Wheeling and dealing – Wo picken die Browns wirklich?
In 10 Tagen startet der NFL Draft 2019. Aktuell sieht es so aus, als würde es der am wenigsten spannenden Drafts der jüngeren Brownsgeschichte. Endlich. Denn DIE zentrale Frage aller Draftfragen sollte für die nächsten 12-15 Jahre geklärt sein. Der Franchise Quarterback der Browns heisst Baker Mayfield. Zusätzlich wurde der diesjährige Firstround-Pick im Zuge des OBJ-Trades zu den Giants transferiert.
Hier die Picks der Browns 2019 in der Übersicht:
Damit würden die Browns also erst am Freitag erstmals picken, nämlich an Position #49. GM John Dorsey ist allerdings nicht dafür bekannt während des Drafts die Füße still zu halten. Mehrfach betonte er in den letzten Wochen, dass er stets gesprächsbereit sei, grade was einen Uptrade, zurück in die erste Runde, angeht (siehe 2017, als er den Chiefs mit seinem Move von #27 auf #10 Patrick Mahomes sicherte, den die Browns sonst wohl an #12 genommen hätte). Von Position #49 würde das allerdings sicher nicht billig. Dafür müsste vermutlich mindestens der Firstroundpick der Browns für den Draft 2020 eingesetzt werden oder mehrere Picks des diesjährigen Drafts. Aber warum sollte man dies nicht tun? Wenn die diesjährigen Erwartungen erfüllt werden, wird dies ein Pick ausserhalb der Top 25 Picks sein.
Bevor es mit möglichen Tradepartnern weitergeht, vielleicht erstmal einige Methoden, den Wert solcher Trades von Picks darzustellen. Wobei fast alle Teams mittlerweile sicher auch eigene Charts verwenden.
Das traditionelle Draftpick-Valuechart, ist das von Jimmy Johnson (u.a. ehemaliger HC der Dallas Cowboys)
Daneben gibt es die moderne Version von Chase Stuart, bei der spätere Picks eindeutig mehr wert sind.
Die modernen „Analytics“ sollen sich angeblich eher an Stuarts Chart orientieren.
Die dritte Variante, die ich kurz vorstellen möchte, ist die von Rich Hill. Sie ist eine Art Kompromiss zwischen den beiden eben genannten Charts.
Nun aber schnell wieder den Bogen spannen, zu den vermeintlichen Tradepartnern.
Dabei werfe ich einen Blick auf unterschiedliche Faktoren. Zunächst mal Teams, die ausserhalb der Top 10 picken, die wenig Picks haben und auch welche, über die gemunkelt wird, dass sie großes Interesse an einem Quarterback ab 2020 haben, sie also nächstes jahr Draftmunition benötigen. Und mit letzterer Anmerkung wären wir schon direkt bei den Miami Dolphins.
Hier mal die Dolphins und ihre Picks im 2019er Draft:
Is Cleveland a possible trade-back partner for Miami? https://t.co/IcOPIRcVBn
— The Browns Wire (@TheBrownsWire) April 14, 2019
Was aber würde es die Browns kosten, einen solchen Uptrade zu stemmen?
Nehmen wir als Berechnungsgrundlage die Werte von Rich Hill.
#13 ist 335,74 Punkte wert. #49 dagegen ist nur 118,06 Punkte wert. Es bliebe also eine zu überbrückende Differenz von 217,68 Punkten. In jedem Fall müssten die Browns also ihren 2020er Firstrounder in den Ring werfen. Man sagt grundsätzlich, dass man bei Futurepicks eine Runde runterrechnen muss. Trotzdem ist und bleibt der Floor ja Pick #32. Tiefer werde ich also nicht gehen. Dieser ist mindestens 184,3 Punkte wert. Und dafür müssten die Browns schon den Super Bowl holen. Es bleiben also nur noch 33,38 Punkte zu überbrücken. Der diesjährige Drittrundenpick der Browns, Pick #80, ist 56,02 Punkte wert.
