Week-12-Preview: Failing for Fields
Der Playoff-Zug in Cleveland hat Fahrt aufgenommen – danke des 22-17-Sieges gegen die Eagles stehen die Browns nun bei 7-3 und sind sogar an den Ravens vorbei gezogen für #2 der AFC North. In Jacksonville ist die Minshew-Mania schon länger vorbei. Die Jaguars stehen bei 1-9 und haben 9 Niederlagen in Folge zu verzeichnen. Wir schauen wie gewohnt auf die Ausgangslage und die Matchups, um eine Prognose abzugeben.
Week-11-Review
Der Heimsieg gegen die Eagles machte in etlichen Bereich Freude, wir sahen aber auch erneut bedenkliche Elemente im Spiel, die man genauer betrachten muss:
- D-Line-Depth shows up: Wir hatten es schon als Schlüssel zum Sieg benannt – es braucht Druck auf QB Wentz um ihn zu Fehlern zu zwingen. Der Ausfall von Myles Garrett (Corona) machte natürlich große Sorgen, doch die bisher eher leisen Mitstreiter im Pass-Rush um Olivier Vernon, Adrian Clayborn und Porter Gustin spielten herausragend. 5 Sacks, der forcierte Pick-6 und etliche wichtige 3rd-Down-Pressures waren die Basis für die tolle defensive-Leistung. Bis zum Turnover im 3rd-Quarter hielt man die Eagles ohne Punkte, erst die Garbage-Time erlaubte dann noch 10 unnötige Zähler. Diese Leistung macht Mut, auch wenn die O-Line der Eagles mitunter schockierend einfach den Druck erlaubte (Jason Peters Karriere geht eindeutig dem Ende endgegen). Weiter so, denn das macht es der Secondary deutlich einfacher
- Schlechtwetteroffense: Nun regnete es schon das dritte Spiel in Folge und machte es den QBs nicht einfach, wobei diesmal zumindest wenig Wind herrschte. Die zwei Fumbles können passieren, es macht aber schon Sorgen, dass die Offense nun über 3 Spiele insgesamt nur 29 Punkte erzielte (9,6 pro Spiel). Etwas überraschend war das Laufspiel erst im vierten Viertel wirklich erfolgreich, Kareem Hunt erlief bei 13 Versuchen magere 11 Yards und auch der Average von Chubb wird nur durch den 54 Yards-Lauf geschönt. Gegen starke D-Line gibt es hier Probleme. Im Pass-Spiel war Baker Mayfield zumeist gut, verfehlte aber ungewohnt die weit offenen TE´s in der Endzone. Die Offense gewinnt aktuell die Spiele jedenfalls nicht…
- Ugly-Wins matter: Die Browns haben die Chicago Bears abgelöst für den famosen Titel der „Ugly-Game-Winners“. Für den geneigten Fan von „schönem“ Football bieten die Browns seit Wochen wahrlich nichts. Umso beeindruckender ist es, dass die Browns bis auf den Raiders-Stinker diese engen Spiele allesamt nach Hause fahren. Die Stärke der Browns ist eindeutig ab dem 3rd und 4th Quarter die müden Defenses mit dem Laufspiel in die Knie zu zwingen. Eine super Eigenschaft. Ich glaube aktuell nicht, dass man größere Rückstände aufholen kann, aber man schafft es zu „finishen“.
Die Jaguars hatten es mit unserem AFC-North-Konkurrenten aus Pittsburgh zu tun und verloren chancelos, aber nicht mutlos mit 3-27. Welche Erkenntnisse gab es:
- Waffen ohne Support: Die Jaguars haben offensive Waffen mit WR DJ Chark, dem überraschenden undraftet RB James Robinson oder auch WR Laviska Shenault. Es fehlt aber an einer brauchbaren O-Line und zuletzt natürlich auch am QB, der sie einsetzt. QB-Rookie Luton spielt furchtlos und versucht die Chance zu nutzen, aber es wird schnell klar, dass auch er nicht die langfristige Lösung ist. Nun wurde er diese Woche sogar für QB Mike Glennon gebenched.
