Watchlist für die Preseason Games – Teil 3: Receiver

12. August 2018 0 Von Mike

Im heutigen Teil betrachten wir den Receiving-Corps der Browns etwas genauer. Dabei werden bewusst nicht nur die Wide-Receiver thematisiert, sondern auch Tight Ends und Running-Backs, die relevanten Anteil an Catches vermuten lassen.

Wie zuvor werden auch hier die aktuellen Fragen zum Receiving-Corps präsentiert, auf die man während der Preseason achten kann.

  1. Kehrt Josh Gordon zu den Browns zurück? Und wenn ja, wann?
  2. Jarvis Landry – ein reiner Slot-Spezialist?
  3. Welchen Impact kann Rookie-Sorgenkind Antonio Callaway haben?
  4. Steht TE David Njoku vor der Breakout-Saison?
  5. Receiving Backs – was können die RB´s von Coach Haley erwarten?
  6. Roster-Bubble: Janis, Higgins, CJ Board oder ein weiterer Sleeper – wer schafft das Roster?

 

Ausgangslage

Das Receiving-Corps der Browns benötigte nach einer schwachen 2017er Saison neue Impulse. Geprägt war die Spielzeit vor allem durch Frust – über QB´s, die offene Receiver nicht sahen, über ungenaue Pässe und unnötige Drops.

Von Kenny Britt trennte man sich folgerichtig noch während der laufenden Saison. Doch allein der Fakt, dass RB Duke Johnson mit 693 Yards Top-Receiver war, gefolgt von beiden Tight Ends zeigt das Kernproblem der Browns. Es fehlte bis zur Rückkehr von WR Josh Gordon ein Top-Receiver.

Mittlerweile wurde auch der #15-Pick von 2016 für einen mageren 7th-Rounder vom Hof gejagt, so dass im Vergleich zur Preseason des letzten Jahres ein großer Umbruch auf WR zu verzeichnen ist, während die 3 „Top-Receiver“ mit Duke Johnson, Seth DeValve und Njoku weiter an Bord sind.

Bei den Wide-Receivern sind Stand heute mit Jarvis Landry und Antonio Callaway zwei neue Starter vorgesehen. Dementsprechend passt auch die erste Frage an dieser Stelle:

Kehrt Josh Gordon zu den Browns zurück? Und wenn ja, wann?

Am 23.Juli erfolgte die „Schocknachricht“ – Josh Gordon wird zunächst nicht im Training Camp erscheinen. Brownsfans.de hatte zu dem Thema hier bereits direkt nach der News ein erstes Meinungsbild abgegeben.

Bisher sind folgende Dinge bekannt:

  • Josh Gordon hat keinen Drogentest verpasst oder verfehlt
  • Zum Coaching-Staff besteht Kontakt
  • Die Browns stehen hinter Gordon

Wir wissen zudem, dass sich Gordon in Florida fit hält und individuell trainiert. Darüber hinaus werden die Informationen sehr dünn.

Prognose: Josh Gordon kehrt zurück und steht in Week 1 gegen die Steelers sofort als Starter auf dem Feld – auch wenn er vorher kein Preseason-Game absolviert. Zu groß ist seine Qualität im Vergleich zum hinteren Rest des WR-Corps. Gordon wäre die perfekte Ergänzung, damit Jarvis Landry primär die Mitte des Feldes bearbeiten kann. Das Receiving-Corps ist MIT Gordon zweifellos wesentlich flexibler und gefährlicher.

Jarvis Landry – ein reiner Slot-Spezialist?

Der Aufschrei war groß als die Browns Jarvis Landry zu einem der bestbezahlten Receiver der NFL machten. Was haben die Browns in Landry gewonnen?

Einen Leader mit grandioser Work Ethic, wie man an seiner Brandrede im Camp sehen kann:

Landry leitet einen Heilungsprozess in einem Receiving-Corps ein, welcher seit mindestens 5 Jahre „vergiftet“ scheint von Veterans, die sich auf Verträgen ausruhten statt zu performen (Bowe, Britt) und jungen Receivern, denen schon auf dem College ein professionelles Verhalten abhanden kam (Coleman, …)

Die vielleicht besten Hände der NFL

Alle kennen die grandiosen One-Handed-Catches von Odell Beckham, wenige kenn das Highlight-Tape eines Jarvis Landry. Landry bringt eine Kombination aus überragender Körperkontrolle und sicheren Händen mit, die man unter anderem bei diesem schönen Backshoulder-Wurf sehen kann.

