Browns-Draft-Preview: Teil 1 – Offense: QB und WR

11. Februar 2019 0 Von Mike

Der Superbowl der Browns war in den letzten Jahren immer im April – nämlich der NFL Draft, an dem die Browns fast mit vielen hohen Picks die talentiertesten Spieler des Landes holen konnten. Mit der 7-8-1-Saison ist klar – die Browns sind auf dem aufsteigenden Pfad und deshalb im kommenden April nicht mehr in der luxuriösen Situation das meiste Draft-Kapital zu besitzen. Im Preview schauen wir deshalb genau über die einzelnen Positionen und neben Top-Spielern auch auf Sleeper. Unser Anspruch ist es dabei nicht wie die großen Draft-Experten alle Spieler zu bewerten, sondern vielmehr spannende Spieler für unsere Browns zu identifizieren und den Lesern einige „Rohdiamanten“ mitzugeben, auf die man in der Draft-Nacht achten kann. Später werden wir auch Mock-Drafts und Big-Boards veröffentlichen, hier beginnen wir im Februar noch etwas gröber. Neben einer kurzen Einschätzung zu Stärken und Schwächen geben wir euch noch Links an die Hand, um Spielausschnitte, Highlight-Tapes und Film-Session selbst zu begutachten.

Quarterback

  • Need: Backup QB hinter Baker Mayfield
  • Frühester Pick: 5th Round
  • Draft-Class: unterdurchschnittlich bis katastrophal

Die Browns werden maximal in den späten Runden einen Pick investieren, sollte man in der Free Agency keinen geeigneten QB hinter Baker ausmachen. Daher betrachten wir hier nur Spieler, die bisher unter dem Radar fliegen oder schlicht erst von Experten in den späten Runden erwartet werden. An der Stelle muss man aufgrund der wirklich schwachen Draft-Class glücklich sein, dass wir hier keinen großen Bedarf haben. Es wäre auch keine Überraschung, wenn die Browns im April 2019 keinen QB picken

Kyle Shurmur

  • Vanderbilt
  • 6-4, 225 Pounds
  • Round 5-7

Shurmur ist ein QB mit NFL-Gardemaßen, der in Vanderbilt als Starter zwei Jahre lang ok performte. Seine 58% und 63% Completion-Rate reichen zweifellos nicht für einen früheren Pick, aber Shurmur bringt ein paar Eigenschaften mit, die ihn zu einem QB mit Entwicklungspotential machen. Allen voran ein starker Arm und guter Zip bei seinen Würfen in kleine Windows, zeigt er in einigen Spielen beeindruckende Phasen, nur um kurz darauf wieder schwache Phasen zu haben. Konsistentes Spiel scheint eines seiner größten Probleme. Shurmur gilt als smarter und charakterlich feiner Kerl, der lernwillig ist. Eine gute Field-Vision, gute Accuracy und starke Hurry-up-Offenses sind weitere Pluspunkte. Gegen Pressure überhastet Shurmur wie viele junge QB´s und fängt viele Sacks.

Sollte Shurmur in Runde 6-7 noch verfügbar sein, macht man hier sicher nichts verkehrt – mir gefallen bei ihm einige Grundlagen, die mit guten Coaches für einem guten Back-Up reichen könnten.

Tape: Notre Dame 2018, Georgia 2018, Nevada 2018, Kentucky 2018

Jacob Dolegala

  • Central Connecticut
  • 6-6, 235 Pounds
  • Round 5-7

Ein Small-School Quarterback, der mit seinen beeindruckenden Maßen aktuell für Aufsehen sorgt. Die 61% Completion-Percentage bei 2221 Yards, 16 TD´s und 6 INT´s in 2018 sind nicht spektakulär, das wenige Tape von ihm zeigt aber einige Eigenschaften die NFL-Scouts mögen könnten. Ein erstaunlich schneller Release, gute Accuracy auch auf mittleren und tiefen Würfen und trotz der Größe eine gute Athletik, die er gern nutzt um außerhalb der Pocket zu scramblen. Die Würfe aus dem Lauf sind dabei sehr genau und gut.

Dolegala ist zweifellos schwer zu bewerten und unerfahrenen – Tape gegen gute Gegner gibt es schlicht nicht. In der Combine kann man noch genauer seine Technik beobachten. Auch hier gilt – die Anlagen sind da, den Rest müssen die Coaches meistern.

