Week-5-Preview: 49 Reasons why

30. September 2019 1 Von Mike

Noch in der Euphorie-Welle vom grandiosen Sieg in Baltimore blicken wir auf das nächste Primetime-Spiel am Montag in San Francisco. Die 49ers kommen frisch erholt aus der Bye-Week und sind noch ungeschlagen. Folglich muss man das Team von Kyle Shanahan sehr ernst nehmen. Alle Faktoren und Schlüssel zum Sieg betrachten wir in diesem Artikel.

Week 4 Rückblick: Die Wende und eine No-Show

Ein frustrierender Saisonstart, der vor allem offensiv mit nur 16 Punkten im Schnitt deutlich unter den Möglichkeiten blieb, fand eine erfreuliche Wende in Woche 4. Die Offense der Browns entdeckte endlich seinen Rhythmus und war angeführt von Baker Mayfield und Nick Chubb kaum zu stoppen. Folgende Punkte gelangen besser als in den Vorwochen:

  1. Get Creative in Playcalling: Kitchens zeigte endlich seine kreative Ader und brachte viele starke Elemente in das Konzept der Offense ein. Viel Motion sowie Rub-Routes, die den Ravens enorme Probleme machten und für Big-Plays sorgten (vor allem für Landry). Dazu viele starke Screen-Konzepte und ein perfekter Einsatz für Chubb. Weiter so! Unser deutscher Experte Adrian Franke hat die Elemente sogar extra in einem Artikel analysiert. Sehr lesenswert!

2. Nutzt Nick: Wenn du einen Top-10, oder gar einen Top-5-Running-Back und dazu eine starke Interior-O-Line hast, dann MUSST du dies nutzen. Nach eher mäßigen Spielen gegen die Titans und Rams explodierte Nick Chubb positiv in Week-4 und war nicht zu stoppen. 165 Yards auf dem Boden und 3 TD´s zeigten seine Qualität. Dieses Element muss ein wichtiger Bestandteil der Browns bleiben und öffnet auch Tore für das Pass-Spiel. Weil es so schön war, gibt es den 88 Yard Lauf noch einmal hier:

3. Discipline & 3rd Down: Beides sind ganz einfache und gleichzeitig unverzichtbare Elemente in der modernen NFL. Die Browns haben sich am Anfang deutlich zu viele Drives durch Strafen zerstört und zudem eine unbefriedigende 3rd-Down-Conversion gezeigt. 46 Prozent im 3rd Down war zuletzt gute 10 % höher als zuvor. Damit dominierten die Browns am Ende auch die Uhr und halfen der Defense. Die Strafen drehen die Browns zumindest offensiv auch deutlich herunter, auch wenn man defensiv noch zu viele Dummheiten begeht.

 

San Francisco 2019 – Unbesiegbar? Eher NOCH unbesiegt!

Die Saison der Niners verläuft bisher nahezu perfekt. Man steht 3-0 und damit an der Spitze der NFC West, in einer Division mit den rebuildeten Cardinals und zwei starken Teams mit den Seahawks (4-1) und den Rams (3-2).

Was fällt bisher auf bei den Niners?

  • Jimmy Average: Der designierte Franchise-QB in San Fran spielt bisher erstaunlich limitiert. Im Schnitt 249 Yards (19th), dazu insgesamt 5 TD´s bei 4 INT´s, ein QB-Rating von 52,1 (17th). All das schreit nicht nach Gefahr, ist aber dennoch ein Merkmal einer ziemlich effizienten Offense. Denn trotz der mittelmäßigen QB-Werte sind die Niners mit 32 Punkten pro Spiel das Team mit den drittmeisten Punkten, 4th im Bereich Yards mit 421 und wie bereits erwähnt noch ungeschlagen.

 

  • Rush First, then Play-Action: In der immer pass-lastigeren NFL ist dies schon ein kleiner Ausreißer, denn die Niners laufen im First Down am meisten in der NFL beim First Down. Die Quote von 66% Rushing ist ungewöhnlich hoch, zeigt aber bisher die klare Mentalität der Niners. Über die starke O-Line und ein abwechslungsreiches Laufspiel im zweiten und dritten Down dann ein effizientes Kurzpass-Spiel etablieren. Dabei nutzen die Niners dann ligaweit am meisten Play-Action. Die 48,5% in der 3rd-Down-Conversion (6th) geben Shanahan aktuell recht, dass dieses Konzept gut zu den Fähigkeiten der Offense passt.

  • Strong Defense: Die Defense von San Francisco ist gespickt mit Talenten und in der Offseason deutlich verstärkt worden. Besonders die Edge-Rusher wurden hier massiv aufgewertet. Mit Dee Ford kam aus Kansas ein erprobter Mann, der mit Nick Bosa einen extrem talentierten DE an der Seite hat. Die Interior Line war zuvor schon überzeugend. Die bisherigen 9 Sacks sind nicht bahnbrechend angesichts der gegnerischen Lines, aber speziell das letzte Spiel gegen die gute Steelers-Line zeigte wie viel Pressure sie kreieren können. In Folge der Pressures sind auch die Anzahl der Turnover zu bewerten. Auch wenn man es noch nicht an den Sacks sieht, ist DE Nick Bosa bisher der effizienteste Pass-Rusher im Bereich Pressures pro Pass-Rush. Mit 7 forcierten Turnovern in 3 Spielen zählen sie zu den gefährlichsten Defenses. Ball Security wird also ein wichtiges Thema.

