Week-4-Preview: Purple Rain?

23. September 2019 1 Von Mike

Die Browns stehen in Woche 4 vor einem möglichen Schicksals-Spiel. Gewinnt man gegen den wohl größten Division-Rivalen macht man den mäßigen Start vergessen und ist mit den Ravens 2-2 an der Spitze der AFC North gleichauf. Verliert man ist die Krise endgültig ausgebrochen und die Aussichten auf den notwendigen Division-Sieg schon in einiger Ferne. Der Blick auf den Gegner und die Key-Matchups lohnt also diesmal besonders.

Ravens 2019 – Wie man mit Scheme glänzen kann…

Exzessives Lob an dem größten Rivalen der Browns fällt nicht leicht – doch was Harbaugh mit einer Offense ohne Superstars zaubert ist sehr beeindruckend. Aktuell gibt es in der NFL vermutlich kein besser Beispiel, wie man eine mittelmäßig talentierte Offense so perfekt einsetzt und deren individuellen Stärken hervorhebt.

Die bisherigen Ergebnisse der Ravens sind natürlich auch wegen eher mäßige Konkurrenz positiv ausgefallen:

  • 59-10 @Dolphins (W)
  • 23-17 vs.Cardinals (W)
  • 28-33 @Chiefs (L)

Wirkliche Erkenntnisse liefern vor allem Week 2 & 3, nachdem man die Dolphins fast schon außer Konkurrenz werten muss. Schauen wir also auf ein paar wichtige Stats:

  1. First Down Rushing Percentage: 2nd most, dabei mit 5,0 Yards per Carry:  Lassen wir uns nicht von Woche 1 irritieren, die Ravens sind wie erwarten ein unfassbar lauforientiertes Team, welches in mehr als 2/3 Plays mindestens den Lauf zumindest andeutet. Danach folgt zumeist ein Laufspiel über Ingram oder Lamar Jackson, oder ein Play-Action-Pass. Die Browns werden dadurch gezwungen die Box voll zu stellen, müssen aber immer auch mit Play-Action rechnen.
  2. QB-Air Yards per Play: 9,8 (5th).  Wenn die Ravens passen, dann attackieren sie vertikal. Das ist gleich in doppelter Sicht clever. Einerseits haben sie mit Spielern wie Marquise Browns echte Deep-Threats mit starkem Speed. Andererseits drohen sie damit den Secondaries diese tiefen Pässen zu verteidigen und eben nicht die Box zu voll zu stellen und nur gegen den Lauf zu verteidigen. Sie machen das Feld breit und nutzen dann passenden Matchups.
  3. QB-Rating vs Blitz: 144,3 (4th): Noch ein wichtiger Stat. QB Lamar Jackson ist sehr gefährlich gegen Blitzes. Seine Fähigkeiten als Runner sah man vor allem in Woche 2 & 3, in denen er zwar auch mehrfach gesacked wurde, aber dafür viele „Fast-Sacks“ bestrafte und First Downs erlief. Lamar Jackson in der Pocket zu halten wird eine echte Herausforderung, aber auch ein Schlüssel zum Sieg.
  4. 3rd-Down-Defense: 4th mit 23,8% zugelassener Conversion: Abschließend eine Defense-Statistik. die zeigt dass die Ravens weiter eine gute Defense besitzt, auch wenn diese gegen die Pass deutlich anfälliger als im Vorjahr ist. Die Ravens bringen ihre Gegner dennoch weiterhin häufig in lange 3rd Downs und schicken diese dann vom Feld. Im Vergleich zur Vorwoche gegen die Rams wird es für Baker Mayfield also nicht wesentlich leichter.

Die Ravens sind nicht umsonst 2-1 und waren auch bei den Chiefs auf Schlagdistanz. Das Team ist offensiv sehr explosiv und defensiv immer noch eine Top-10-Mannschaft. Dennoch sind die Ravens ein gutes Stück weg von einem Spitzenteam – man kann die neu formierte und noch angeschlagene Secondary durchaus attackieren und Lamar Jackson ist im Passing-Game zuletzt gegen die Chiefs mehrfach wackelig gewesen. Genügend Ansätze für Kitchens, um den Rivalen im eigenen Stadion zu überraschen. 