Tape: Columbia, Lincoln

Brett Rypien

  • Boise State
  • 6-2, 200 Pounds
  • Round 4-7

Rypien ist etwas gegenteilig zu den ersten beiden Kandidaten. Bei Rypien weiß man bereits ziemlich was man bekommt – ein Spieler mit niedrigen Ceiling, dafür aber sehr konstant. In jedem Jahrgang hatte er weniger als acht INT´s bei mir als 16 TD´s, im besten Jahr lag das Ratio bei 30-7 und damit sehr ordentlich. Einige Fans von Rypien reden ihn in die ersten drei Runden, doch dafür fehlt ihm die Arm-Strength und die „NFL-Throws“. Rypien ist sehr akurat in kurzen Würfen bis 10 Yards, danach werden Balltempo und auch die Accuracy problematisch. Damit erinnert er durchaus auch an Cody Kessler. Dazu gibt es wenig Tape, wie Rypien unter Druck agiert, hier war schlicht Boises Konkurrenz zu schlecht bzw. deren Line zu gut.

Positiv ist, dass er viel under-center-Erfahrung mitbringt, gut durch seine Progressions geht, dabei aber zu oft die „sichere“ Variante wählt. Seine Mechanics sind maximal ok bisher, seine „happy feet“ kommen deutlich zu oft, ansonsten wirkt seine Wurfbewegung aber flüssig.

Sollte Rypien bis Runde 5 fallen, kann man sich einen Pick durchaus überlegen, um einen guten Backup zu verpflichten.

Tape: Oklahoma State 2018, East-West-Shrine, Troy 2018, San Diego State 2018

 

  1. Wide Receiver
  • Need: WR1, Talents
  • Frühester Pick: #17
  • Draft-Class: überdurchschnittlich

Eine spannende Draft-Class, bei der die Combine massiven Einfluss üben wird. Denn viele der große WR kommen mit Speed-Fragen. Können sie auch auf NFL-Niveau Separation kreieren? Dafür ist der 40-Yard Dash und die Athletik-Übungen ein gutes Indiz. Wir schauen nun auf einige meiner persönlichen Favoriten basierend auf dem Tape, aber auch auf Kandidaten für spätere Runden.

AJ Brown

  • Ole Miss
  • 6-1, 225
  • Round 1-2

Aus meiner Sicht der beste Receiver der Draft-Class, der dennoch von vielen hintern Kelvin Harmon, Metkalf und Marquise Brown gesehen wird. Brown spielte zuletzt zwei unfassbar starke Saisons bei den Rebels mit 1252 und 1320 Receiving Yards bei je mehr als 75 Catches. AJ spielte jede Partie im College und sieht auf dem Tape schon seeehr nach einem NFL-Receiver aus. Starkes Route-Running, sehr gute Hände und eine sehr professionelle Einstellung sind alles positive Faktoren. Seine größte Stärke liegt sicher in den Yards after Catch, wo er reihenweise DB´s aussteigen lässt. Mich erinnert AJ recht stark an Juju Smith-Schuster. Hier stimmen alle wichtigen Faktoren: Hand-Eye-Coordination, schnelle Richtungswechsel und Täuschungsmanöver, Catches gegen Verteidiger am Mann, gute Instinkte und Spielintelligenz und schlicht viele Big Plays. Mit Brown bekommt man ein Komplettpaket aus einem starken Receiver, guten Blocker und lernwilligen Kameraden, der auch unter mentalen Druck (Morddrohungen im College) konzentriert auf dem Feld bleibt. An #17 für mich eine Option, mit etwas Glück rutscht AJ gegenüber den physisch beeindruckenderen WR in Runde 2.

Tape: Alabama, Highlights, Auburn, Kentucky

DK Metkalf

  • Ole Miss
  • 6-4, 225
  • Mid-1st bis 5th Round

Metkalf ist einer von drei starken Receivern der Rebels, die am Anfang der Saison für Furore sorgten. Leider verletzte sich der Big-Man mit einer schweren Nackenverletzung für den Rest der Saison. Die Combine ist für Metkalf so wichtig wie bei kaum einem anderen Spieler. Wenn er medizinisch gute Checks erhält und sein Speed im 40-Yard-Dash überzeugt winkt ein Top-10-Pick. Sollte eines der beiden Kriterien negativ ausfallen kann er sehr tief fallen. Metkalfs Körper ist absolut beeindruckend wie man hier sieht:

