Week 15 Preview – Baker goes Mile High

13. Dezember 2018 1 Von Mike

Gegendarstellung: Im Gegensatz zum Week-14-Preview leben die winzigen Playoff-Hoffnungen der Cleveland Browns noch. Auch weil man am Sonntag die Carolina Panthers für ihre Arroganz vor Anpfiff bestrafte und letztlich verdient gewann. Nun brechen die Browns auf ins kalte Denver, wo man gegen verletzungsgeplagte Broncos spielt und weiter an einem kleinen Wunder basteln kann.

Wir blicken im heutigen Preview auf die Ausgangssituation beider Teams und thematisieren dabei das starke Run-Game um Rookie-Sensation Philip Lindsay, aber auch die eher enttäuschende QB-Situation um Case Keenum.

Broncos 2018 – Playoff-Hopes? Not so (Mile) High..

Die Broncos waren in der Offseason einer der Kandidaten, die nach dem Desaster um First-Rounder Paxton Lynch einen neuen Franchise-QB suchten. Letztlich fiel die Entscheidung auf den zuvor sehr überzeugenden Case Keenum (Vikings), der einen hochdotierten Vertrag von John Elway erhielt.

Dazu draftete man im April den vermeintlich besten Edge-Rusher mit Bradley Chubb an #5 sowie mit WR Courtland Sutton jeweils hochtalentierte Spieler. Die dadurch geschürten Playoff-Hoffnungen vor Saisonbeginn wurden aber schnell eingestampft durch eine Niederlagenserie ab Spieltag 3. Hier der Überblick über die Spiele:

  • 27-24 Win vs.Seahawks
  • 20-19 WIn vs.Raiders
  • 14-27 Loss @Ravens
  • 23-27 Loss vs.Chiefs
  • 16-34 Loss @Jets
  • 20-23 Loss vs.Rams
  • 45-10 Win @Cardinals
  • 17-19 Loss vs.Texans
  • 23-22 Win @Chargers
  • 27-24 Win vs.Steelers
  • 24-10 Win @Bengals
  • 14-20 Loss @49ers

 

Die Heimstärke der Broncos ist schon länger bekannt. Dieses Jahr gab es zwar „nur“ 3 Heimsiege bei 6 Spielen, aber die Heimpleiten setzte es gegen echte Contender mit den Rams und Chiefs, sowie gegen die starken Texans. Auffällig ist sicher die Niederlagenserie von vier Spielen beginnend in Week 3. Hier vergeigten die Broncos eine Saison, die ohne die vermeidbaren Niederlagen gegen die Jets noch spannender wäre. In Folge dieser Serie widmete man sich schon der neuen Spielzeit und tradete WR Demarious Thomas zu den Texans, der auch direkt gegen sie in Woche 8 spielte. Den neuerlichen Mut mit überraschenden Siegen bei den Chargers und gegen die Steelers konnten die Broncos jedoch nicht vergolden. So stehen sie nun vor einer schweren Aufgabe die Playoffs noch zu erreichen mit dem Rest-Schedule bestehenden aus Browns, @Raiders und Chargers.

Gegen die Browns ist es nun für beide Seiten ein Must-Win-Game, schauen wir also zunächst auf den statistischen Vergleich:

 

Offense

Kategorie Broncos (Rank) Browns (Rank)
Points per Game 22,3 (20th) 22,5 (19th)
Passing Yards 228,0 (21st) 239,0 (17th)
Passer Rating 85,4 (26th) 86,8 (25th)
Run Yards 130,2 (7th) 120,2 (14th)
Yards per Run 5,2 (2nd) 4,6 (12th)
3rd-Down Conversion 32,7% (28th) 34,1% (27th)
Sacks allowed 30 (13th) 36 (17th)
Red Zone Scoring % 57,89 (17th) 71,05% (4th)
Time of Possesion 28:23 mins 29:47 mins
Turnover-Ratio +9 (4th) +9 (4th)

 

Defense

Kategorie Broncos (Rank) Browns (Rank)
Points allowed 21,7 (9th) 25,5 (24th)
Pass Yards allowed 264,2 (24th) 278,0 (31st)
Run Yards allowed 119,2 (19th) 133,3 (28th)
Yards per Run allowed 4,5 (18th) 4,7 (22nd)
Sacks 40 (4th) 30 (23rd)
3rd-Down Conversions allowed 38,9 (17th) 37,7 % (11th)
Passer Rating allowed 92,8 (14th) 84,0 (3rd)

 

ST/Overall

Kategorie Broncos (Rank) Browns (Rank)
Penalty Yards per Game 57,2 (16th) 55,9 (15th)
Special Teams Rank (Football Outsiders) 21st 30th

 

Was fällt auf?