Prognose: Landry ist weitaus mehr als nur ein starker Slot-Receiver. Auch wenn ihm die elitäre Mischung aus Speed und Größe abgeht, kreiiert er mit hervorragendem Route-Running gute Separation. Alles unter 1000 Yards bei Landry wäre eine Überraschung. Er wird speziell für T.Taylor der Go-to-Guy. In der Preseason wird man ihn jedoch schonen.

Welchen Impact kann Rookie-Sorgenkind Antonio Callaway haben?

Kaum ein Rookie hat für so viele News gesorgt wie Callaway. Zu Beginn des Camps waren es noch erfreulich positive Nachrichten über seinen schnellen Impact und vielversprechenden Leistungen:

Nicht zuletzt wegen seiner konstant starken Leistungen wurde Corey Coleman getradet. In Berea traut man Callaway den Starting-Job zu. Warum? Schaut euch gern eines der Highlight-Videos von Callaway an:

Callaway wird durch seinen starken Play-Speed ein Problem auch für Verteidiger auf NFL-Level. Seine größte Stärke ist sicher seine Fähigkeit nach dem Catch, wenn er Defender aussteigen zu lassen. Eine Kostprobe davon gab es erst am Donnerstag gegen die Giants:

Prognose: Obwohl Callaway nicht nur Rookie ist, sondern sogar einen Großteil des Colleges verpasste, wirkt er auf dem Feld wie ein natürlicher Receiver. Drops werden uns sicher zunächst ärgern, aber die Upside von Callaway ist fantastisch. Dennoch bleibt offen, ob er je ein Profi werden kann und die Finger von Drogen und Partys lässt. Auch wenn der erste Zwischenfall ohne größere Folgen zu bleiben scheint, zeigt es das Callaways Reife höchst fraglich bleibt. Daher sind die Chancen auf Impact insgesamt unter 50% trotz des sportlichen Potentials.

 

Steht TE David Njoku vor der Breakout-Saison?

David Njoku fing in seiner Rookie-Season 32 Bälle für 386 Yards und 4 Touchdowns, die meisten aller Browns. Dennoch hatte wohl jeder das Gefühl das bereits hier wesentlich mehr drin gewesen wäre mit einem fähigen QB und besserem Playcalling. Was können wir in 2018 erwarten?

Wer jetzt automatisch eine Steigerung erwartet sollte zunächst fragen, wie der neue Play-Caller seine Tight-Ends normalerweise einsetzt. Todd Halyes Bilanz ist da durchaus spannend: Seit 2012 waren die Tight-Ends in den Offenses von Haley bei 78% aller Snaps auf dem Feld. Die Production war dabei aber eher Mittelmaß. Schauen wir auf seine Zeit bei den Steelers, hatte Jesse James in 2017 vergleichbare Werte (43 Catches, 372 Yards, 3TD´s). In den Jahren zuvor war Heath Miller in 2015 mit 535 Yards und 2014 mit 761 Yards bester Tight End unter Haley. Ist die sinkene Nutzung seiner Tight End begründet in seinem angepassten Scheme oder rein dem Talent geschuldet, mit dem er arbeitete? Das ist für uns kaum zu beantworten.

Njoku sollte rein vom Potential athletischer Natur der bisher beste Tight End sein, den Haley zur Verfügung hat als OC. Speed, Kraft und Route-Running passen bei Njoku, wie man hier auch sieht

Fraglich bleibt, ob Njoku seine Drops abstellen kann. Im Camp waren die Probleme offensichtlich, auch einfachste Würfe ließ Njoku fallen. Fehlende Konstanz ist für einen 2nd-Year-TE nicht dramatisch – doch um ein Top-Tight-End zu werden muss er das abstellen.

Prognose: Ich erwarte bei Njoku vor allem viele Touchdowns und eine hohe Präsenz in der Red  Zone. Haleys Scheme involviert TE´s durchaus, aber bei weitem nicht so oft wie man es beispielsweise bei den Chiefs oder Patriots sieht. Dennoch sollte Njoku massiv von den besseren QB´s profitieren und deutlich über 600 Yards und 5 TD´s produzieren.

Receiving Backs – was können die RB´s von Coach Haley erwarten?

Wie anfangs schon beschrieben war Duke Johnson zwar Top-Receiver im vergangenen Jahr, das war jedoch mehr aus der Not geboren. Was können die Backs Hyde, Chubb und Johnson im neuen Scheme erwarten?

