Position-Preview – Teil III – Defensive Line & Linebacker
Weiter geht es mit der Preview der Defense! Nach dem OBJ-Trade ist der Hype natürlich über die Offense ausgebrochen, wobei sich die Defense in Sachen Qualität nicht verstecken muss. Wir blicken zunächst auf die Front-4 und dann auf die Linebacker Position.
Defensive Line (9)
Starter:
- DE: Myles Garrett, Olivier Vernon
- DT: Larry Ogunjobi, Sheldon Richardson
Backup/Rotation
- DE: Chris Smith, Genard Avery, Chad Thomas
- DT: Trevon Coley, Devaroe Lawrence
Cut:
- DE: Anthony Zettel, Wyatt Ray (PS), Jarrell Owens
- DT: Carl Davis, Brandin Bryant, Bryant Price, Daniel Ekuale
Die Browns-D-Line aus dem Vorjahr litt massiv unter zwei Problemen:
- Keine bis kaum Rotation: Gregg Williams ließ die 4 Starter regelmäßig 80-90% der Snaps spielen, einfach zu viel auch für junge Spieler wie Myles Garrett und Larry Ogunjobi. Trotz einiger Tiefe blieb Gregg stur und dies zeigte sich letztlich an der vergleichsweise enttäuschenden Production der Line. 23,5 Sacks der Defensive Line (davon jedoch 13,5 durch Garrett und 5,5 durch Ogunjobi) zeigen, dass die Pass-Rush-Production sehr stark von zwei Spielern abhängig war und der klassische 4-Man-Rush damit eher unbefriedigend und ausrechenbar wurde. Die Zahlen von Football Outsiders belegen dies. Die Pressure-Rate von 28,2% reicht nur für Rang 26 und ist fast 10% schlechter als die der Top-Teams (Rams, Steelers, Bears). Trevon Coley und Emanuel Ogbah waren weitestgehend unproduktiv und den Backups um Anthony Zettel und Chris Smith schenkte man kein Vertrauen.
- Schwache Run-Defense: In 2017 noch deutlich verbessert müssen wir hier einen klaren Rückschritt verzeichnen. Mit 4,7 Yards per Carry (25th) ist man hier im hinteren Drittel der Liga, die 135,2 Yards pro Spiel sind sogar nur gut für Rang 28. Auch wenn die Liga immer Pass-lastiger wird war die mangelhafte Run-D ärgerlich.
GM John Dorsey und HC Freddie Kitchen erkannten die Probleme offenbar ebenfalls und investierten deutlich in die D-Line. DE Ogbah wurde zu den Chiefs für S/CB Eric Murray getradet. Dafür wird nun Giants-Edge-Rusher Olivier Vernon die Browns gegenüber von Myles Garrett verstärken.
Vernon (28) kommt in seine 8. Saison und bringt 51 Sacks in seiner Vita mit. Vergleich wir die letzte drei Jahre zwischen ihm und Ogbah, können wir klar von einem Upgrade sprechen. Ogbahs durchschnittliche 4,1 Sacks pro Saison, gegenüber Vernons 7,3 Sacks pro Saison, sind ein erstes klares Indiz. Darüber hinaus kreierte Vernon auch weitaus mehr Pressure als Ogbah. 46 Pressure in 414 Pressure-Snaps sind ein starker Wert aus 2018. Folglich weist er eine beeindruckende Pass-Rush-Grade von 86,0 auf (13th in der Liga, Quelle). Ogbah dagegen kam nie über einen Pass-Rush-Grade von 60.
Hinter Vernon und Myles Garrett dürfte es spannender werden, um die Rotations-und Backup-Plätze. Chris Smith und Anthony Zettel wären die Veteran-Optionen. Chad Thomas ist nach der Nackenverletzung doch früher zurück als erwartet und kann sich aufgrund eines ordentlichen Camps Hoffnung machen, wenngleich sein Spot nicht gesichert ist. Halb dazuzählen muss man Genard Avery (4,5 Sacks, 42 Pressures. 14 QB-Hits), der weiter ein Hybride aus Strongside-Linebacker und Defensive End sein wird und in seiner Spezialisten-Rolle im Pass-Rush etliche Snaps bekommen sollte. Da Avery bislang viel verletzt fehlt, kann man die Entwicklung seiner Rolle schwerer beurteilen. Gegen die Colts konnte er aber endlich wieder auf dem Feld stehen. Momentan nimmt man vermutlich 4-5 DE´s mit in das Roster, wobei Avery hier eingerechnet ist. Zettel und Smith scheinen aktuell vorn zu sein, Wyatt Ray hat als UDFA eher Außenseiter-Chancen, zeigte aber einen ersten Sack gegen die Colts in Spiel 2.