Man muss aber auch sagen, dass dieser Körperbau eher untypisch für einen NFL-Receiver ist. Vorteilig ist neben seiner puren Körpergröße sein enormer Catch-Radius, besonders nahe der Endzone. Gute Ball-Skills und starkes Blocking sind weitere Pluspunkte. Die Kernfrage ist schlicht: Kann Metkalf auf dem nächsten Level Separation kreieren oder ist er ein purer Possesion-Receiver? Das Problem – sollte er gut testen in Indianapolis wird Metkalf an #17 schon vom Board sein…

Tape: Texas Tech 2018, UL-Monroe 2018, Alabama 2018; Film Session

Kelvin Harmon

  • NC State
  • 6-3, 213
  • Mid-Firstrounder bis 2nd-Rounder

Harmon ist ein umstrittener WR dieses Jahrgangs – manche sehen ihn als den besten Receiver der Draft-Class, andere eher als Mid-Rounder auf dem nächsten Level. Harmon überzeugt mit starken Ball-Skills, er tracked den Ball wunderbar auf vertikalen Routes. Sein Route-Tree ist ansonsten noch eher limitiert. Besonders herausheben möchte ich noch sein starkes Blocking. Durch seine Größe und aggressive Spielweise kann er kleinere DB´s gut attackieren und überwinden. Dafür sind seine Yard-after-Catch-Fähigkeiten leider sehr mau. Auch für Harmon wird die Combine sehr wichtig, da es berechtigte Zweifel an seinem Speed gibt. Gefühlt gewinnt Harmon eher mit seiner Physis und Play Strength, was sich in der NFL jedoch eher schwer so durchsetzen lässt.  Ich mag Harmons Stil, aber an #17 wäre ein Pick zu früh, in der zweiten Runde könnte er schon weg sein, wenn die Browns an #49 picken.

Tape: Clemson 2017, Boston College 2018, Virginia 2018, Highlights

N´Keal Harry

  • Arizona State
  • 6-3, 215
  • Round: Late 1st – 3rd

Noch ein großer X-Receiver, der früh gepicked werden könnte. Ich persönliche sehe Harry nicht als Firstrounder, da ich nicht glaube, dass er genug Speed für einen WR1 mitbringt und im Gegensatz zu Harmon weniger physisch spielt. Harry spielt trotz seiner Größe flink auf kurzen Routes und gut gegen Press – eine wichtige Voraussetzung für die NFL. Sein Deep-Speed wird vermutlich nicht gegen starke Cornerbacks ausreichen. Hierbei muss Harry mit seinen langen Armen die Bälle im Zweikampf fangen. Er bringt eine gute Field-Vision mit, Sideline Catches sind eine seiner Stärken. Spannendes Prospect mit klasse Händen, bei dem man in der Combine genau hinschauen sollte. Gegen starke DB´s wie im Spiel gegen Washington (Byron Murphy) hatte Harry leider große Probleme. Lediglich 20 Yards standen am Ende für Harry…

Tape: Arizona 2018, Oregon 2017, Utah 2018, Highlights

Deebo Samuel

  • South Carolina
  • 5-11, 215
  • Round 2-3

Deebo hat seinen Namen angeblich, weil er gern andere mobbte in der Schule. Diese fragwürdige Eigenschaft mal beiseite ist es auf dem Feld das Markenzeichen von Samuel. Bei den Gamecocks spielt der eigentlich etwas zu kleine, aber bullige WR extrem physisch und intensiv. Ein guter Play-Speed kombiniert mit seiner etwas ungewöhnlichen Körperform machen ihn einzigartig und erinnern an DJ Moore oder den ehemaligen Raven Steve Smith. Samuel ist einer der besten Route-Runner des Drafts und vielseitig einsetzbar. Leider sind seine Ball-Skills maximal durchschnittlich, gelegentlich Drops und ein geringer Catch-Radius erfordern hohe Präzision durch den QB. Jump-Balls sind daher auch eher nicht sein Ding. Dafür ist Samuel nach dem Catch sehr agil und täuscht die Tackler regelmäßig. Insgesamt kann Deebo in der NFL sehr produktiv werden, auch wenn er kein WR1-Typus ist.

