Week-3-Preview – Superbowl-Verlierer-Besieger?

16. September 2019 0 Von Mike

Primetime – schon wieder. Die deutschen Browns-Fans versuchen noch die Augenringe des Monday-Night-Games zu verlieren, während die nächste Nacht-Partie am Sonntag um 2:30 Uhr ansteht. Wir begrüßen die St.Loui…Los Angeles Rams im heimischen FirstEnergy-Stadium, wo die enttäuschten Heim-Fans hoffentlich mehr Freude, als gegen die Titans erleben dürfen. Im Preview schauen wir auf den starken 2-0 Auftakt der Rams und die Key-Matchups. Und natürlich beantworten wir am Ende die Frage: Sind die Browns bereit für ein starkes Team mit noch stärkerem Coaching-Staff?

Week-2-Review: Must-Winner & Statement-Winner

Die Rams sind nach der noch knappen und wackeligen Auftaktwoche bei den Panthers nun endgültig in der Saison 2019 angekommen. Im heimischen Colliseum besiegte man im „Rematch“ des umstrittenen NFC-Championship-Games die Saint mit 27-9. Natürlich halfen die Refs mit einer brutalen Fehlentscheidung, sowie die frühe Verletzung von QB Drew Brees (Daumen), um den Sieg zu sichern – die Erkenntnisse sind dennoch auch für die Browns spannend.

  • Dominante Front-7: Wenn man die Saints ohne Touchdown hält, ist es zweifellos eine starke Leistung der Defense. Beeindruckender wird es, wenn man eine Top-15-Line wie die der Saints derart dominiert. HC Sean Payton musste zugeben: „We got whipped up front.“ Am Ende stehen zwar „nur“ zwei Sacks, dafür aber viele Pressures, ein verletzter QB durch Pressure von Aaron Donald und ein nicht-existentes Run-Game (2.9 Yards per Carry). Diese Defense um All-Pro Aaron Donald, Dante Fowler und nun auch noch Clay Matthews zählt zur Spitze in Sachen Pass-Rush.
  • Goff & Co. mit Anlaufproblemen: Nicht falsch verstehen, die Offense der Rams ist keinesfalls schlecht – allerdings kennt man McVays Spieler und System noch deutlich explosiver als in den ersten zwei Wochen der NFL. Gegen die Panthers trug das gute Laufspiel (166 Yards, Gurley mit 6,9 Yards per Carry) die Offense, während Goff ungewohnt ungenau und wackelig spielte (183 Yards, 1 TD, 1 INT). Gegen die Saints war es wieder eher das Play-Action Game und generell das Passing Game, mit dem Goff überzeugte. Doch gegen die Saints dauerte es bis in das dritte Quarter, bis der erste TD gelang. Genauso brauchte die Rams-O gegen die Panthers einige Zeit, um ins Rollen zu kommen.
  • Turnover-Hungry: Die Rams haben in beiden Spielen den ersten Drive des Gegners mit einem Turnover beendet. Insgesamt vier forcierte Defense von DC Wade Philips (6th) – schon letztes Jahr war man mit 30 Turnovern ganz weit oben dabei (3rd). Für Baker Mayfield und Co. ist das Thema Ball Security gegen solch einen Gegner daher besonders im Fokus.

Coaching Duell – Mastermind McVay vs. Freddy Kitchens

Wenn man gegen die Offense von Sean McVay spielt, müssen wir natürlich kurz einen Einblick in das Scheme der Rams geben und inwiefern man dies gut verteidigen kann.

In der Vorsaison spielten die Rams mit beeindruckenden 87% aus 11-Personnel, also mit 1RB, 1TE und 3 WR. Diese Grundformation wird im Ligaschnitt auch häufig gespielt (66%), doch die Rams nutzten die identischen Personnel-Formationen nahezu perfekt, um dem Gegner vor dem Snap so wenige Infos wie möglich über das Play zu liefern. In diesem Jahr sind die Rams mit 82% Prozent ähnlich unterwegs.

