Week 17 Preview – Spielverderber?

29. Dezember 2018 1 Von Mike

Wie schnell kann eine Saison doch vergehen, wenn man Freude am eigenen Team verspürt. Seitdem die Browns von Gregg Williams und Freddie Kitchens geführt werden, steht eine stolze Bilanz von 5-2 in den Büchern und eine klare Leistungssteigerung in der Offense ist zu verzeichnen. Im Saisonfinale kann man nun zwar nicht mehr um die Playoffs kämpfen, dafür aber dem Erzrivalen aus Baltimore eben diese Playoff-Teilnahme entreißen.

Wir blicken im Preview daher auf die zahlreichen Veränderungen zum Week-5-Sieg und auf die Schlüssel zum Sieg. Danach gibt es natürlich noch die Prediction, ob die Browns tatsächlich den Steelers in die Playoffs verhelfen können.

Week-5-Recap: Browns 12 Ravens 9

Woche 5 gegen die Ravens stellte nach der frustrierenden Overtime-Pleite in Oakland einen umkämpften Sieg dar, der gleichzeitig der letzte Erfolg in der Hue-Jackson-Ära bedeutete. Ein enges und punktearmes Spiel, in denen die Offenses zwar reichlich Yards produzierten (Browns 410, Ravens 416), aber letztlich nur einen einzigen Touchdown schafften.

So war es in der Overtime Greg Joseph, der das entscheidende Field-Goal zwei Sekunden vor Ende erzielte. Dabei lohnt sich ein Blick in ein paar Stats, die einen ersten Ausblick auf das zweite Duell geben:

  • Baker Mayfield mit 342 Passing Yards, 4 Spieler mit über 60 Receiving-Yards (Landry, Njoku, Willies, Higgins): Baker Mayfield hatte in diesem Spiel die bisher meisten Passing-Attempts mit 43, wovon er 25 anbrachte (58%). Man konnte die starke Secondary der Ravens in vielen Drives treiben, aber letztlich war die 3rd-Down-Quote mit nur 31% (6 von 19) zu schwach um mehr zu punkten
  • 5-2 Sacks Ravens: Die Pass-Protection in Week-5 ließ zu wünschen übrig. Beide Tackles hatten in diesem Spiel Probleme mit dem Pass-Rush, auch weil Baker unter Haley als Playcaller den Ball zu lange hielt. Vor allem der Bull-Rush von Suggs verursachte viel Druck. Das resultierte neben den 5 Sacks in über 12 Pressures und 8 QB-Hits.
  • Browns pressured Flacco in 28% der Dropbacks: Die gute Line der Ravens hatte seine Probleme mit den Browns. Neben der Problematik in der Pass-Protection sorgte das für „nur“116 Rushing-Yards mit einem Schnitt von 4,6 Yards per Carry. Zieht man die zwei Big-Plays ab sogar nur 3,4 Yards per Carry.

Gegen die Ravens hat die Defense insgesamt sehr gut performed, während die Offense erwartete Probleme hatte. Bekanntermaßen hat sich seit Week-5 viel geändert. Die wichtigsten Änderungen sind hier kurz aufgeführt:

Browns

  1. Coaching-Wechsel: In Woche 5 coachte noch Hue zusammen mit Todd Haley. Übrig ist seitdem nur Gregg Williams, der nun Interims-HC ist. Offensiv sind die Browns mit dem neuen OC Freddie Kitchen wesentlich gefährlicher. Am auffälligsten ist die deutlich gesteigerte Effizienz in der Red-Zone, im 3rd-Down und Bakers kürzerer Release, was die O-Line entlastet. So viele Sacks wie allein in diesem Spiel (5) gab es zusammen in den letzten 7 Spielen unter dem neuen Coaching-Regime. Das ist ein Statement für Freddie Kitchens als Playcaller.
  2. New Players – Hyde out, Chubb & Perriman in: Das Run-Game haperte gegen die Ravens mit nur 3,7 Yards per Carry durch Hyde. Mit Nick Chubb läuft es wortwörtlich besser (5,3 Yards per Carry). Dazu spielt nun erstmals der von den Ravens in Runde 1 gedraftete WR Perriman gegen seinen alten Verein, nachdem dieser im September entlassen wurde.
  3. LT-Change: Greg Robinson für Desmond Harrison. Der Wechsel hat sich für die Browns gelohnt. Obwohl auch Harrison vielversprechende Ansätze als Rookie zeigte, ist die Line deutlich stabiler seither. Robinson ist laut PFF mit einem Rating von 59,6 guter Ligadurchschnitt und ist bis auf einige ärgerliche Flags ein ordentlicher Left Tackle, der sich zuletzt auch gegen Top-Rusher wie J.Clowney, von Miller und Carlos Dunlap bewies.

