Watchlist für die Presason Teil 4: Front-Seven

21. August 2018 0 Von Mike

Nach zwei Episoden zur Offense der Browns schauen wir auf das Herzstück der Browns-Defense. Dabei werden aufgrund der Besonderheiten der Gregg-Williams-Defense die D-Line und Linebacker zusammen betrachtet.

Wie üblich beginnen wir mit den spannendsten Themen, die wir während der Preseason besonders im Auge haben:

  1. Rotation bei den Defensive-Tackles: Wer startet, wer fliegt noch raus?
  2. Konstanter Pass-Rush oder erneutes Blitz-Festival?
  3. Tight-End-Coverage: Droht ein erneutes Desaster?
  4. Kendricks als x-Faktor bei den LB – Backup oder wer wird weichen?
  5. Sleeper für D-Line & Linebacker – wer kann überraschen?

Ausgangslage

Gefühlt war die Front-Seven der stärkste Part der letztjährigen Browns-Mannschaft- Überragend gegen den Run (7th in 2017) und ultra-aggressiv (2nd most Blitzes, most on 3rd Downs). Aber nicht alles war rosig.

 

Die Browns waren zwar äußerst aggressiv, schafften aber dennoch nur eine durchschnittliche Effizienz damit den QB auch zu sacken oder mindestens unter Druck zu setzen (Rang 14). Wieso?

Das lag einerseits an einer Secondary, die zu schnell Separation zuließ und schnelle Anspielstationen ermöglichte. Zum anderen lag es sicher auch an der Qualität des Pass-Rush, speziell ohne Myles Garrett.

Bei den Browns bleibt in der D-Line bis auf den Abgang von Danny Shelton nach New England fast alles beim Alten. Kein Wunder, hier sind die Browns jung und durchaus breit aufgestellt. Für die Rotation auf DE ergänzte man DE Chris Smith aus Cincinnati. Die Linebacker dagegen stockten in der Tiefe ordentlich auf. Nachdem im Vorjahr ein Ausfall von Jamie Collins kaum zu kompensieren war, wurde diese Makel in der Free Agency durch Mychal Kendricks vom Superbowl-Champ und im Draft mit Genard Avery aus Memphis ausgemerzt.

  1. Rotation ist Trumpf bei den Defensive-Tackles: Wer startet, wer fliegt noch raus?

Die beiden Starter der Vorsaison sind aktuell draußen. Shelton komplett durch den Trade, Trevon Coley verletzungsbedingt noch einen Teil des Camps. Das heizt den Konkurrenzkampf an. Nutzen kann diese Situation aktuell vor allem Jamie Meder. Für viele eher ein Backup, ist Meder derzeit Starter, was sein schonender Einsatz in Week 1 gegen die Giants bestätigt.

Ogunjobi ist sicher der talentierteste der DT-Gruppe. Nach starkem Rookie-Year sind die Erwartungen daher zurecht hoch:

Es wäre sicher eine Überraschung, wenn Ogunjobi nicht der Kern der DT-Gruppe wird und einen hohen Snap-Anteil erhält. Insbesondere weil er nicht nur stark gegen den Run spielt, sondern zu dem wichtigen Interior-Pressure kreiert.

Spannend zu beobachten wird zudem die Entwicklung von DT Caleb Brantley. Vor dem Draft wegen einer Anklage tief gefallen, ist Brantley absolut talentiert und schreibt abseits des Feldes glücklicherweise keine Negativ-Schlagzeilen mehr.

Brantley durfte gegen die Giants am längsten auf dem Feld stehen. Ein Indiz, dass er noch eine längere Lernkurve hat und Zeit braucht. Mit lediglich 217 Snaps in der Rookie-Saison, in denen er aber einen tendenziell positiven Eindruck hinterließ, ist hierbei auch noch Luft nach oben. Wer ihn im College bei den Florida Gator gesehen hat weiß, dass Brantley vor allem im Pass-Rush noch mehr zeigen kann. Brantley ist damit ganz klar auf der Watchlist für die weiteren Spiele der Preseason.