Tape: Clemson 2018, Texas A&M 2018, Tennessee 2018, Highlights

Emanuel Hall

  • Missouri
  • 6-1, 196 Pounds
  • Round 2-4

Hall kommt mit hochathletischem Background zum Football. Sowohl als Sprinter, als auch Hochspringer war er aktiv – beste Voraussetzungen für eine WR in der NFL. Seine Production im College war trotz Drew Lock als QB nicht berauschend. Seine beste Saison in 2018 brachten 828 Yards und 6 TD´s. Leider war Hall in jeder Saison etliche Spieler mit Soft-Tissue-Verletzungen handicapped. Besonders Harmstring und Groin sind leider gern wiederkehrende Themen. Auf dem Feld macht Hall jedoch Spaß – ein schneller Receiver, der gute, scharfe Routes läuft und auf kleinem Raum ebenfalls gut agiert. Die 20,5 Yards per Catch zeigen deutlich, Hall fühlt sich auf tiefen Routes besonders wohl und brilliert in Jump Balls. Man muss jedoch auch eine hohe Drop-Rate aus 2017 anmerken, seine Hände sind nicht auf Top-Niveau, verbesserten sich aber bereits merklich. Im Senior Bowl beeindruckte Hall und dürfte seinem Draft-Stock geholfen haben. Ab der dritten Runde sehe ich hier Value – auch weil er ein klarer Outside-Receiver ist.

Tape: Florida 2018, Georgia 2017, Wyoming 2018, Highlight-Tape

Jalen Hurd

  • Baylor
  • 6-4, 228
  • Round 3-5

Jalen Hurd ist ein kleines Phänomen. Als 5-Star-Recruit RUNNING-Back zu Baylor gekommen, um dort die Transformation zum WR zu versuchen, was angesichts seiner Athletik und Größe auch Sinn macht. Deshalb muss man verstehe, dass Hurd noch sehr roh als Receiver ist. Spannend ist Hurd auch wegen der Flexibilität – man kann Jalen durchaus noch für überraschende Laufspiele einsetzen, was einem cleveren Coach wie Freddie Kitchens neue Munition gibt, den Gegner zu verwirren. Als WR zählt zunächst die Kombination Size-Speed, während sein Route Running noch Nachholbedarf hat. Die Hände sind ok, aber nicht berauschend. Bei Hurd würde man in das immense Talent investieren, was hier schlummert bei einem Athleten, der gewillt ist die Transformation zu schaffen. In den mittleren Runde wäre er einen Pick wert.

Tape: Oklahoma 2018, Oklahoma State 2018, Highlight-Tape

Andy Isabella

  • Massachusettes
  • 5-9, 190
  • Round 3-5

Es wäre schlicht die Cinderella-Story für Isabella und die Browns. Der eigentlich zu kleine WR, der in Mayfield (Ohio) zur Highschool ging und nun als Slot-Receiver für Furore sorgt. Isabella ist verdammt schnell und mit seiner kleinen Statur schwer zu erwischen, allerdings sorgt die fragile Statur auch für Fragezeichen auf NFL-Niveau. Nahezu 1700 Yards in 2018 und 13 TD untermauern seine Gefahr auf dem Feld, die nicht zuletzt durch sein Special-Teams Game gefördert wird. Seine schnellen Füße, guten Routes und Fakes zeichnen Isabella aus. Mit einer starken Combine könnte er an Day 2  seinen Namen hören – die Browns könnten ihn trotz der geringen Körpergröße allein schon als Special Teamer und Speedster gut gebrauchen.

Tape: Georgia 2018, Boston College 2018, Mississippi State 2017, Highlights

Jaylen Smith

  • Louisville
  • 6-2, 227
  • Round 5-7

Die Kombination von Lamar Jackson und Smith war zwei Jahre lang sehr erfolgreich. In 2017 noch mit 980 Yards und 7 TD´s. Ohne Lamar fiel die Production deutlich ab, nur 550 Yards und 1 TD´s unterstrichen eine enttäuschende Saison der Cardinals, wobei Smith auch fehlende Motivation ohne fähigen QB vorgeworfen wurde. Folglich ist der Draft-Stock für Smith recht gering. In späten Runden schaut Dorsey aber gern nach Talenten, die wie Smith reichlich Potential mitbringen und das ist hier der Fall. Gute Größe, sehr guter vertikaler Speed, verlässliche Hände. Jaylen müsste vor allem gegen Press-Coverage noch deutlich besser werden. In den letzten beiden Runde könnte man ihn jedoch locker picken und auf seinem Talent aufbauen – mit Baker hat er ja einen starken QB.

Tape: Alabama 2018, Mississippi State 2017, Highlight 2018, Highlights 2017