Bemerkenswert sind die Zahlen vor allem, da McVay es trotz der geringen Vielfalt an Formations schafft kaum vorhersehbar zu agieren. Wer McVay noch nicht wirklich kennt, dem seien folgende Tweets mit Infos empfohlen:

 

Preview I – Browns Offense vs. Rams Defense

Schauen wir konkreter auf die Matchups auf beiden Seiten. Wir beginnen mit der Browns-Offense und den Schlüsselduellen, um siegreich in der Nacht zum Montag zu sein.

  1. Duell der Lines – How to Stop Aaron Donald

Die O-Line der Browns hat sich gegen die Jets deutlich besser gezeigt. Abgesehen von einigen Problemen auf der linken Seite durch LT Robinson (2 Flags, 2 Sacks) war speziell die Interior Line und auch Chris Hubbard überzeugend und verschaffte Baker recht viel Zeit. Allerdings muss man einschränken, dass die Jets natürlich kein echter Maßstab sind, vor allem durch die zusätzlichen Ausfälle. Dennoch machte das Spiel Hoffnung, dass die Line zumindest in der Lage ist Mittelmaß zu sein.

Nun kommt aber mit den Rams eine Front-7, die insgesamt zu den Top-10 der Liga gehört und ganz nebenbei den vermutlich dominantesten Interior-Defender mit Aaron Donald mitbringt. Donald hat bisher bemerkenswerterweise noch keinen Sack und nur 2 Tackles – die Saints und Panthers haben ihn zumeist gedoppelt. Dennoch gelang es ihm gegen die Saints für den Ausfall von QB Drew Brees zu sorgen, indem er ihn unter Druck beim Wurf an der Hand traf. Die 19,2% Pressure-Rate aus 2018 macht klar, dass die Browns nicht Eric Kush allein diese Duell überlassen dürfen.

Die Edge ist bisher mit Clay Matthews und Dante Fowler besser als im Vorjahr unterwegs. Je zwei Sacks stehen für die Pass-Rusher und damit muss auch bei beiden Tackles befürchtet werden, dass die Vorteile auf Seiten der Rams sind. Insgesamt wirkt das Duell der Line ähnlich wie das aus Woche 1, wo die Titans auch mit zwei guten Edge-Rushern, einem starken DT (Casey) und gutem Blitzing den Browns enorme Probleme bereiteten. Als wäre das nicht genug, fällt nun auch noch RT Chris Hubbard aus. Eine zusätzliche Schwächung, auch wenn das Downgrade zu McCray hoffentlich nicht zu extrem ist.

Vorteil: Rams

2. QB Baker Mayfield vs. Rams Backfield & DC Wade Philips

Keine Frage, am Ende muss Baker Mayfield nach zwei durchwachsenen Leistungen zu den Stärken der Rookie Saison zurückfinden. Schnellere Entscheidungen treffen, etwas weniger Risiko gehen und den Rhythmus finden – all das hat maßgeblich auch mit dem bisher enttäuschenden Playcalling zu tun – wenn auch nicht ausschließlich. Insgesamt zeigen die Stats, dass hier Veränderungen in den Playdesign und im Konzept hermüssen, um Baker im zweiten Jahr wieder zu unterstützen.

Die Secondary der Rams bringt mit Marcus Peters und Aquib Talib zwei starke Outside-CB´s und dazu noch mit S Eric Weddle eine massive Verstärkung, den die Browns aus den Duellen mit den Ravens noch gut kennen. Mit 3 forcierten Fumbles und 2 Interceptions ist die Defense insgesamt auch Spitze in Sachen Turnover. Mit nur 201,5 zugelassen Passing-Yards pro Spiel lässt man hier wenig zu – einen Passing-Touchdown hat man sogar noch gar nicht zugelassen in den ersten zwei Spielen.

Diese Wade Philips Defense und speziell die Secondary ist sehr erfahren und schematisch flexibel zwischen Man-und Zone-Coverage. Mich würde es nicht wundern, wenn Wade Philips versuchen wird ähnlich wie Gregg Williams in Woche 2 hierbei für Verwirrung zu sorgen und die Reads für Baker schwer zu machen – denn hier zeigte Baker in 2019 erstaunliche Schwächen.