Ein Gesamtpaket aus #49, #80 und dem 2020er 1st, würde also in jedem Fall rechnerisch reichen, um sogar auf #13 vorzutraden. Nur der 2020er 1st dürfte dafür zu wenig sein. Wobei die Browns schon ins AFC Championshipgame kommen müssten, damit er nicht ausreicht. Aber dies scheint mittlerweile ja nicht mehr ausgeschlossen.
Aber warum genau sollten die Browns dies machen? Die Antwort ist recht simpel. Die Browns sehen sich als erntshaften Contender, wollen „All-In“ gehen und ein Spieler, den sie dazu unbedingt haben wollen, fällt im Draft soweit, dass er an #13 noch verfügbar sind. Denkbar wäre da jemand wie LB Devin Bush, der eine Position bekleidet, auf der die Browns unbedingt nochmal tätig werden sollten. Und noch dazu würden die Browns damit auf sich selbst und sportlichen Erfolg in der kommenden Saison setzen. Den je weniger wert ihr 2020er 1st ist, desto besser kann man seinen Verlust verkraften. Das so etwas auch nach hinten losgehen kann, davon haben die Browns in jüngster Vergangenheit massiv profitiert. Als 2017 die Texans von #25 auf #12 vortradeten, um QB watson zu sichern, tradegten sie ihren 2018er 1st zu den Browns. Dieser würde am Ende, ziemlich überraschen zu dem sehr frühen Pick #4. #12 (346,51) wurde also zu #25 (229,88) und #4 (490,52).
Ein weiterer, vermutlich realistischerer, Kandidat für einen Uptrade der Browns, wären die Seattle Seahawks.
Die Seahawks haben grade mal 4 eigene Picks, bei relativ vielen Baustellen auf dem Roster.
#21 der Seahawks ist 260,82 Punkte wert. Zieht man die 118,06 Punkte für #49 ab, ergibt sich also nur noch eine Differenz von 142,76 Punkten. da die Seahawks ihre picks in diesem Jahr aufpolstern müssten, wären sie vielleicht eher an #80 (56,02), #144 (13,54) und einem Future 2nd (79,69), was zusammen 149,25 Punkte ergibt, interessiert.
Ziel eines Uptrades an #21 könnte beispielsweise DT Jeffery Simmons sein, der vom Talent her auf jeden Fall unter den Top 10 der Draftklasse zu finden ist, der aber 2019 aufgrund einer Achillessehnenverletzung nicht mehr spielen wird.
Browns must find a way to draft Mississippi State DT Jeffery Simmons https://t.co/9d6p6RNnM4
— The Browns Wire (@TheBrownsWire) April 15, 2019
Ein Dritter möglicher Tradekandidat sind aus meiner Sicht die Oakland Raiders. Sie verfügen über ein ganzes Arsenal an hohen Picks im 2019er Draft. Und vielleicht wollen sie, insbesondere vor dem Hintergrund ihrers bevorstehenden Umzugs nach Las Vegas, gerne etwas Draftkapital in den 2020er Draft verlagern. Dieser findet wo statt? Richtig in Las Vegas. Und dort, sozusagen als Kickstart, einen neuen Franchise Quarterback zu draften, ist sicher eine charmante Vorstellung. Zumal ihrem HC Jon Gruden ja nachgesagt wird, nicht wirklich zufrieden mit ihrem jetzigen QB Derek Carr zu sein.
Die Picks der Raiders im 2019er Draft:
Hier liegt es auf der Hand, dass diese insbesondere den 2020er 1st der Browns im Auge haben würden.
Mit mindestens 184,3 Punkten für den schlechtmöglichsten Future 1st und 56,02 Punkten für #80 der Browns, käme man auf 240,32 Punkte, was also für #24 (237,25) oder #27 (215,81) der Raiders reichen sollte.
Bei nächster Gelegenheit werden wir dazu im Podcast nochmal die ein oder andere Rechnung aufmachen, zu aktuellen Gerüchten Stellung beziehen, andere Szenarien andenken, oder ähnliches.
Bleibt jedenfalls gespannt und nehmt euch, auch aus Browns-Sicht, für die erste Draft-Nacht besser doch nichts anderes vor!