Updates aus der Injury List

Browns

Auf Seiten von Cleveland sollte das Lazarett nur minimal kleiner werden. Zurückkehren sollte der aus dem Concussion Protocol entlassene D.Randall, was der Secondary enorm helfen dürfte.

Fraglich sind dagegen noch folgende wichtige Spieler

Angesichts der Entwicklung muss man daher mit dem Ausfall von beiden Starting-CB´s Ward/Greedy rechnen, dazu wird auch M.Burnett und Redwine vermutlich fehlen. Das bedeutet erneut eine stark geschwächte Secondary, die hoffentlich dennoch so gut spielt wie lange Zeit gegen die Rams. Genauso wenig Hoffnung besteht leider auf ein Comeback von WR Higgins.

Als Starter zurückkehren dürfte einzig RT Hubbard, der zuletzt vom McCray nicht wirklich gut ersetzt wurde.

Ravens

Wenige Verletzte dagegen bei den Ravens. Ein Ausfall vom starken TE Andrews würden den Ravens sicher schmerzen, ansonsten kommt das Team aus Baltimore bisher sehr gesund durch die ersten Wochen…

Matchups

Preview I – Browns Offense vs. Ravens D

Passing Game

  • Release <2.5 Sekunden: Es ist nach drei Spielen die bestimmende Diskussion – hält Baker den Ball zu lang aufgrund seiner aktuellen Form und Probleme, oder liegt es an den Playcalls und zu langwierigen Playdesigns? Die Stats sind klar – wenn Baker den Ball schnell los wird ist er deutlich erfolgreicher und konstanter. Ein ganz elementarer Schlüssel zum Sieg ist daher Bakers schneller Release und damit ein Gameplan, der endlich an den Stil des Vorjahres erinnert. Baker in einen Rhythmus bringen, den Playmakern um OBJ auf Slants, schnellen Curls und Outside Routes den Football geben und dann gelegentlich das Feld vertikal attackieren. Das ist nicht der Stil eines Todd Monken, daher wird man sehen müssen, inwiefern das Coaching-Duo Kitchens/Monken nun den Gameplan entwerfen.
  • Attack the CB´s (M.Humphrey/B.Carr) vs. Odell Beckham / Jarvis Landry: Im Vorjahr war die Secondary die stärkste der Liga, dennoch legte Baker in Woche 17 ganze 376 Yards bei 3TDs & 3 INT´s auf. Man kann diese Secondary also attackieren – und nun mehr denn je, da weiter CB Jimmy Smith und CB Tavon Young ausfallen und nun unter anderem der junge CB Humphrey startet. der allerdings als ähnlich talentierter Defensive Back wie unser Denzel Ward bisher überzeugt. Brandon Carr ist mit seinen 33 Jahren extrem erfahren, aber würde vermutlich lieber als Nickelback agieren. Matchups gegen Beckham und den schnellen Callaway sollte man hier nutzen können. Die Ravens kassieren in den ersten 3 Wochen bisher satte 290 Yards durch die Luft, was nur für Platz #27 in der Liga reicht (Browns 213 Yards für #10).
  • RB Chubb einbinden: Eine weitere berechtigte Kritik am Playcalling ist die geringe Einbindung von Nick Chubb in das Passing-Game. Chubb zeigte im Vorjahr seine Qualitäten als Pass-Catcher, doch bisher bekommt er nie mehr als 4 Targets pro Spiel.

Vorteil: Browns

Ich sehe gute Chancen gegen die Ravens die beste Leistung im Passing Game zu erzielen. Die Front-7 der Ravens hat noch Probleme Druck zu erzeugen und die Secondary formiert sich nach Verletzungen und dem Abgang von Eric Weddel noch etwas. Die defensive Dominanz fehlt aktuell etwas – das MÜSSEN die Browns nutzen.