- No Sacksonville: Was für eine grandiose Defense hatte Jacksonville noch 2017 mit Ngakoue, Calais Campbell und dem CB Duo Ramsey und AJ Bouye. Mittlerweile hat man eine der schlechtesten Defenses der Liga und kassiert 29.8 Punkte pro Spiel. Der Aderlass in der Defensive wurde mitunter auch mit talentierten Spielern wie DE Josh Allen, DE Chaisson oder CB CJ Henderson aufgefangen, mit diesen ist Jacksonville aber mindestens noch 1-2 Jahre entfernt um wieder besser zu performen.
- Rebuild with Oldie Marrone: Es ist schon ungewöhnlich, wenn eine Franchise vor bzw. mitten in einem offensichtlichem Umbruch dabei auf gleich zwei sehr alte Personen im Coaching & Management setzt. Tom Coughlin war mit seinen 74 Jahren maßgeblich für den Ausverkauf verantwortlich und wurde im Dezember 2019 gefeuert, sein Head Coach Doug Marrone (56) durfte dagegen bleiben. Doch nach dem überraschenden Sieg über die Colts zu Saisonbeginn setzt es nur noch Niederlagen, auch gegen eher schwache Teams wie die Bengals, Lions oder Texans. Erwähnen sollte man aber auch, dass Spiele gegen Top-Gegner wie die Packers oder Titans sehr knapp gehalten wurden.
Die Roster im Vergleich
Position | Vorteil |
QB | Browns – Jake Luton spielt mutig, hat aber in den 3 Spielen mittlerweile ein Touchdown-Interception-Ration von 2 zu 6 bei 7 Sacks. Auch PFF sieht bei einem Rating von 39,8 kein großes Potential. Mike Glennon ist dennoch kein großes Upgrade, auch Glennon wohlmöglich weniger Fehler begeht und eher der klassische Gamemanager ist. Klarer Vorteil an Baker, der endlich wieder gutes Wetter hat. |
O-Line | Browns – leichter Vorteil für die Browns. Cam Robinson (PFF 65.9) spielt gut, ebenso LG A.Norwell (PPF 69.0) C A.Linder (76,8) und AJ Cann (PFF 69.7). Der Schwachpunkt ist etwas unerwartet der RT Jawaan Taylor (PFF 58.0). Die Line ist damit insgesamt gut, die Menge der Sacks geht eher auf die QBs |
RB | Browns – ich mag den undraftet Rookie James Robinson, der eine 1000-Yards-Saison schaffen kann. Ein flinker, undersized Runner, der mit guter Vision spielt und auch in das Passing-Game aktiv eingebunden wird mit 31 Receptions. Natürlich sind die beiden Browns-Backs dennoch besser. |
WR | Jaguars – leichter Vorteil an Jacksonville, die mit DJ Cark einen legitimen WR1 haben und dazu spannende Waffen haben mit Laviska Shenault und Keenan Cole und Chris Conley. Durch die Vielzahl wird der Ball auch sehr gleichmäßig verteilt. Die Browns rotieren aktuell mit dem Trio Landry, Higgins und Hodge eher im Mittelmaß. |
TE | Browns – klare Sache, auch wenn Hooper/Bryant/Njoku zuletzt nicht viel eingesetzt wurde. Die Jags haben den Oldie Tyler Eifer und O´Shaughnessy, die im Scheme aber kaum eine Rolle. |
D-Line | Browns – da läuft noch immer viel Talent herum bei den Jags. Firstounder K´Lavon Chaisson wird starten, da DE Josh Allen auf IR muss. Die beiden DT T.Bryant und Rookie-DT Hamilton sind die klaren Schwachpunkte, auch DE Gotsis ist maximal Mittelmaß. Die Browns sollten die junge D-Line dominieren. |
Linebacker | Push – die Namen klingen gut bei den Jags mit Myles Jack und Ex-Browns-Liebling Joe Schoebert. Doch Schoebert (PFF 47.9) spielt leider schwach, nur Myles Jacks überzeugt weiter. Bei den Browns bleibt Mack Wilson (PFF 32.0) unterirdisch, dagegen war zuletzt Sione Takitaki ein Mutmacher. |
