Browns-Draft-Preview: Teil 5 – Defense: Edge-Rusher
Wir bleiben in der D-Line und suchen den idealen Konterpart von Myles Garrett und mehr Tiefe. Die Bewertung der Defensive Ends ist nicht ganz einfach. Ogbah ist keineswegs unterirdisch, überzeugt aber auch nicht genug um sich in hoher Snap-Zahl auf ihn zu verlassen. Dahinter haben die Browns mit Anthony Zettel noch einen guten Pickup via Waiver im Kader. Für mich gibt es damit zwei Ansätze: Früh und massiv angreifen im Draft oder erst spät mit einem Development-Prospect. Wir betrachten daher beide Möglichkeiten.
Edge-Rusher Class of 2019
Eine gute, vielleicht sogar sehr gut Class von Pass Rushern, die an der Spitze mit Nick Bosa und Josh Allen stark besetzt ist. Die beiden Spieler betrachten wir aufgrund des Pick an #17 nicht. Doch auch für die weitere erste Runde gibt es spannende Spieler. Die Tiefe der Draft-Class ist ok, aber nicht überragend. Ab Runde 3 muss man schon einige Umwege zu Startern akzeptieren.
Clelin Ferrell
- Clemson, Junior
- 6-5, 260
- Round 1, Top-20
Die Clemson D-Line ist historisch gut gewesen und es ist gut möglich, dass gleich 3 von ihnen in der ersten Runde gepicked werden (Ferrell, Wilkins, Lawrence). Dabei sollte Ferrell im Normalfall unter den Top-10 gepicked werden als der der vielleicht beste Edge-Rusher nach Nick Bosa. Ferrell überzeugte in den drei Jahren in Clemson durchweg und schloss 2018 mit 11,5 Sacks ab. Im Pass Rush überzeugt er mit einer starken Mischung aus Size-Speed und guten Moves, wobei er sicher noch mehr Finesse in sein Move-Set bringen kann. Ferrell ist ohnehin mit 22 Jahren noch mit Raum nach oben, bringt aber schon viel mit um sofort zu starten. Dazu gehört auch ein disziplinierte Run-Defense. Insgesamt ist Ferrell zwar kein Elite-Athlet, aber technisch schon recht weit und konstant. Zudem passt er perfekt in ein 4-3-Scheme als DE und könnte mit Ogbah ein starkes Duo bilden in der Rotation. Ob er bis #17 fällt kann man damit nur hoffen.
Brian Burns
- Florida State, Junior
- 6-5, 231
- Round 1
Der erst 20-jährige Burns kommt als echter Speed-Rusher und Top-Talent mit in den Fokus. Der Junior kommt nach nur 3 Spielzeiten von den Seminoles und sollte ein sicherer Firstrounder sein. Er bietet ein tolles Fundament aus enormen Speed, Football IQ, bereits guter Technik und überzeugender Production (10 Sacks in 2018). In der Laufverteidigung nutzt er auch kleine Lücken aus um die Gaps zu penetrieren und den RB zu erreichen (15,5 Tackles for Loss). Mit enormer Mobilität und Bend ärgert er sichert auf in der NFL schwerfälligere OT. Klar ist aber auch – mit nur 230 Pfund ist er ein Leichtgewicht auf der Position und lässt teils die wünschenswerte Power vermissen. Ob er Gewicht zulegen kann und dabei gleichzeitig seinen Speed behält bleibt eine Kernfrage. Auch Burns wäre ein tolles Komplementär für Ogbah und Garrett.
Montez Sweat
- Mississippi State, Senior
- 6-5, 245
- Round 1-2
Sweat gefällt mir als explosive Edge-Rusher, der sowohl als Run-Defender als auch im Pass-Rush überzeugt. Seine 14,5 und 15,5 Sacks in den letzten beiden Jahren unterstreichen seine Qualität – daher bleibt es verwunderlich warum er von Michigan State transferieren musste. Zum Elite-Rusher fehlt ihm der „Bend“, also die Mobilität um die Kurve in Rushes zu packen. Das limitiert Sweat, allerdings konnte mit dem explosiven ersten Schritt, gutem Einsatz der Hände und seiner Power dennoch regelmäßig die Tackles überwinden. Vor allem aber seine kreativen Rushing-Moves helfen ihm letztlich und machen Hoffnung, dass er auch in der NFL schnell Impact haben kann. Da Sweat an #49 sehr unwahrscheinlich noch auf dem Board sein wird, müssten die Browns schon an #17 oder per leichtem Trade nach hinten über ihn nachdenken.
Jachai Polite
- Florida, Junior
- 6-2, 235
- Round 2-3
Noch ein Speed Rusher, der aufgrund seines eigentlich zu kleinen Frames aber Fragezeichen mitbringt. Dank seiner Breakout-Saison in 2018 (11 Sacks, 19,5 Tackles for Loss) ist er in Diskussionen um die erste Runde im Draft. Polite spielt mit hervorragenden Einsatz und nutzt seinen Speed und Mobilität gut aus, ist jedoch im Run-Game extrem limitiert und lässt sich teilweise herumschubsen. Ein vielseitiges Arsenal an Rush-Moves und gute Technik imponiert mir. Aufgrund seines Frames vermuten viele, dass er kaum relevant an Gewicht und Power zulegen kann ohne seinen Speed einzubüßen. Bei Polite bin ich hin und hergerissen. Die starke Saison und seine quirlige Art gefallen mir, jedoch hat er davor nahezu null produziert und hätte besser noch ein Jahr im College verbracht. So sind für die erste Runde aus Browns-Sicht deutlich zu viele Fragezeichen, aufgrund des kleinen Frames könnte er tiefer in die zweite Runde fallen als aktuell viele vermuten. An #17 wäre er mir zu früh, auch da ich ihn aktuell eher im 3-4 als OLB sehe denn als 4-3-DE mit den Händen im Dreck.