Ravens

  1. QB-& Scheme Wechsel: Die Verletzung von Joe Flacco vor Woche 11 beschleunigte die Entscheidung in Baltimore den hochtalentierten, aber noch rohen QB aus Louisville starten zu lassen. Diese Entscheidung hat keiner bereut: Unter Flacco waren die Ravens 4-5, seither ist man 5-1 und damit Division-Leader. Einzig in Kansas City verloren die Ravens denkbar knapp. Damit einhergehend änderten die Ravens ihr offensives Scheme nahezu komplett. Der Fokus ist seitdem klar auf dem Run-Game mit vielen Option-Elementen, in denen entweder der RB oder QB Jackson selbst läuft, was die Ravens schwer ausrechenbar macht.
  2. Gud Edwards statt A.Collins: Der designierte Starter Alex Collins spielte noch in Woche 5, mittlerweile ist er auf IR. Für ihn spielt primär der undraftet Rookie aus Rutgers Gud Edwards, der überraschend gut performed und bereits drei Spiele über 100 Yards Rushing erreichte (Bucs, Raiders Bengals). Edwards ist sicher kein wirkliches Upgrade zu Collins, ersetzt ihn aber sehr passabel. Ansonsten sind die Ravens vom Verletzungspech nahezu komplett verschont.

 

Vor allem die jeweiligen taktischen Wechsel lassen das zweite Duell in einem völlig neuen Licht erscheinen. Der Sieg der Browns aus Woche 5 scheint lange her. Seitdem sind die Browns offensiv deutlich verbessert. Sowohl die Pass-Protection, als auch Baker Mayfields Passing-Game ist auf einem höheren Level als zu Saisonbeginn. Die Ravens dagegen brillieren im neuen Stil, welcher voll die Athletik von Jackson unterstützt, auch wenn das Passing-Game darunter leidet.

Key-Matchups und Schlüssel zum Sieg

  1. Spy Lamar: Run-Defense gegen Lamar Jackson und Gus Edwards

Die neuen Ravens sind das lauflastigste Team der Liga. Ein paar Beispiele? Hier der prozentuale Anteil des Laufspiels und die Gesamt-Yards per Lauf:

  • Chargers: 61% Run-Plays – 159 Rushing Yards
  • Bucs: 68% Run-Plays für 242 Rushing Yards
  • Chiefs: 61% Run-Plays für 194 Rushing Yards
  • Falcons: 65% Run-Plays für 207 Rushing Yards
  • Raiders: 63% Run-Plays für 242 Rushing Yards
  • Bengals: 73% Run-Plays für 267 Rushing-Yards

In der heutigen NFL ist das für jeden Gegner eine massive Umstellung. Üblicherweise läuft kaum ein Team über 40%, die Ravens dagegen stets über 60%. Logischerweise erlaufen sie viele Yards mit diesem Fokus, beeindruckender ist fast der Run-Average mit deutlich über 4 Yards per Carry, was bei diesem Volumen beeindruckend ist. Folglich steht die Ravens Defense seit dem Wechsel deutlich länger auf dem Feld. Time of Possesion kann ein entscheidender Faktor werden – wenn die Browns den Run nicht stoppen können, stehen sie schnell länger als 40 Minuten auf dem Feld. Das hilft wiederum der starken Defense der Ravens, die frisch bleibt.

Wie stoppt man diese Ravens im Laufspiel? Daraus gibt es noch keine gute Antwort auf Tape, denn jedes Team hatte bisher enorme Probleme, wie die oberen Zahlen beweisen. Hier sieht man aber ein zentrales Element – den Spy auf Lamar Jackson, um den QB in der Pocket zu halten:

Lamar Jackson läuft bisher als Quarterback beeindruckende 66 Yards pro Spiel im Schnitt und ist vor allem nahe der Endzone gefährlich (3 TD´s). Allerdings ist der Rookie noch unachtsam mit dem Ball – in jedem Spiel leistete sich Lamar mindestens einen Fumble.

 

  1. Protect Baker: OT G.Robinson/C.Hubbard vs. Ravens Pass-Rush

Wie bereits im Recap beschrieben hatte die Browns-Line große Probleme Baker Mayfield zu schützen gegen die Ravens. Nun ist die große Frage: Können die Browns diesmal Terrell Suggs (7 Sacks), Matthew Judon (7 Sacks) und Za´Darius Smith (8,5 Sacks) stoppen? Fraglos haben die Ravens keinen Top-10 Rusher, kommen dafür aber als Unit auf starke 43 Sacks (#6 der Liga).