  • Statistisch sind beide Teams und speziell die Offenses verblüffend ähnlich, was rein vom „Eye-Test“ nicht unbedingt zu erwarten war. Beide spiegeln in vielen Bereichen das Mittelmaß ihres Records wieder
  • Die Run-Offense der Broncos zählt wie schon die des letzten Gegners (Panthers) zu den stärksten der Liga. Mit 5,2 Yards pro Versuch ist das lauflastige Spiel verständlich. Spätestens ab der Red Zone bekommen die Broncos aber Probleme
  • Der Pass-Rush der Broncos wird ein echter Test für die O-Line. Die Browns ließen nur einen Sack in den letzten 3 Spielen zu – nun kommt die viertbeste Rushing-Defense der Liga

 

Broncos Taktik

Die Denver Broncos sind im zweiten Jahr unter Head Coach Vance Joseph noch nicht wirklich mit einer klaren offensiven Handschrift versehen. Jeder weiß, dass GM John Elway immer noch den legitimen Nachfolger von Peyton Manning sucht, nachdem erst Brock Osweiler zu teuer für eine Verlängerung wurde und dann sowohl Firstrounder Paxton Lynch, als auch Trevor Simian nicht überzeugten. Auch Case Keenum ist nun nach den übertriebenen Erwartungen eine Ernüchterung für die Fan-Base, die zwischenzeitlich schon nach dem „Bad Guy“ Chad Kelly rief, bevor sich dieser durch eine Verhaftung selbst ins Aus spielte.

Unter OC Bill Musgrave spielen die Broncos vom Typ her eine Spread Offense mit einigen Elementen der West-Coast-Offense. Wenig verwunderlich gilt „Run-First“  (Zone Run) und eine generell eher einfachere Offense, bedingt durch den ausgedünnten und jungen Receiving-Corps. Case Keenum spielt hier häufig und gut die Run-Pass-Option aus – ein Element auf das die Browns früh achten müssen. Mit den nun jüngeren und unerfahrenen Receivern sind zudem die Routes einfacher und generell kürzer geworden. Die Browns-D muss am Sonntag schnell schalten, die Broncos spielen gern No-Huddle.

Defensiv sind die Broncos längst keine „No-Fly-Zone“ mehr, aber immer noch eine insgesamt gute Defense, die von der Stärke der Front-7 lebt. Die früher herausragende Secondary um Aquib Talib, Chris Harris und co. ist dagegen entweder weg aus Denver oder aber verletzt. Schematisch spielen die Broncos weiterhin eine 3-4-Grundformation mit dem vielleicht besten Edge-LB-Duo um von Miller und Bradley Chubb. In Coverage spielen die Broncos auch bedingt durch den Qualitätsverlust in der Secondary nun mehr Zone-Coverage als gewohnt.

 

Key-Matchups

  1. OLB von Miller/Bradley Chubb vs. LT Greg Robinson / RT Chris Hubbard

Die Pass-Protection der Browns überzeugte nahezu vollkommen in den letzten Spielen. Ein einziger Sack gelang den Gegnern in den letzten 3 Spielen. Zuvor lag der Schnitt in den 10 Spielen bei 3,5 Sacks pro Spiel – einer der schlechtesten Werte der Liga.

Natürlich ist noch nicht alles goldig – so hatte LT Greg Robinson zuletzt gegen Mario Addison von den Panthers ziemliche Probleme, was unter anderem zu Holding-Penaltys wie schon im Texans-Spiel führte.

Die Protection für Baker wird in Denver besonders im Fokus stehen, denn diese Front-7 gehört nominell zu den stärksten der Liga. Von Miller, Bradley Chubb, Derek Wolfe oder auch die blitzenden Secondary üben eine ständige Gefahr aus.