Jaylon Ferguson
- Louisiana Tech, RS Senior
- 6-5, 265
- Round 1-2
Ein Small-School-Prospect mit unglaublichen Stats in 2018 (17 Sacks, 26 Tackles for Loss), der etliche Vergleiche zur Vorjahres-Überraschung Marcus Davenport zieht, für den die Saints sogar teuer an #14 vortradeten. Ferguson bringt einen nahezu idealen Körperbau mit, ist jedoch athletisch nicht auf Top-Niveau. Mit seiner Explosivität, puren Kraft und gutem Football-IQ muss er das auch gar nicht. Sein Bend ist für einen Edge-Rusher nicht ideal, dafür ist sein Handeinsatz hervorragend und er hat tolle Spin-Moves im Repertoire. Auch in der Run-Defense gibt es nichts auszusetzen, hier setzt er seine Power gut ein, erkennt Gaps schnell und ist ein souveräner Tackler. Allerdings muss man seine fantastischen Zahlen in Relation zu den schwachen Gegnern setzen. Die Combine wird für ihn durchaus wichtig für die Fragezeichen hinter seiner Athletik. An #17 wäre Ferguson durchaus eine Option, bis #49 wird er kaum durchgereicht bei seinem Potential.
Jalen Jelks
- Oregon, Redshirt Senior
- 6-5, 245
- Round 3-5
Jalen Jelks ist ein spannendes Prospect für die mittleren Runden – wenn man seinem Coaching-Staff viel zutraut. Denn Jelks kommt als sehr roher Edge-Rusher, dessen Physis alles mitbringt um in der NFL zu starten. Gute Länge, enorme Quickness und ausreichende Power – die leider wegen mangelnder Technik nie mehr als 6,5 Sacks pro Saison produzierte. Seine Run-D gefällt danke seiner Schnelligkeit und guten Range bereits jetzt. Jelks fehlt bisher vor allem das Finish, er schafft es häufiger in die Nähe des QB, aber zu selten zum Sack. In der NFL sehe ich ihn zunächst als Backup mit Upside.
Wyatt Ray
- Boston College. Senior
- 6-3, 250
- Round 5-7
Ray fliegt bisher nahezu vollkommen unter dem Radar. Auf den ersten Blick fällt sein fast prototypischer Körperbau und die gute bis sehr gute Athletik auf. Eine spannende Mischung auf Speed und Power, die erst im Senior Jahr zu einer Production führte, die okay ist (9 Sacks, 11,5 Tackles for loss). Bisher gelingt es ihm aber nicht sein Potential wirklich abzurufen. Ein Pick von ihm basiert rein auf seinem Talent und der Hoffnung, dass er durch ordentliche Coaches seine Pass-Rush-Moves, Power und Technik soweit verbessert, dass er sein Potential abrufen kann. An Tag 3 ist platz für genau solche Spieler.
Sutton Smith
- Northern Illinois, RS Junior
- 6-0, 225
- Round 5-7
Smith ist gleich auf verschiedenen Ebenen interessant. Auf Edge spielte er in Northern Illinois sehr erfolgreich: 15 Sacks in 2018, 14 Sacks in 2017, dazu jeweils mehr als 25 Tackles for Loss. Dabei ist Smith für einen Edge-Rusher deutlich undersized und zu leicht. Sutton ist ein Speed Rusher mit guten Moves und talentierten Hand-Einsatz. Gegen den Run fehlt ihm deutlich die notwendige Power. Dazu kommt ein hoher Motor und klasse Einsatz. Auf dem nächsten Level sehe ich ihn wie viele andere nicht als DE, sondern eher als Linebacker mit hohen Pass-Rush-Qualitäten. Er könnte so eine ähnliche Transformation durchmachen wie Joe Schoebert nach dem College oder zuletzt Genard Avery. Daher werde ich Sutton Smith auch bei den Linebackern nochmals erwähnen – aktuell schwankt seine Zukunft durch diese Fragestellung.
Shareef Miller
- Penn State, Redshirt Junior
- 6-5, 260
- Round 5-7
Millers Potential gefällt mir. Seine Technik ist noch sehr roh und als Rusher ist er aktuell noch recht eindimensional, aber als 21-jähriger erhoffe ich mir noch genügend Raum für Verbesserung. Miller bringt eine hervorragende Größe und gute Power mit – sein explosiver erster Schritt beeindruckt. Danach fehlt eindeutig das Handwerk um als Pass-Rusher zu überzeugen. Ein weiteres Jahr im College hätte ihm sicher gut getan, aber so ist Miller an Day 3 ein Spieler mit Upside.
Mathieu Betts
- Laval, Senior
- 6-3, 250
- Round 6-FA
Ein Prospect aus Kanada, der dort im College überragende Zahlen produzierte. Dennoch muss man bei Betts schon etwas kreativ sein um eine Transformation zum NFL-DE zu sehen. Auf den ersten Blick wirkt Betts als Athlet unpassend für die beste Liga der Welt – zu wenig explosiv und zu steif. Doch dann sieht man seine Vielzahl an ungewöhnlichen Pass-Rushing-Moves mit denen er die Konkurrenten sehr oft überwindet. Dazu kommt ein klasse Motor, er spielt jeden Snap mit 150% Einsatz. Im Run-Game hat er aufgrund seiner körperlichen Limitationen Probleme – er wäre eine Art Pass-Rush Specialist, der überraschen könnte. Spät an Tag 3 oder als UFA ein Name, den ich verfolgen werde aufgrund seiner spektakulären Moves.