Entscheidend wird sein, dass Freddy Kitchens den Gameplan wie auf der Pressekonferenz versprochen deutlich justiert. Baker muss unterstützt werden mit kurzen, einfachen Reads, gern mehr RPO´s und Playaction, um diese solide Defense herauszufordern und selbst den Rhythmus zu finden. Diese Defense und vor allem die Secondary wird keine großen Big-Plays im vertikalen Spiel zulassen.

Vorteil Rams

3. Run-Offense um Nick Chubb vs. Run-D der Rams

Gemischte Leistungen sah man bisher im Thema Run-Defense. Während McCaffrey von den Panthers viel gelang, war Alvin Kamara sehr limitiert in Woche 2. Grundsätzlich sollte das Inside-Run-Game eher schwer werden gegen die Brocken um Donald und Joseph-Day, sowie die guten Linebacker um Corey Littleton.

Nick Chubb liefert weiter solide ab – gegen die Jets gelang ihm ein toller und wichtiger 20 Yards-TD-Run.

Ziel sollte es durchaus sein, die Run-D zu testen, denn Nick Chubb ist aktuell die wohl einzige Konstante der Browns-Offense. Man wird sehen müssen, ob die Rams einen ähnlichen Fokus auf die Run-D setzen werden wie gegen die Saints, oder eher weniger die Box voll stellen wie gegen die Panthers. Da die Rams um die starken Receiver der Browns wissen, vermute ich Chubb könnte ein gutes Spiel mit vielen leichten Boxes erleben.

Vorteil: Browns

Zwischenfazit: Ich wäre gern optimistischer, aber die Vorzeichen sind nicht gut für die Browns-Offense. Bisher sahen wir uninspiriertes Playcalling, einen Baker Mayfield noch reichlich von der Topform entfernt und all das hinter einer wackeligen Line. Die Rams sind mit ihrem erfahrenen DC Wade Philips und etlichen Playmakern eine wirklich gute Defense – vor allem gegen das Pass-Spiel. Spitzenreiter bei den forcierten Turnovern wird man auch nach zwei Wochen nicht zufällig. Ball Security als absolute Voraussetzung und ein deutlich kreativerer Gameplan sind die Schlüssel für eine funktionierende Offense am Sonntag.

Preview II – Rams Offense vs. Browns Defense

Schauen wir nun auf das Duell der talentierten Browns-Defense gegen die Offense der Rams um Jared Goff und die Schlüssel zum Sieg.

  1. Setzt Goff unter Druck!

Das Passing-Game der Rams ist kaum, oder nur ganz schwer zu stoppen, wenn man Jared Goff und den schnellen Receivern zu viel Zeit gibt. Dagegen bleibt Goff gegen Druck immer noch fehleranfällig, wie zuletzt der Fumble gegen die Saints bewies. Wer jetzt aber denkt man sollte Goff wie verrückt blitzen, der liegt falsch:

Die Rams und speziell Jared Goff sollte man nicht zu viel blitzen, hier würde McVay mit Screens und Dump-Off-Optionen auf Playmaker wie Gurley oder Cooper Kupp schnell Big Plays kreieren. Der 4-Man-Rush ist daher am Sonntag wichtiger denn je.

Das überzeugende Receiver-Trio um Brandin Cooks, Robert Woods und Cooper Kupp wird ein echter Test für die junge Secondary. Die enormen Probleme von Denzel Ward muss man im Auge behalten gegen die Speedster der Rams. Die Big-Play-Gefahr ist hier leider recht hoch. Dazu hat TE Tyler Higbee zwar nur 40 Yards und einen TD gefangen in der Saison, aber die Probleme gegen TE´s werden auch am Sonntag wieder potentiell ein Thema.