Chubb brach erst am Sonntag bei der Pleite gegen die 49ers einen Franchise-Record mit den meisten Sacks eines Broncos-Rookies. Die 12,0 Sacks hatten zuvor nicht einmal von Miller erreicht im Debut-Jahr. Eben jener von Miller hat in 2018 bereits 13,5 Sacks. Die beiden Elite-Rusher jagen also fortan gemeinsam die QB´s und weitere Rekorde.

Die Zahlen zeigen es aber deutlich: Das Duo Miller/Chubb verbucht allein schon 25,5 der insgesamt 40 Sacks – bis auf den verletzten Shaquil Barrett hat kein Bronco mehr als 1,5 Sacks. Die Tackles stehen daher im absoluten Fokus.

Eine Prognose hierbei ist nicht leicht, da Baker gegen die geschwächte Secondary schnell offene Receiver finden könnte und dadurch die Tackles stark entlastet werden. Die letzten Wochen machten aber viel Mut:

  1. RB P.Lindsay vs. Browns Run-D

Die Cinderella-Story des Jahres kommt aus Denver, wo der undraftet Free Agent Philip Lindsay gegen die Browns die 1000-Yard-Rushing-Season perfekt machen könnte (bisher 967 Yards). Mit 5,8 Yards pro Lauf spielt Lindsay einfach bärenstark hinter einer guten Line, die vor allem im Zone-Blocking stark ist.

Gegen San Francisco jedoch hatte Lindsay sein bisher schwächstes Spiel mit nur 30 Yards Rushing und 2,1 Yards per Carry. Hier liegt auch gutes Tape, wie man die Broncos vom erfolgreichen Run-Game abbringen kann.

Wie die 49ers sollten die Browns idealerweise früh gut gegen den Run verteidigen, dann mit der Führung sind die Broncos gezwungen mehr zu werfen, wo sie wenige echte Receiving-Waffen haben.

Klingt fast zu schön um wahr zu sein – denn dafür muss man eben zuvor das Run-Game limitieren. Das Tackling muss deutlich besser ausgeführt werden als in den letzten Spielen und vor allem die Interior-D-Line darf sich nicht mehr so dominieren lassen.Ein Beispiel für die Tackling-Probleme der letzten Wochen sieht man hier:

Speziell von Trevon Coley kommt in der Run-D in der Saison insgesamt zu wenig (#115 bei den DT laut PFF).

Fazit: Die Browns haben bessere Chancen das Run-Game über die eigene Offense zu stoppen. Sollten die Browns hier schnell mit 1-2 Touchdowns in Front gehen, wird Vance Joseph schnell im Panikmodus das Run-Game verabschieden. Die Broncos spielen das Run-Game zudem eindimensionaler als zuletzt die Panthers, was den Brows zugute kommen sollte.

 

  1. QB Baker Mayfield vs. Broncos Secondary & Denvers Winter

Baker Baker Touchdownmaker. Baker Mayfield fasziniert weiter alle Browns-Fans – und wird auch gegen die Broncos eine Schlüsselfigur. Ziemlich sicher wird er zeitweise Pressure bekommen, ziemlich sicher wird er aber auch früh offense Receiver entdecken gegen eine äußerst löchrige Secondary.

Ein Beispiel? Gegen die Niners konnte TE Georg Kittle sagenhafte 210 Yards erzielen. Gerade Njoku sollte man gern häufig einbinden am Sonntag. Das größte Play von Kittle sieht man hier nochmals:

Bei den Broncos ist mit Ausfall von Star-CB Chris Harris eine wichtige Stütze weggebrochen. Gut für Jarvis Landry und co., der hoffentlich das dritte starke Spiel in Folge hinlegen kann. Immer wenn es gegen schwächelnde Secondarys geht, brilliert Landry. Dem steht am Sonntag nichts entgegen.

Wobei Baker wirklich aufpassen muss, ist die Fumble-Gefahr. Mit 8 forcierten Fumbles, dabei allein 4 durch von Miller, rauben die Broncos den Ball überdurchschnittlich häufig.