Running Game

  • RB Chubb vs. Ravens Run-D: Weniger gute Vorzeichen für Chubb im Run-Game. Noch kein Spiel, in dem mehr als 4,4 Yards per Carry gelangen und die Ravens kommen mit einer starken Run-Defense, die nur 3,7 Yards per Carry erlaubt bei durchschnittlich nur 60 Rushing Yards pro Spiel. Gegen die Chiefs sah man aber auch erstmals, dass ein gutes Run-Game möglich ist. Die 116 Yards Running durch McCoy, D.Williams mit fast 7 Yards pro Carry resultieren aber auch aus dem Respekt vor dem Passing Game um Mahomes. Eine Blaupause ist dies also kaum. Der Abgang von LB Mosley wiegt noch schwer, allerdings ist auch die Browns-O-Line klar geschwächt im Vergleich zum Vorjahr.

Vorteil: Ravens

Ein gutes Run-Game wäre wichtig, aber ich rechne nicht wirklich damit. In Week 17 waren es für Chubb magere 24 Yards bei 9 Carries und nun ist die Browns-Line noch deutlich schwächer als im Vorjahr. Ich erwarte durchaus einen Gameplan mit 18-20 Carries für Chubb, aber mehr als 90 Yards wäre überraschend.

Preview II – Browns Defense vs. Ravens Offense

Passing Game

  • Cover the Tight Ends (Marc Andrews/Hayden Hurst/Nick Boyle vs. Mack Wilson/Joe Schoebert/Safety): Die größte Sorge des Spiels – die Ravens kommen mit einem exzellentem Play-Action Spiel, welches vor allem die TE´s stark einbindet und die Browns müssen dies covern. „Hoffnung“ macht es dabei fast, dass Kirksey verletzungsbedingt ausfällt und somit das leidliche Theme durch die jungen Wilden eventuell verbessert wird. Mack Wilson sollte eine prominente Rolle bekommen, der seine Qualitäten vor allem in diesem Bereich hat und dank der tollen Ausbildung in Alabama durchaus gewappnet sein dürfte für die Herausforderung. Im Vorjahr waren die besten Receiver gegen die Browns TE Marc Andrews und Hayden Hurst – ergänzt durch Nick Boyle wird dies das Schlüsselduell in der Mitte des Feldes. Eine Prognose ist sehr schwer, aber bisher überzeugte vor allem Marc Andrews mit 235 Yards und 2 TD´s, auch wenn er gegen die Chiefs nahezu abgemeldet war.
  • Verhindert Big Plays : Marquise Brown vs. Denzel Ward / Greedy Williams: Viele Waffen haben die Ravens nicht, vor denen man in Erfurcht erstarren muss. Baker Mayfield kennt „Hollywood Brown“ natürlich noch bestens aus Oklahoma und gibt daher hoffentlich Tipps an die Secondary, wie man den Speedster verteidigt. Die absurden Zahlen der ersten zwei Wochen (233 Yards, 2TD) wurden gegen die Chiefs deutlich eingebremst von einer eigentlich mäßigen Secondary. Dieses Matchup gefällt mir grundsätzlich, da die Browns im Idealfall mit Greedy und Denzel Ward auch sehr schnelle Spieler haben. Tackling bleibt ein wichtiges Stichwort, denn den wendigen und kleinen Brown musst du im ersten Kontakt sichern tacklen, um ein Big Play zu verhindern.

Wer noch keine Vorstellung über die Vielfalt des Passing Games des Gegners hat, dem sei dieses Video empfohlen:

Vorteil: Ravens

Das Spiel gegen die Rams macht Hoffnung, vor allem wenn zumindest Randall zurückkehrt. Dennoch ist es aktuell schwer absehbar, wie gut man das TE-Trio covern kann, hier müssen die Rookies schlicht überzeugen. Deswegen habe ich hier zwar Hoffnung, objektiv ist im Passing-Game, wie man es von den Ravens kennt, die Browns-D ein willkommender Gegner.