Vorteil: Rams

2. Defend the Outside Run-Game with Gurley

Zweiter Knackpunkt wird natürlich das Stoppen des gefährlichen Laufspiels der Rams. Sollte McVay wittern, dass speziell im Outside-Zone-Run Möglichkeiten lauern, wird er nicht zögern diese zu nutzen. Das sah man zuletzt beeindruckend gegen die Saints, wo McVay im TD-Drive schlicht massiv auf diese Runs setzte und erfolgreich die Defense frustrierte:

Bisher waren die Browns zum Glück gegen das Laufspiel sehr ordentlich, man ließ nur 4,2 Yards per Carry zu, was gegen Backs wie Derrick Henry und LeVeon Bell stark ist. Spannender wird, ob man auch das etwas außergewöhnlichere Run-Scheme der Rams verteidigen kann, bei dem DE Myles Garrett und Olivier Venon, sowie die LB und auch Cornerbacks sauber tacklen müssen. Der Ausfall von LB Kirkey könnte hier wirklich kritisch werden, denn Mack Wilson als vermutlicher Ersatz hat klare Schwächen in der Run-D.

Vorteil: Rams

Zwischenfazit: Ich hoffe auf eine insgesamt eine gute Performance der Defense gegen Gurley und das Run-Game. Gefährlicher wird es gegen Goff und das Pass-Spiel, welches vor allem vertikal sehr gefährlich ist. Tendenziell sollten die schnellen Cornerbacks Ward und Greedy Williams gut gegen die Speedster Cooks und Woods zurechtkommen – doch die aktuelle Form von Ward macht Sorgen. Bisher haben die Browns mit den Jets und Titans keinen großen Test gehabt – das wird sich ändern. Entscheidend dabei wird der 4-Man-Rush, um Goff wenig Zeit für tiefe Pässe zu geben und Fehler zu forcieren. Ob das gelingt? Ich fürchte eher nicht – McVays Playcalling ist eines der Besten der Liga und die Qualität der Offense insgesamt sehr hoch.


Prediction

Natürlich ist es nach zwei Spielen noch schwer hier eine echte Prognose abzugeben. Die Rams sind 2-0 gestartet, haben aber durchaus ungewohnte Schwächen gezeigt und bisher besonders offensiv den Groove noch nicht gefunden. Goff liefert bisher gut ab, mehr aber auch nicht. Dagegen scheint die Defense mindestens auf dem Niveau des Vorjahres und war speziell gegen die Saints bärenstark.

Die Browns kommen mit frustrierenden Leistungen in die dritte Woche und haben klare Baustellen in der Offense rund um Baker Mayfield und das Playcalling. Freddy steht im Coaching Duell gegen Sean McVay schon etwas unter Druck. Die Versprechen um mehr Laufspiel und schnellere Playdesigns für Baker klingen richtig, die Umsetzung müssen wir natürlich abwarten.

Was für ein Spiel kann man erwarten?

Wenn es gut läuft sehen wir eher ein enges und defensiv-geprägtes Duell. Die Browns können durchaus das Laufspiel stark limitieren und Goff unter Druck setzen, denn die O-Line der Rams ist nicht mehr so stark wie im Vorjahr. Keinesfalls dürfen die Browns vertikale Big-Plays (Cooks vs. Ward) oder Screens (siehe Titans) zulassen. Je mehr es Richtung Shootout geht, desto schwerer wird es vermutlich.

Am Ende gefallen mir viele Matchups schlichtweg nicht. Die erfahrene Secondary und DC Wade Philips wird es Baker schwer machen. Die Browns-O-Line wird gegen Aaron Donald und die beiden guten Edge-Rusher nicht lange halten und man muss erneut viele Penaltys befürchten. Defensiv glaube ich durchaus daran, dass man den Rams das Leben schwer machen kann, am Ende die Big-Play Gefahr aber zu hoch ist. Letztlich steht wie bereits mehrfach erwähnt schlicht auch das Duell der Gameplans zwischen McVay und Kitchens, bei dem ich nach den bisherigen Eindrücken nicht optimistisch sein kann. Für mich gehen die Browns als recht klarer Außenseiter in die Partie und es muss schon viel zusammenlaufen, um die Rams zu besiegen, die wenige echte Schwächen haben und schlicht auch deutlich mehr Erfahrung in großen Spielen mitbringen. So denke ich werden die Rams im Spiel die besseren Adjustments machen und den Browns in der zweiten Hälfte doch deutlich weglaufen.

Browns 13 Rams 27

In der Hoffnung auf eine positive Überraschung!

Go Browns!