399, 854, 503, 734 und 655 Yards erzielten jeweils die Running-Backs an Receiving Yards in den letzten 5 Spielzeiten unter Haleys Regime. Das ist beachtlich, aber nicht übertragbar auf die Browns.

Wieso? Die Steelers hatten Leveon Bell als Allzweckwaffe, während die Browns zwei designierte Runner mit Hyde und Chubb haben, sowie einen 3rd-Down Spezialisten und starken Receiver mit Duke Johnson. Insbesondere Carlos Hyde werden aus Zeiten bei den 49ers eklatante Schwächen im Passspiel nachgesagt. Rookie Nick Chubb fing in Georgia in den letzten drei Jahren ganze 13 Pässe für 30 Yards. Das stellt Haley vor eine Herausforderung. Um nicht ausrechenbar und eindimensional zu werden müssen Chubb und Hyde auch im Passing-Game überzeugen.

Prognose: Ich traue Hyde nicht mehr zu ein starker Receiving-Back zu werden. Unter Shannahan hatte er immerhin 353 Receiving-Yards, aber auch katastrophale 9 Drops.  Nicht zuletzt deswegen liegen die Hoffnungen eher auf Nick Chubb. Das Scheme von Haley offeriert grandiose Aussichten für die Running-Backs im Passspiel, fraglich ist nur ob Haley dies dem Trio auch zutraut. Der Einsatz von Duke Johnson hängt letztlich auch stark an der Frage ob Josh Gordon zurückkehrt. Ohne Gordon wird Landry deutlich öfter auf den Außen aufgestellt sein, was Duke in den Slot zieht.

Roster-Bubble: Janis, Higgins, CJ Board oder ein weiterer Sleeper – wer schafft das Roster?

Die Watchlist fokussiert natürlich immer auch Spieler, die eher um einen Roster-Spot kämpfen statt um den Starting-Job.

Jeff Janis kam als Free Agent von den Packers und erlangte vor allem durch seine Playoff-Spiele zu kurzer Berühmtheit.

Janis hat zwei Probleme. Er ist bisher nahezu das gesamte Training Camp verletzt und hat weitaus bessere Konkurrenz im Vergleich zu den vergangenen Jahren, als die Browns eine beliebte Adresse für Receiver war, die bei ihren bisherigen Clubs scheiterten (Kasen Williams, Sammie Coates,…). Jeff Janis bringt als Deep-Threat den Browns eine spannende Kombination aus Speed und ordentlichem Route Running. Vor dem Camp hatte ich Janis daher als Favoriten auf den WR3 oder WR4. Diese Perspektive ist durch seine Abwesenheit fraglich geworden. Umso ist er nun auf der Watchlist.

Rahard Higgins schien in der Offseason wie Ricardo Louis nah am Aus. Zu schwach waren die ersten beiden Jahre der beiden Picks aus dem 2016er Draft. Während Louis verletzungsbedingt die Saison fehlen wird, überzeugt Higgins im Camp aus ganzer Linie. Auch im ersten Preseason-Spiel zeigte er eine starke Leistung, insbesondere bei Comeback- und Out-Routes:

CJ Board hat sich mit dem Fumble beim Return sicher keinen Gefallen getan, doch seine Leisungen im Camp machen ihn zu einem Kandidaten für einen Backup-Spot.

Board muss definitiv positiver auffallen als gegen die Giants, wenn er im Roster bleiben will.

Damion Ratley ist als 6th-Rounder sicher ein leichter Favorit, weil er vom neuen GM Dorsey gepicked wurde. Dabei ist hatte Ratley auf bei Texas A&M kaum nennenswerte Production. Im ersten Spiel gegen die Giants auch lediglich ein Catch für 14 Yards. Bisher sammelt Ratley eher wenige objektive Argumente für einen Roster Spot und scheint rein sportlich prädestiniert für die Practice Squad.

Prognose: Ausgehend von der Rückkehr von Josh Gordon erwarte ich die Browns mit lediglich 5 nominellen WR, da auch Duke Johnson und Njoku/DeValve starke Anspielstationen sind. Neben Landry, Gordon und Callaway sind demnach zwei Spots frei. Aktuell sehe ich da Rashard Higgins und Jeff Janis, wohingegen Ratley und Board auf der Practice Squad geparkt werden. Impact erwarte ich am ehesten von Higgins, der eine starke Chemie mit Baker Mayfield aufbaut.