In der Mitte sind die Starter klar gesetzt. Ogunjobi wird hoffentlich ein paar weniger Snaps spielen müssen, nachdem man ihm im Vorjahr die zu hohe Last anmerkte. Die Leistungen waren insgesamt dennoch sehr überzeugend, PFF gradete in mit einer 64,0. Ein sehr unterschätzter Neuzugang ist derweil Sheldon Richardson, der neben Ogunjobi starten wird und hoffentlich die Run-D aufwertet. Noch stärker wird er dagegen den Interior-Pass-Rush verbessern. Schaut nachfolgend selbst in welch hervorragender Gesellschaft sich Richardson befindet:
Highest pressure percentage, interior D-Linemen (2015-18):
1. Aaron Donald 17.8%
2. Geno Atkins 14.8
3. Fletcher Cox 14.2
4. Chris Jones 13.3
5. Sheldon Richardson 12.6
6. Malik Jackson 12.3
7. Mike Daniels 12.1
8. Kawann Short 11.4
9. Jurrell Casey 11.0
10. Cameron Heyward 10.9— Steve Palazzolo (@PFF_Steve) July 24, 2019
Hinter den beiden Starting-DT wird es interessant, denn wirklich sicher ist hier keiner. Vorjahres-Starter Trevon Coley muss nach einem sehr schwachen 2018 (PFF 50,4) sogar um einen Kaderplatz fürchten. Nicht zuletzt, weil hinter ihm die jungen Ekuale und Lawrence im Camp überzeugen. Nach zwei souveränen Auftritten in der Preseason scheint sein Backup-Spot aber sicherer.
Lawrence ist als Tackle mit enormer Power ein echter Konkurrent – Freddie Kitchens beschrieb ihn zuletzt als „unblockable“. Ein Clip unterstreicht seine Power:
#Browns DT Devaroe Lawrence showing why the DL spends so much time on the blocking sleds during TC.
Good get off, wins with inside hands, and sheds the left arm to make the tackle. pic.twitter.com/TcYxiy7PHe
— All22ChalkTalk (@All22ChalkTalk) August 13, 2019
Die jüngste Verletzung vom 15.08. könnte ihm jedoch Probleme im Endspurt machen. Im Rennen sind ebenfalls noch Carl Davis und Brian Price als Veterans. Price hatte mit 192 Snaps (16,4%) immerhin noch einen relevanten Anteil in der Rotation. Mit einer PFF-Grade von 58,5 konnte er aber nicht wirklich überzeugen und befindet sich aktuell weit hinten im Depth-Chart. Als kleiner Außenseiter könnte am Ende Daniel Ekuale das Roster schaffen, nach einem starken Camp. Im letzten Jahr noch auf der Practice Squad, sah er mehrfach 2nd-Team und vereinzelt 1st-Team-Reps und schaffte zuletzt gegen die Colts etliche gute Plays.
Vergleich zur Konkurrenz
- Elite: Eagles, Jaguars, Bears, Texans
- Very Good: Chargers, Browns, 49ers, Cowboys, Vikings, Bills, Steelers,
- Above Average: Ravens, Broncos, Lions, Panthers, Rams, Colts, Bengals, Saints
- Average: Chiefs, Falcons, Packers, Redskins, Jets, Patriots
- Unterdurchschnittlich/schwach: Raiders, Dolphins, Cardinals, Bucs, Giants
Fazit: Die D-Line der Browns hat stark an Qualität gewonnen, besonders durch die Neuzugänge Vernon und Richardson. Zusammen mit Myles Garrett in Jahr 3 und Ogunjobi dürfte der 4-Man-Rush wesentlich gefährlicher und produktiver sein. Blitzing werden wir weiter sehen, doch die Browns sollten insgesamt weniger dazu gezwungen werden, wenn die vier konstant liefern. Dahinter hat man solide Backups, aber bei weitem keine so starke Rotation wie beispielsweise bei den Eagles…
Linebacker (6)
Starter
- MLB: Joe Schoebert
- WILL: Christian Kirksey
- SAM: Ardarius Taylor
Backups
- LB/WILL Mack Wilson
- LB/MLB Takitaki
- LB/SAM Ray Ray Armstrong
Cut: Dedrick Young, Willie Harvey, Anthony Stubbs
Den zweiten Teil der Front-7 muss man etwas kritischer betrachten, nach einer sehr durchwachsenen 2018er-Saison. Schoebert brillierte in Coverage, gegen den Lauf hatte er mit zu vielen missed Tackles aber noch Luft nach oben. Dennoch, Schoebert ist und bleibt das Gehirn dieser Defense. Er gibt die Ansagen, liest die Offense und verlängert hoffentlich seinen auslaufenden Vertrag zeitnah. Einen solchen Spieler muss man halten:
Joe Schobert allowed a 72.4 passer rating when targeted and generated an 87.7 grade in coverage last season, which was second-best among LBs. pic.twitter.com/8WKDQ2d6T4
— PFF (@PFF) June 27, 2019
Bereits unter einem hochdotierten Vertrag spielt LB Christian Kirksey. Nach einer verletzungsgeplagten Saison 2018, mit nur 7 Spielen (43 Tackles, schwache 46,0 PPF-Grade), muss Kirksey seinen Vierjahresvertrag (4 Jahre, 38 Mio) nun in dieser Spielzeit rechtfertigen, um nicht von den jungen und günstigen Rookies überholt zu werden. Kirksey ist souverän gegen den Run, hat aber eklatante Schwächen in Coverage, die den Browns viele Probleme bereiteten. In der nächsten Offseason könnte man Kirksey mit nur 2,4 Mio Dead-Cap entlassen und damit 7,75 Mio an Cap Space schaffen. Folglich ist es eine Do-or-Die-Season für unseren Defense-Captain.