Running-Game

  • Marc Ingram vs. Browns Run-D: Grundsätzlich ist Marc Ingram ein guter Running-Back hinter einer starken O-Line. Die 319 Yard von Scrimmage sind Top-10, daher muss man das Base-Run-Game natürlich ernst nehmen. Gleichzeitig haben die Browns bisher mit 4,0 Yards per Carry deutlich verbessert gegen den Lauf gespielt. Die Verteidigung des „Base-Run“ Games um Ingram ist sozusagen die Pflicht, um die Ravens offensiv in Schach zu halten. Sollte das nicht gelingen, werden sie massiv auf dieses Element setzen.
  • Contain Lamar Jackson: Gibt es ein Mittel, Lamar Jackson in der Pocket zu halten? Jein – es ist verdammt schwer, aber mit einem „QB-Spy“ ist dies durchaus möglich. Dabei stellt man einen LB oder Safety auf Lamar ab, der ihn konstant in der Pocket beobachtet und verfolgt. Dabei fehlt dann natürlich ein Spieler in Coverage, aber es könnte sich lohnen. Gegen die Cardinals lief Jackson für brutale 120 Yards, die Chiefs dagegen verteidigten die 8 Runs sehr diszipliniert mit „nur “ 46 Yards. Wichtig wird insgesamt, keinen Frust aufzubauen, wenn Lamar besonders im 3rd Down erfolgreich läuft. Das Letzte, was die Browns hier brauchen sind Roughing-Penaltys und ähnliche Strafen.

Vorteil: Ravens

Keine Frage, die Ravens leben vom Laufspiel und werden gegen die Browns versuchen hier die Defense zu ermüden und die Spieluhr zu kontrollieren. Elementar wird vor allem im 3rd Down gegen Jackson konzentriert zu verteidigen, ihn in der Pocket zu halten und zum Passen zu zwingen. Die Chiefs zeigten durchaus, wie das aussehen kann.

 

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Prediction

Die Vorzeichen sind insgesamt besser als in Woche 3, in der man defensiv stark spielte, aber offensiv zu wenig gelang. Diesmal sehe ich die Offense mit mehr Erfolg gegen eine angeschlagene Ravens-Secondary, die dazu nicht den dominanten Pass-Rush der Vorjahre mitbringt. Sowohl die Cardinals, als auch die Chiefs fanden mehrfach die Endzone, vor allem über das Passing-Game.

Die große Frage wird sein, ob man in einem vermutlichen High-Scoring Game die wichtigen Stops gegen die Offense um Lamar Jackson findet. Dafür braucht es viel Disziplin, genau das fehlte den Browns besonders in Woche 1. Mit disziplinierter Coverage, ordentlicher Run-Defense und einem Spy auf Lamar kann man die Ravens limitieren – einzig gelang das dieses Jahr noch keinem Team komplett. Die Chiefs zeigten aber lange Zeit, wie es gehen kann. Das Verhindern von Big-Plays auf Marquise Brown traue ich den Browns zu – die Frage ist eher ob man die starken TE´s in Coverage decken kann. Mack Wilson macht hier Hoffnung, doch der Test gegen das dominante Trio wird hart für die Linebacker und Safetys. 

Tendenziell wird es für die Browns besser, je weniger Punkte es insgesamt gibt. Einen Shootout gegen die Ravens sehe ich die Browns in der aktuellen Form nur schwer gewinnen – vor allem auswärts mit dieser O-Line und einem verunsicherten Baker Mayfield.

Ich erwarte ein sehr enges Spiel, rein von den Matchups empfinde ich die Ravens in der aktuellen Form und mit der Verletztenlage leicht im Vorteil. Mein Bauchgefühl sagt aber, dass dieses Spiel einen wichtigen Wendepunkt der Saison darstellen wird, in dem die Browns endlich den nötigen Punch zeigen. Browns win mit einem Last-Minute-Drive und leiten den Turnaround ein.

Browns 24 Ravens 23

Go Browns!