Cornerbacks | Browns – Denzel Ward bleibt in Topform und wird hoffentlich fit für Sonntag. Mitchell agierte zuletzt okay, genauso wie Kevin Johnson solider wird. Die Jaguars haben mit CJ Henderson (PFF 57.9) viel Talent, der ist jedoch auf IR (Groin) und auch Sidney Jones (PFF 75.1) ist fraglich. Die Backups Tre Herndon (PFF 47.9) und Luc Baroo (47.9) kommen an das Niveau nicht ran. |
Safety | Push – Ronnie Harrison könnte das Wiedersehen mit dem alten Team verpassen aufgrund der Knieverletzung vom Sonntag. Bei den Jags ist Andrew Wingard (PFF 71,3) eine positive Überraschung, dagegen spielt Daniel Thomas (PFF 52.3) nicht gut als Backup von Josh Jones (IR). Bei den Browns wäre ohne Harrison wieder das alte Problem mit zu vielen Snaps für Oldie Sendejo zurück, auch wenn Karl Joseph gegen die Eagles sein bestes Saisonspiel hatte. |
Mit Blick auf die Roster sehen die Jaguars nicht zwangsläufig wie ein mieses 1-9-Team aus. Es wird klar warum man mit guten Teams zumindest mithalten kann. Doch die Browns haben wenige Ausreden mit solch eklatanten Voreilen in der Defense und auf der QB-Position.
Statistischer Vergleich
Stat | Jaguars | Browns |
Point per Game (Team vs. Gegner) | 20,2 zu 29,8 | 23,6 zu 26, |
Passing Yards (Team vs. Gegner) | 229 zu 282 | 188 zu 247 |
Yards per Carry (Team vs. Gegner) | 4,5 zu 4,3 | 4,9 zu 4,0 |
3rd Down Efficiency (Team vs. Gegner) | 43,0% zu 42,2% | 40,1% zu 45,6 % |
O-Line Ranking (Run/Pass) | #6/ #29 | #5/ #11 |
Turnover-Margin (Forciert vs. eigene) | 10 zu 16 | 17 zu 11 |
Penalty Yards per Game (Team vs. Gegner) | 62 zu 50 | 52 zu 46 |
Offense DVOA Rank | #25 | #17 |
Defense DVOA Rank | #31 | #16 |
Special Teams DVOA Rank | #13 | #28 |
Die Stats zeigen nochmal, warum die Jaguars mit 1-9 dastehen. Sowohl Offense, vor allem aber die Defense ist tief im hinteren Ligadrittel. Einzig im Run-Blocking und dem Laufspiel überzeugt Jacksonville. Die Browns finden sich in seeehr vielen Kategorien im Mittelfeld der Liga, nur das Run-Game zählt zur Spitze der NFL.
Injury Update
Corona und andere Verletzungen treffen die Browns hart. Wir wissen bereits, dass bei den Browns erneut DE Myles Garrett (Corona) fehlen wird – ein heftiger Ausfall, der hoffentlich genauso gut wie gegen die Eagles aufgefangen wird.
Schwieriger wiegt fast der Ausfall von CB Denzel Ward (PFF 75,5), der mit einer Wadenverletzung einige Wochen fehlen wird. Dadurch dürfte Kevin Johnson gegenüber von Terrance Mitchell auf den Außen starten, während Tavierre Thomas den Slot übernehmen könnte. Wie genau die Aufteilung aussieht werden wir am Sonntag sehen.
Ähnlich schmerzhaft dürfte für die Jaguars der Ausfall von DE Josh Allen sein, der eindeutig der beste Pass-Rusher im Team ist. Nachfolgt seht ihr den Injury Report vom Donnerstag
Offensiver Ausblick
Gute Aussichten für die Offense. Es geht nicht nur gegen eine der schwächeren Defenses der NFL, sondern auch das Wetter soll endlich im sonnigen Florida wärmer und besser werden. Gibt es also eine Explosion von Baker Mayfield mit über 300 Passing-Yards? Möglich, aber das muss es vermutlich nicht einmal.