Abschließend ein Faktor, der hoffentlich keine große Rolle spielen wird – das Wetter, was im Dezember in Colorado kann mitunter unsanft für einen Quarterback werden, der in Texas aufgezogen und dann nur am Red River entlang im warmen Oklahoma spielte. Aber der Wetterbericht scheint ok:

  1. RB Nick Chubb vs. Broncos Run-D

Abschließend betrachten wir ein offensives Key-Matchup der Browns. Nick Chubb, der eigentlich seit dem Trade von Carlos Hyde ein Workhorse für die Browns ist und durchweg überzeugt.

Die Broncos sind trotz der recht starken Front-7 durchaus anfällig in der Run-Defense. Mit 4,5 Yards per Carry liegen im unteren Durchnschnitt der Liga. Aber auch hier das Beispiel vom Sonntag: die Niners haben mit ihrem dritten RB Jeff Wilson 90 Yards erlaufen können. In dieser Saison waren die Broncos in vielen der Niederlagen anfällig gegen den Run:

  • Rams: RB Gurley mit 208 Yards, 2 TDS´s
  • Jets: RB Crowell mit 219 Yards, TD
  • Chiefs: RB Hunt mit 121 Yards, 1 TD

Das sind zweifellos Ausreißer, welche jedoch beweisen, dass die Broncos bei etlichen Niederlagen primär durch eine schwache Run-Defense verloren. Am deutlichsten war dies bei der Niederlage in New York.

Nick Chubb kommt nun mit überragender Form hinter einer starken O-Line. In den letzten Spielen musste Chubb dabei gar nicht übermäßig viel rushen, da Baker auch im Passspiel brillierte. Gegen Denver kann es jedoch Sinn machen, früh stärker auf das Run-Game zu setzen.

 

Für Chubb sollte hier einiges drin sein. Zumal ein gutes Run-Game die Waffen der Panthers im Pass-Rush limitieren würde.

Der Blick in die Glaskugel – Predictions

Samstag zur Primetime gibt es das Duell der Browns im Mile High der Denver Broncos zu sehen – und es gibt reichlich Grund zum Optimismus.

Die Browns haben 3 der letzten 4 Spiele gewonnen, Baker ist in Top-Form und der Gegner ist durch bittere Verletzungen von Star-Spielern stark dezimiert. Die Niederlage gegen die Niners zeigte deutlich, dass man die neuerlichen Ausfälle (CB Chris Harris, WR Emmanuel Sanders) nicht mehr kompensieren kann.

Offensiv hängt damit fast alles an Philip Lindsay, was die Broncos eindimensional macht und das Run-Game schwächt. Die Browns können und sollten deutlich häufiger als sonst die Box vollstellen und Case Keenum zum Passen auf seinen unerfahrenen Receiving-Corps zwingen.

Für Freddie Kitchens gilt es zunächst das Run-Game zu etablieren. Nick Chubb könnte hier ein neuerliches 100-Yard-Game erreichen. Mit guten Run-Game können dann die Browns mit Play-Action die neuformierte Secondary vertikal testen. Jarvis Landry/Duke Johnson dürften auch in der Slot gute Erfolgschancen haben – hier muss vermutlich der Free Safety als Nickel-CB ran.

Die Browns gehen aus unserer Sicht als leichter Favorit ins Spiel, allerdings nur wenn die Tackles gegen Miller und Chubb halbwegs standhalten. Ansonsten ist nicht nur der Sieg, sondern auch unser Franchise-QB gefährdet. Die letzten Wochen machen aber viel Mut, dass Robinson und Hubbard standhalten.

Vegas dagegen sieht die Browns noch als Außenseiter mit einem Spread von +3, was allerdings dem typischen Heimvorteil entspricht, den die Buchmacher häufig geben.

Ich gehe positiver in das Spiel, welches schon Samstagnacht stattfindet. Ich erwarte einen Baker Mayfield, der einer neu formierten Secondary Probleme bereiten wird und die Browns auch mit Chubb eine ansprechende Offensiv-Leistung zeigen können. Das Spiel könnte durchaus schnell deutlich zugunsten der Browns kippen, wenn man Lindsay gut verteidigt – ähnlich wie McCaffrey in der zweiten Halbzeit. So oder so – Baker in Primetime wird die Browns zum nächsten Sieg führen.

Browns 24 Broncos 17

Go Browns!