Die Browns können dagegen mittlerweile stolz behaupten eine der besten O-Lines der Liga zu haben. Vor allem diese Statistik ist beeindruckend:

Es wird gegen die Ravens fraglos schwieriger als zuletzt gegen die Bengals. Die starke Secondary der Ravens erlaubt selten schnelle und leichte Separation und ist mit einem erlaubten Passer-Rating von 80,7 die #2 der Liga. Baker wird einen guten Tag brauchen und erneut schnelle Entscheidungen treffen müssen, um die Line zu entlasten. Es wird ein echter Test für die Browns-Line. Die aktuelle Form macht aber Mut.

  1. Pass-Rush gegen den Rookie-QB: Druck auf Lamar

Lamar Jackson ist als Passer noch nicht ausgereift. Auch wenn er zuletzt bessere Spiele als Passer zeigte, haben die Ravens Probleme wenn sie hinten liegen und werfen müssen. Nur im letzten Spiel gegen die Chargers warf Lamar für über 200 Yards. Nie ließ man ihn im Spiel mehr als 25 Versuche werfen, nie schaffte er mehr als 14 komplettierte Pässe.

Auffällig ist vor allem seine Schwäche „under pressure“. Hier verhält sich Jackson noch wie ein blutiger Rookie:

Ziel muss es sein, kreativ und gut zu blitzen, um Jackson keinen Rhythmus zu erlauben. Und besonders wichtig: Auch im Blitz den Spy abstellen, der verhindert, dass Lamar scrambled und Yards mit den Beinen macht. Genau das wird er versuchen.

Ein Beispiel für das kreative Blitzing sehen wir hier aus dem letzten Spiel gegen die Bengals:

 

Der Blick in die Glaskugel – Prediction

Die Betrachtung der rein sportlichen Matchups wird für dieses Spiel nicht reichen. Es ist Week-17, die Ravens spielen vor vollem Haus und MÜSSEN gewinnen, um die Playoffs zu erreichen. Kurioserweise ist die Ausgangssituation nahezu identisch zum Jahr 2017, als die Ravens in der gleichen Situation versagten:

Der Druck ist zweifellos auf den Schultern der Ravens und damit auch auf denen des unerfahrenen Rookie-Quarterbacks Lamar Jackson. Dagegen können die Browns mit Mayfield nicht nur den verhassten Ravens in die Suppe spucken, sondern gleichzeitig die erste Winning-Season seit 2010 erreichen und die Division mit einem fantastischen Record von 4-1-1 abschließen. Das nennt man positiven Druck.

Wer Baker Mayfield aus Oklahoma kennt weiß, dass er in genau diesen wichtigen Spielen immer am stärksten und aggressivsten aufspielte. Hier wird man sehen, ob sich das auf die NFL überträgt.

DER Schlüssel zum Sieg ist klar: Stoppt das Run-Game der Ravens. Wenn die Browns ähnlich gut agieren wie zuletzt gegen die Bengals, Broncos und zu großen Teilen gegen die laufstarken Panthers, dann werden die Ravens werfen müssen und Probleme bekommen. Dazu gilt es offensiv die starke Entwicklung zu bestätigen – vor allem in der Red-Zone und im 3rd-Down. Es ist fast nicht zu erwarten, dass RB Nick Chubb erneut über 100 Yards läuft, daher müssen Baker Mayfield und seine Receiver wohl erneut viele Plays kreieren.

Die Buchmacher aus Vegas sehen die Ravens als klaren Favoriten. Der Spread von aktuell +6 ist in den letzten Tagen aber deutlich zugunsten der Browns gesunken. Insgesamt ist die Favoritenstellung auch logisch, da es formal für die Browns um nichts mehr geht, für die Ravens dagegen um Alles. Mit dem Punkte-Spread von 40,5 erwartet man erneut ein punktearmes Spiel – diese Meinung kann man objektiv problemlos teilen angesichts zweier überzeugender Defenses und langen Drives der Ravens mit vielen Läufen.

Die Prediction kommt dieses Mal mit reichlich Bauchgefühl. Die Drucksituation der Ravens gepaart mit dem Rookie-QB Jackson gegen den „Dangerous“ Mayfield, der solche Situationen liebt, schreit nach einem Upset-Win für die Browns in einem engen Spiel. Mayfield führt die Browns im letzten Drive zum Erfolg (idealerweise auf Perriman) in einem Spiel in dem wir viele Turnover sehen werden.

Browns 20 Ravens 19

Go Browns!