhalb seiner kommunikativen Stärke und dem stets vollen Einsatzwillen. Neben dem fehlenden Speed liest er jedoch konstant die Plays falsch, wodurch Coverage Busts entstehen die der Defense extrem schaden.
  • Special Teams Desaster: Mike Priefers Special Teams sind ein Desaster. Punkt. Die Browns waren laut DVOA schon vor dem Spiel nur #27 in Special Teams – nach dem Colts Spiel ist man #31. Der 101 Yards Kick Return zeigt den Irrsinn wunderbar auf. Wieder einmal kicken die Browns den Ball nicht einfach aus der Endzone zum Touchback wie 95% der Liga. Es folgt eine Ansammlung von gruseligen Tackling-Versuchen und ein Big-Play, dass einen toten Gegner zurück ins Spiel bringt. Einziger Lichtblick ist Cody Parkey, der diesmal den DOINK an die Latte zu Punkten machte und unter 50 Yards sehr sicher wirkt.

Die Browns sind mit dem 4-1 immer noch Dritter in der AFC North…auch weil die Steelers nach der unfreiwilligen Corona-Bye die Philadelphia Eagles souverän mit 38:29 shclagen und somit unbesiegt in vier Spielen bleiben. Was fiel auf?

  • OROY: Der Offensive Rookie of the Year könnte sehr gut aus Pittsburgh kommen. WR Chase Claypool löst (leider) aktuell das große Problem der Steelers mit der Frage nach dem WR1. 7 Catches für 110 Yards und 3 Touchdowns gegen die Eagles unterstreichen die Gefahr, die vom Rookie-WR ausgehen, der mit dem Gardemaß von 6´4 auch für die Browns zur Missmatch-Waffe wird. Dazu haben die Steelers dann auch noch vielseitige Receiver um Juju, James Washington Diontae Johnson, die TE´s um Ebron und McDonalds wollen wir nicht unterschlagen.
  • No Run-Game: Die einst elitäre Offensive-Line schafft im Run-Blocking kaum Raum für RB Conner & Snell. Die 2,8 Yards per Carry zeigen, dass man das Laufspiel weniger fürchten muss als man kreativen Jet-Sweeps.
  • Blitzing-Machine: Defensiv sind die Steelers brutal schwer zu spielen. Das Team von HC Mike Tomlin spielt ultra-aggressiv und hat mit Abstand die höchste Blitz-Rate. Dabei sind TJ Watt, Dupree, Cam Heyward oder auch Tuitt schon allein stark, doch die Blitzes durch CB Mike Hilton (3 Sacks), LB Vince Williams (2 Sacks) oder auch S Edmunds und LB Devin Bush machen es brandgefährlich. Dennoch – die defensive Leistung gegen die Eagles enttäuschte teils. Carson Wentz konnte auch ohne wirkliche WR mehrfach das Feld heruntermarschieren und fast 30 Punkt scoren.

Teamvergleich

Position Vorteil
QB Steelers – Ich sehe hier zwei QB´s im Mittelfeld der Liga. Baker ist an einem guten Tag der gefährlichere QB, während Big Ben nach der langen Pause immer besser in Fahrt kommt und die neuen WR gut nutzt. Objektiviert nach den aktuellen Zahlen hat Big Ben (PFF 74,1) den leichten Vorteil ggü. Baker (66,7)
O-Line Browns – Mit Wyatt Teller wäre es klarer, so ist der Vorteil der Line nur klein. Die Steelers haben schon einen deutlich Schritt zurück gemacht , insbesondere im Run-Blocking. Big Ben wird aber noch gut geschützt.
RB Browns – klare Sache. Ich sehe bei den Steelers einen Bottom-5-RB-Corps, der äußerst harmlos daher kommt. Hunt und auch D.Johnson sind hier deutlich stärkere Waffen.
WR Push – rein qualitativ sind Beckham und Landry natürlich stärker, doch wie die Steelers aktuell die jungen WR wie Claypool, Washington, Juju und auch Diontae Johnson einsetzen macht diesen Corps zur Überraschung.
TE Browns – Hooper wird immer wichtiger, dagegen sind E.Ebron und V.McDonald bisher eher Mittelmaß.
D-Line Steelers – für mich die wohl beste D-Line der Liga. Während die Browns Myles Garrett und dann gute Spieler mitbringen, die aber häufig angeschlagen sind, kommen die Steelers mit einem überragenden TJ Watt und den ebenfalls starken Dupree, Heyward und Tuitt.
Linebacker Steelers – klare Sache. Devin Bush und Vince Williams sind mindestens solider NFL-Durchschnitt, während die Browns mit Malcolm Smith zumindest einen guten Starter gefunden haben, danach aber noch fleißig rotieren und nach langfristigen Startern suchen.
Cornerbacks Push – Joe Haden struggled diese Saison in seinem Karriereherbst und scheint nur noch nominell ein CB1 zu sein. Steven Nelson sowie Mike Hilton überzeugen dagegen. Bei den Browns sind Ward und Mitchell weiter souverän, hoffen aber natürlich auf die Rückkehr von Greedy Williams (auf IR). Der Nickelback bleibt verletzungsbedingt weiter ein Fragezeichen.
Safety Steelers – by a Mile…angeführt von Minkah Fitzpatrick und dem guten T.Edmunds ist Pittsburgh hier schnell und dynamisch aufgestellt. Davon können die Browns nur träumen,auch wenn weniger Snaps von Sendejo schon helfen würden.