Prognose: Ogunjobi sollte in Jahr 2 dem Spiel noch mehr seinen Stempel aufdrücken können. Ob Überraschungs-Mann Trevon Coley die starke Vorsaison wiederholen kann ist keineswegs sicher, daher ist nicht nur Jamie Meder wichtig für die Rotation, sondern vor allem Caleb Brantley ein wachsender Faktor für die konstante Rotation auf DT. Diese wird in Sachen Pass-Rush in diesem Jahr zeitweise ergänzt durch die Wechsel von Chad Thomas und Ogbah nach innen.

 

  1. Konstanter Pass-Rush oder erneutes Blitz-Festival?

Defensive-Coordinator Gregg Williams galt schon bei den Saints und Rams als Fan von aggressiven Defenses und verschiedensten Formationen: Ausgehend von der klassischen 4-3 Base-Defense (die er 2018 häufiger spielen möchte), über häufige 4-2-5 Nickel Defenses, bis zu zeitweisen 3-4-Aufstellungen und exotischen Formations: Bei Williams ist nahezu alles denkbar.

Wer mehr über das generelle Verständnis von Gregg Williams erfahren möchte, dem sei diese Video ans Herz gelegt:

„Blitz too much and you can hang your defensive backs out to dry with no help anywhere on the field,“ Diese Weisheit ist kaum abzustreiten. Je mehr Defensiv-Spieler den QB unter Druck setzen „müssen“, desto weniger können in Coverage helfen. Das System von Williams bleibt daher zurecht umstritten.

Zurück zum Thema Pass-Rush: Hier haben die Browns auf DE zwei hochtalentierte Pass-Rusher mit Myles Garrett und Emanuel Ogbah. Nur standen die beiden bisher zu selten gemeinsam auf dem Feld, aufgrund diverser Verletzungen. Danach wird es schnell dünn. Carl Nassib oder Nate Orchard scheinen kein Starter-Material für konstanten Pass-Rush. Chad Thomas und Chris Smith stehen hier im Fokus.

Und DE Chris Smith schafft bei den wenigen Snaps tatsächlich erste positive Ansätze mit einer guten Pressure-Rate. Kann er Ogbah sogar Konkurrenz um den Starting-Job machen? Der aktuelle Depth-Chart lässt es sogar vermuten.

Prognose: Der Browns Pass-Rush hängt maßgeblich am Knöchel von Myles Garrett. Mit ihm sind die Browns eine wesentlich gefährlichere Line. Neben den Defensive-Ends muss in diesem Jahr auch mehr Interior-Pressure durch die DT kommen. Zudem strahlen die Linebacker mehr Gefahr aus. Das macht Mut, dass die Browns ein gesünderes Blitz-Verhältnis erreichen.

  1. Tight-End-Coverage: Droht ein erneutes Desaster?

Eine erfolgreiche Strategie im Fantasy-Football in 2017? Stelle die Tight-Ends auf, die gegen die Browns spielen. Egal wie mittelmäßig diese sind. Ein Beispiel?

Ravens TE Benjamin Watson mit 8 Catches für 91 Yards im ersten Spiel, in der zweiten Partie mit 4 Catches für 74 Yards. Gegen die Browns sind das damit 165 Yards – in den restlichen 14 Spielen erzielte der gute Mann noch 357 Yards. Nicht zu vergessen, Watson ist bereits 37.

Warum können die Browns keine Tight-Ends verteidigen?

Die Suche nach der Antwort ist nicht ganz einfach. Zum einen ist das Starting-LB-Trio der Browns zwar stark gegen den Run, dafür aber unterdurchschnittlich instinktiv in Coverage. Um das Beispiel gegen die Ravens aufzugreifen. In diesem Spiel ließ das Trio sagenhafte 17 von 17 Pässen zu, für 159 Yards. Schlechter geht das im Prinzip nicht. Auch wenn das den Tiefpunkt in Sachen Coverage darstellt, sind die LB der Browns tendenziell einfach nicht gut in der Passverteidigung.