Die Jaguars kassieren 30 Punkte im Schnitt, sind #30 in der Passverteidigung und #21 gegen den Lauf. Diese Defense hat zwar ein paar Bausteine, aber funktioniert als Gebilde nicht. Die Browns werden sicher wieder versuchen gegen die schwache Interior-D-Line das Laufspiel zu etablieren.
Aktuell muss man aber auch die Frage stellen, wie die Jaguars ohne Blitzing überhaupt Druck auf QB Baker Mayfield aufbauen wollen. Dann heißt es für die WR gegen die Backup-CB´s die individuellen Duelle zu gewinnen und die Drives zu beenden. Offensiv gibt es keine Ausreden…
Key-Matchups
- LT Wills vs. DE Chaisson
- WR Landry/Hodge/Higgins vs. CB Tre Herndon/Luc Barcoo
Predictions
- > 30 Punkte
- >450 Yards
Defensiver Ausblick
Die vielen Ausfälle machen natürlich Sorgen – es wird der beste Passrusher, der beste Cornerback und der wohl aktuell beste Linebacker fehlen.
Ich bin vergleichsweise optimistisch, dass man erneut genügend Pass-Rush aufbauen kann über das Trio Vernon/Clayborn/Gustin. Die Interior-D-Line hat ein schweres Duell, hier kann sich Richardson/Ogunjobi mal präsentieren. Dagegen fürchte ich um die Matchups der CB´s gegen die wirklich guten WR der Jags. DJ Chark als schneller und physischer WR könnte ein großes Spiel erleben, auch Shenault, Cole und Conley haben gute Aussichten. Natürlich hängt all das an der Performance von QB Mike Glennon, der erstmals seit 2017 als Starter aufläuft. Seine Career-Stats sind nicht einmal verheerend: 60.9 percent completion rate, 6.4 yards per attempt, 36:20 TD:INT. Glennon könnte zumindest passabel als Game-Manager agieren.
Das Laufspiel dürfte dennoch die Basis des Jaguar-Spiels werden. RB Robinson überzeugt hinter einer O-Line, die im Run-Blocking besser agiert als in Pass-Protection. Hier müssen sich die Browns im Vergleich zu weiten Teilen des Eagles-Spiels verbessern, als Miles Sanders lange mehr als 6 Yards per Carry hatte.
Key-Matchups:
- DE Vernon/Clayborn vs. LT Cam Robinson / RT Jawaan Taylor
- CB Mitchell/K.Johnson/T.Thomas vs. WR DJ Chark, Chris Conley, K.Cole
Prediction
- >300 Passing Yards
- >5.0 Yards per Carry, aber unter 70 Rush-Yards
Fazit
Viel Ungewissheit vor dem Duell am Sonntag. Wie spielt QB Glennon in seiner ersten vollen Partie seit 3 Jahren? Wie verkraften die Browns die defensiven Ausfälle?
Die Buchmacher sehen die Browns auswärts als Favorit mit einem Spread von -6,5 bei einem Over/Under von 49.0. Nach den punktarmen Regenschlachten der letzten drei Wochen glaubt man also an reichlich Punkte – genau wie ich.
Ich glaube die Browns können gegen diese Jaguars-D den Ball gut bewegen – sowohl via Lauf, aber endlich auch durch die Luft. Hier müssen die WR nach mageren Wochen deutlich mehr zeigen – hoffentlich werden die TE´s auch mehr eingesetzt. Wenn die Browns Turnover vermeiden sollte es wie in Woche 1-7 mal wieder über 30 Punkte geben.
Leider sehe ich auch defensiv viele Yards. Auch wenn Mike Glennon nur mittelmäßig spielt, hat er einfach zu viele gute Matchups. Dazu dürfte auch RB James Robinson gut spielen gegen die schwache Run-D der Browns. Hoffen wir, dass die Browns wie in den letzten Wochen zumindest einige Stops und Turnover hinbekommen, sonst droht ein Shootout.
Dennoch – die Browns gehen zurecht als Favorit in das Duell, auch wenn das Duell enger werden könnte als uns lieb ist. Browns holen sich den achten Sieg dank der Offense.
Browns 34 Jaguars 29
Go Browns!
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