Statistischer Vergleich

Stat Steelers Browns
Point per Game (Team vs. Gegner) 29,5 zu 17,4 30,8 zu 29,8
Passing Yards (Team vs. Gegner) 239,5 zu 237,5 198,2 zu 296,4
Yards per Carry (Team vs. Gegner) 4,5 zu 3,3 5,5 zu 3,9
3rd Down Efficiency (Team vs. Gegner) 48,3% zu 50,0% 45,2 zu 46,8
O-Line Ranking (Run/Pass) #20/#3 #1/#11
Turnover-Margin (Forciert vs. eigene) 7 zu 4 12 zu 6
Penalty Yards per Game (Team vs. Gegner) 52 zu 47 5×1 zu 50
Offense DVOA Rank #12 #14
Defense DVOA Rank #7 #16
Special Teams DVOA Rank #12 #31

Die Schlüssel zum Sieg

Blicken wir auf drei Säulen für ein erfolgreiches Duell am Sonntag aus Sicht der Browns.

  1. Den Blitz erwarten & nutzen: Die Performance der Offense beginnt erneut an der Offensive Line. Gegen die Colts verschaffte die Line zumeist reichlich Zeit für die Pass-Konzepte, was in der ersten Halbzeit zu der starken Performance mit über 200 Passing-Yards führte. Gegen die Steelers wartete jetzt eine andere Defense. Während die Colts zumeist nur 4 Spielers rushen, wird Pittsburgh verschiedene Blitz-Pakete in der Hinterhand haben und starten. Dann muss Baker die Blitzes frühzeitig erkennen und muss die Ruhe bewahren, auch wenn er den Ball schnell werfen muss. Wir werden mehr Dump-Offs sehen, hoffentlich aber keinen nervösen Baker, der die Pocket sofort verlassen muss/will. Solch aggressive Defenses kann man durchaus auch bestrafen, wenn die Konzepte schnell Receiver freilaufen lassen. Dazu hat Stefanski hoffentlich ein paar gute Screens und Sweeps im Konzept, welche die Steelers fordern und vom blitzen abschrecken.
  2. Baker on fire: Die Steelers lassen nur 3.3 Yards per Carry zu – ohne Nick Chubb kann man also erneut damit rechnen, dass die Browns am Boden nicht gewinnen werden. Es wird wie gegen die Colts einen Baker Mayfield brauchen, der akkurat, ruhig und on fire ist. Nach den sehr Zone-lastigen Steelers wird es deutlich mehr Man Coverage geben, wodurch die Receiver mehr gefordert sind die direkten Duelle zu gewinnen. Joe Haden gegen OBJ und auch Landry gegen Steven Nelson sind gute Duelle für die Browns, dazu die TE´s gegen die Linebacker.
  3. Ruhe bewahren: Es ist das erste Spiel nach den hitzigen Spielen samt Helmet Gate um Myles Garrett und Mason Rudolph. Sicher ist, dass die Rivalität auf einem extrem hohen Level ist. Neben den rein sportlichen Aspekten braucht es einen kühlen Kopf. In einem engen Duell schmerzt jede Flagge und erst recht Personal Penaltys oder gar Ejections. Die Browns haben zum Glück mit HC Stefanski einen ruhigen und vernüftigen Vertreter ohne Vorgeschichte, der sein Team hoffentlich auf das richtige Energielevel bringt.

Injury Report

Wir wissen bereits, dass CB Greedy Williams wieder fehlen wird und auf der IR-Liste verweilt. Mit seiner Waden-Verletzung scheint auch RG Wyatt Teller kaum Chancen auf einen Einsatz zu haben wird. Damit dürfte erneue Chris Hubbard spielen.

Der Report am Donnerstag sieht wiefolgt aus:

Fatal wäre natürlich, wenn Odell Beckham mit dem Infekt tatsächlich ausfällt, vor allem da auch Jarvis Landry diese Woche noch nicht trainiert hat. Aktuell ist die Tendenz bei den beiden Safetys Ronnie Harrison (im Concussion Protocol) und Karl Joseph ist eher negativ, so dass der Safetys Corps sehr dünn werden könnte.

Bei den Steelers scheinen viele der fraglichen Spieler fit zu werden, einzig bei G DeCastro sieht es eher nach einem Ausfall aus. Damit gehen die Steelers insgesamt deutlich gesünder in das Duell.

Offensiver Ausblick

Die Offense hat nun viermal in Folge über 30 Punkte erzielt, teils wirklich dominiert, aber in jedem Spiel auch längere Strecken geschwächelt. Welches Gesicht werden wir am Sonntag von der Offense gegen die ultra-aggressive Defense der Steelers sehen?