Wer verteidigt Tight-Ends noch? Genau, die Safetys. Und hier geht das Problem weiter. Auch hier haben wir hervorragende Run-Defender mit Derrick Kindred und Jabrill Peppers, die aber ebenso schwächeln in Coverage. Im Gegensatz zu den Linebackern ist hier jedoch Besserung in Sicht. D.Randall gilt als starker Pass-Verteidiger und auch Peppers zeigte zum Ende der Saison deutliche Steigerungen. Rein körperlich bietet jedoch auch Randall stets ein vorteilhaftes Matchup gegen große Tight-Ends.

Prognose: Viel Hoffnung zur Besserung gibt es nicht. Die Gegner werden weiter die Matchups mit unseren LB und Safetys suchen. Umso wichtiger wird es die Neuzugänge zu beobachten und welchen Mehrwert sie in Coverage liefern können. Gegen die Giants  war das ein erster guter Schritt – gegen die Bills schon wieder mäßig.

  1. Kendricks als x-Faktor bei den LB – Backup oder wer wird weichen?

Ein amtierender Superbowl-Champion wechselt zum 0-16-Team. Für Kendricks sicher eine Umstellung, für die Browns ein großer Gewinn an Qualität auf einer zuletzt dünn besetzten Linebacker-Position.

Nominell ist Kendricks als Middle-Linebacker vorgesehen, wo er in direkter Konkurrenz zum einzigen Pro-Bowler der Browns steht: Joe Schoebert. Doch Kendricks zeigt, dass er Starter werden will und kann:

Kendricks 1–Jahres-Deal für 3,5 Mio $ implimziert, dass Kendricks nicht zwangsläufig als Anker der Defense vorgesehen ist, sondern primär Tiefe bringt. Jedoch steht auf der Strong-Side Jamie Collins, nach verletzungsgeplagten Jahr, unter Druck. Sein teurer Vertrag kann in der kommenden Offseason günstig beendet werden – alternativ sogar diese Saison per Trade.

Kendricks ist flexibel genug um auch SAM zu spielen. Sein starkes Spiel gegen den Run und solides Spiel in Coverage ist nahe am Niveau von Collins nach seinen Verletzungen. GM Dorsey hat durch Kendricks hier alle Karten in der Hand.

Prognose: Kendrick oder Collins – nur einer wird in 2019 noch bei den Browns spielen. Kendricks hat es in der Hand mit überzeugendem Spiel zum Starter zu werden und in der nächsten Offseason zum Payday geladen zu werden. Vieles spricht für Kendricks.

  1. Sleeper für D-Line & Linebacker – wer kann überraschen?

 Kaum noch als Sleeper zu diesem Zeitpunkt zu bezeichnen ist Genard Avery:

Avery bringt in den Linebacker-Corps eine ultra-athletische Pass-Rush-Waffe, die Gregg Williams liebend gern einsetzen wird. Jedoch sollte man trotz der starken Preseason nicht erwarten, dass Avery startet. Er wird in der Rotation spielen, aber muss speziell in Coverage noch zulegen. Dennoch hat Avery Potential zum Steal des Drafts 2018 zu werden.

Justin Currie spielte im vergangenen Jahr noch Safety für die Browns. Die Conversion zum Linebacker läuft erstaunlich gut. Currie bringt einen ähnlichen Spielertyp wie Joe Schoebert mit. Schnell, wendig und vergleichsweise „schmal“ für einen Linebacker muss er durch seine Spielintelligenz brillieren:

Currie braucht sicher noch zwei weitere starke Preseason-Spiele, ist aber ähnlich wie Jabrill Peppers und Briean Boddy-Calhoun ein äußerst versatiler Spieler, der verschiedenste Defensiv-Formationen ermöglicht.

Prognose: Viele „Sleeper“ gibt es in der Front-Seven nicht. Und das ist ein gutes Zeichen, denn viele Starter sind hier gesetzt nach starker Vorsaison und guter Preseason. Sowohl die D-Line, als auch die Linebacker sind tief aufgestellt. Gespannt darf man daher vor allem auf Genard Avery als Überaschungs-Faktor sein.