Aufgrund der Übernahme von DC Steve Wilks, werden wir in mehr als der Hälfte der Snaps nur zwei LB auf dem Feld sehen – eine Tendenz die man auch in der Roster-Planung spüren wird. Der Abgang von Jamie Collins (104 Tackles, PFF-Grade 62,3) war folgerichtig, nach teils sehr lustlosen Auftritten und teurem Vertrag. Die Lücke wird aufgrund der Scheme-Anpassung nicht so groß wie zu befürchten war, die über 100 Tackles müssen aber ersetzt werden. Als günstigen Nachfolger holte man aus Tampa Bay den LB Adarius Taylor, der nach der Verletzung von Kwon Alexander den Posten übernahm und recht souverän agierte (51 Tackles, 1 Fumble, 1 Sack), seine PFF-Grade (48,2) zeigt aber auch klar, dass wir hier nicht von einem gleichwertigen Ersatz sprechen können. Taylor sehe ich daher eher als Sicherheits-Option, falls die Rookies Mack Wilson und Sione Takitaki länger für die Adaption zur NFL brauchen.
Eben diese beiden Rookies sind das spannende Element und die Hoffnungsträger des LB-Corps. Mack Wilson scheint aufgrund seiner prominenten Rolle in einer NFL-nahen Defense in Alabama prädestiniert für eine schnelle Transition zur NFL
Can Mack Wilson continue to grow in his skills and gain success at the NFL level? pic.twitter.com/qtQ36LhL3G
— PFF College (@PFF_College) February 20, 2019
Die Stats aus dem Collegen unterstreichen seine Klasse in Coverage nur ansatzweise. Das Tape zeigt seinen hervorragenden Instinkt und das Spielverständnis (er war selbst QB in der Highschool). Folglich hat er eine tolle Antizipation und dazu die Skills auch stärkere Tight Ends zu covern. Das macht ihn für die Browns sofort sehr wertvoll in Passing-Downs. Gegen den Lauf fehlt ihm die letzte Aggressivität und das Gap-Shooting.
Sione Takitaki hat als überraschender 3rd Round Pick mittlerweile gezeigt, was die Browns an ihm mochten. Ein unfassbar harter Hitter, der stets mit gefühlten 120% Einsatz spielt. Diese Energie passt hervorragend in die Philosophie der Browns-Defense. Ihm fehlt noch das weitergehende Spielverständnis, welches Mack Wilson mitbringt, aber Takitaki bringt die richtigen Skills mit, um zeitnah Snaps zu sehen und sollte dem Special Team helfen.
Für eben jene Special Teams wird Ray Ray Armstrong vermutlich einen Roster-Spot erhalten. Der Spezialist ist zudem als Veteran eine solide Option, wenn Verletzungen der Starter auftreten sollten.
Vergleich zur Konkurrenz
- Elite: Cowboys, Patriots, Panthers, Bears, Broncos
- Very Good: Jaguars, Texans, Vikings, Bills
- Above Average: Steelers, Falcons, Eagles, Packers, Colts, Cardinals
- Average: Browns, Chargers, Chiefs, Bucs, Redskins, Jets, Lions, Rams, Saints, Ravens, 49ers, Raiders, Dolphins
- Unterdurchschnittlich/schwach: Bengals, Giants
Fazit: Mit einem hervorragenden Joe Schoebert und etlichen Fragezeichen reicht es zunächst nur für Liga-Durchschnitt, auch weil die vergangene Saison sehr enttäuschte bei den Linebackern. Vor allem die Tackling-Probleme waren eklatant. Man hat mit Mack Wilson und Takitaki zwei sehr unterschiedliche, aber vielversprechende Talente geholt, sowie Spieler für die Tiefe mit A.Taylor. Das Scheme von Steve Wilks legt weniger Wert auf die Linebacker, umso wichtiger wird es die zwei zentralen Spieler zu finden. Zur Vorsaison eine klare Verbesserung, aber längst keine Sicherheit, vor allem in Sachen Coverage.
In der letzten Episode blicken wir auf die Secondary und die kritischen Special-Teams Unit.
Go Browns!