Im Laufspiel sehe ich durchaus Möglichkeiten besser als gegen die Colts zu performen. Zahlenbasiert wirken die 3.3 Yards per Carry zwar enorm gut, aber die Gegner der Steelers (Giants, Broncos, Texans, Eagles) haben allesamt kein sonderlich gutes Laufspiel. Ich traue der Browns-Line durchaus zu, dass man Kareem Hunt regelmäßig Platz verschafft. Mit Teller wäre ich jedoch optimistischer…

Spannend wird es natürlich im Passing Game. Die Steelers sind wie schon mehrfach betont sehr blitz-freudig, gleichzeitig scheint die Secondary aber durchaus angreifbarer als im Vorjahr. Vor allem CB Joe Haden (PFF 51,1) sollte man hier attackieren, idealerweise mit OBJ, wenn dieser fit wird. Natürlich gelingt dies nur, wenn die Browns in Pass-Protection und mit cleverem Playcalling den Ball schnell los werden und die Steelers-Defense auf Trab halten kann. Insbesondere gegen die Eagles hat man gesehen wie gnadenlos Pittsburgh einen Gegner niederblitzen kann.

Insgesamt bin ich zwar gespannt, aber wenig optimistisch, dass die Browns-Offense konstant Drives hinlegen kann. Es wird sicher erneut einige Big-Plays und gute Drives geben, aber ich fürchte viele Drives könnten mit Sacks, Throwaways oder gar Turnovern enden.

  • Kareem Hunt >80 Rushing Yards
  • Baker Mayfield sacked mind. 4x

Defensiver Ausblick

Nach dem eher pessimistischen Blick auf die Offense würde ich gern mit mehr Elan über den defensiven Ausblick schreiben, aber allein das Lazarett und die bisherigen Leistungen verbieten das.

Isoliert gesehen spielt die Brown-D keine gute Saison. In den letzten zwei Spielen rettete man sich jeweils durch forcierte Turnover (eine tolle, aber schwer reproduzierbare Eigenschaft) und Myles Garrett.

Ich gehe davon aus, dass wir Myles Garrett erneut viel auf der linken Seite sehen werden, um den schwächeren RT Okafor (PFF 55,3) zu attackieren, statt dem starken LT Villanueva. Abseits dessen frage ich mich jedoch, wie ohne Blitzes genügend Druck auf QB Roethlisberger ausgebübt werden soll, der den Ball sehr schnell los wird.

Über das Laufspiel der Steelers mache ich mir weitaus weniger Sorgen, da dort sowohl die RB´s vergleichsweise uninspirierend spielen, aber auch die Interior-O-Line wenig Platz schafft.

Dann bleibt abschließend die Frage, wie die Browns die vielen und heterogenen Waffen verteidigen wollen. Speedster Diontae Johnson, der physische Juju Smith-Schuster und der neue Star Chase Claypool haben gute Matchups gegen unsere Secondary, die TE´s dürften unsere mauen Cover-Linebacker ebenfalls gut zusetzen. Aktuell sind die Starting-Safetys der Browns Sendejo (PFF 44,6) und Sheldrick Redwine (19 defensive Snaps in ganz 2020). Ich sehe aktuell nicht, wie die Browns hier ohne Turnover regelmäßig die Steelers stoppen können.

  • >350 Passing Yards
  • <2 Sacks

Fazit

Die Preview mag frustrierter klingen als sie wirklich ist. Die Browns gehen für mich als leichter Außenseiter in das Spiel am Sonntag, was der Spread von nur +3,5 auch belegt. Und gleich vorweg – mit dem fantastischen Record von 4-1 wäre auch eine Niederlage kein Beinbruch, auch wenn die Division-Spiele natürlich besonders wichtig sind.

Mit Blick auf das Lazarett der Browns und viele ungünstige Matchups könnte der Sonntag aber schnell hässlich werden. Es hängt enorm viel daran, wie die Browns und speziell Baker Mayfield im Passing Game mit dem aggressiven Scheme zurecht kommen. Die Eagles zeigten zuletzt durchaus, wie man trotz schnellem Druck reichlich Yards produzieren kann. Es braucht einen meisterhaften Gameplan von Stefanski, um Pittsburgh hier immer wieder Nadelstiche zu versetzen.

Defensiv fehlt mir schlicht die Inspiration, wieso plötzlich die schwachen Linebacker und Safetys explodieren sollten, speziell mit dem wahrscheinlichen Ausfall von Ronnie Harrison. Hier müssen wir auf einen schwachen Tag von Big Ben hoffen und das Myles Garrett erneut einen Fabeltag hat. Objektiv sollten die Steelers hier den Browns reichlich Yards durch die Luft einschenken.

Am Ende gibt es natürlich auch eine emotionale Komponente mit dem ersten Spiel von Myles Garrett seit der Helmet Gate – in welche Richtung hier ein Vorteil an Motivation ist kaum abzuschätzen.

Browns 20 Steelers 31

Go Browns!