Key Matchups

1. Browns WR vs. 49ers CB2: Trotz der Bye-Week werden die 49ers am Montag auf den bisher überzeugenden Cornerback Ahkello Witherspoon verzichten müssen. Dazu spielte Jason Verrett bisher nach den schweren Verletzungen kaum, wodurch bei den Niners auf der Seite gegenüber ihres „Shutdown“ Corners eine klaffende Lücke festzustellen ist. Aktuell wäre im Depth-Chart entweder der Ex-Brown Kwaun Williams vom Nickel auf Außen zu ziehen, oder die unbekannten Rotations-Spieler Moseley und Teez Tabor werden in das kalte Wasser geworfen. Egal in welcher Variante, dies bedeutet ein Matchup für die Browns-WR, egal ob Beckham, Callaway oder Higgins. Natürlich auch, wenn Landry wie erhofft aus dem Concussion-Protocol zurückkommt.

Richard Sherman ist derweil als CB1 weiterhin bärenstark und erlaubte bisher in drei Spielen nur 8 Receptions für mickrige 49 Yards. Glücklicherweise „klebt“ er an der linken Seite der Niners-D, wodurch Kitchens sich die Matchups durchaus aussuchen kann.

Vorteil Browns

2. Browns OT vs. 49ers DE: Gegen die Ravens zeigte sich die Browns-O-Line schon verbessert und profitierte dabei auch vom besseren Playcalling und schnellen Spielzügen. Besonders im Run-Game und bei Screens machte die Line einen starken Job. Um den Sieg im Levi-Stadium einzufahren, braucht es gegen die starke D-Line einen Sahnetag. Dee Ford (2 Sacks) und Nick Bosa (1 Sack), sowie Buckner und Armstead (je 2 Sacks) sind allesamt in der Lage zum QB zu kommen. Nick Bosa kommt mit einer beeindruckenden Pass-Rush-Win-Rate von 23,5%. Man sollte nicht erwarten, dass speziell Robinson und Hubbard die Pass-Rusher sonderlich lang abhalten können, daher wird auch hier Freddies Scheme entscheidend für die letztliche Performance sein. Ich fürchte neben Pressure vor allem viele gelbe Flaggen wegen Holding…

Vorteil 49ers

3.Myles Garrett / Olivier Vernon vs. LT Justin Skula/RT Mike McGlinchey: Auch das andere Duell der Lines wird hochspannend. Die 49ers waren als Unit bisher bärenstark in Pass-Protection. Laut PFF rangieren sie auf #3 der Liga im Passing-Game und können QB Garoppolo bestens schützen. Nur zweimal wurde Jimmy G folglich gesacked. Mit dem Ausfall des starken Left Tackle Joe Staley muss nun erneut Backup Skula ran. Trotz ordentlicher Leistung gegen die Steelers ein ganz klares Downgrade und für die Browns eine Chance die sonst starke Line zu überwinden. Dazu kommt, dass 2nd-Year-Tackle McGlinchey scheinbar mehr Probleme als im Vorjahr in der Protection hat. Shanahan macht es bisher jedoch clever den Ball mit schnellen Plays und vor allem mit Play-Action zu verschiedenen Playmakern abzugeben.

Vorteil: Browns

4. Attack the Middle: Browns Receiver vs. LB Fred Warner / Kwon Alexander + S Tartt/Moore

Wie bereits betont dürfte die rechte Seite der Browns Offense eher weniger attackiert werden, da dort ein gewisser Richard Sherman spielt. Dagegen ist die Mitte um einiger anfälliger in Coverage. Speziell LB Fred Warner und die Safetys sind hier als potentielle Schwachpunkte zu nennen. Kwon Alexander kam mit dem Ruf eines schlechtes Cover-LB nach San Francisco, zeigt sich aber bisher verbessert. Dennoch sollten die Browns ähnlich wie gegen die Ravens hier attackieren und Bakers Stärken im Pass-Spiel über die Mitte nutzen. Die Einbindung der TE´s, Routes von Nick Chubb und erneut viele Targets für Jarvis Landry im Slot sind zu erwarten. Auch OBJ würde ich anhand der Matchups häufiger mit Slants in die Mitte laufen lassen.

Vorteil: Browns

5. Limit the Outside-Zone-Run-Game

Natürlich ist es nicht so extrem wie im vorigen Spiel gegen die Ravens, doch die Browns werden mehr Erfolg haben, wenn man Jimmy G früh und viel zum Passen zwingt. Das Laufspiel spielt wie oben erwähnt eine sehr zentrale Rolle in den ersten Downs und eröffnet dann das Play-Action-Passspiel. Speziell gegen die Bengals liefen die Niners den Gegner in Grund und Boden mit 259 Yards und 2 TD´s und dominierten damit natürlich sowohl die Uhr, als auch das gesamte Spiel. Auch gegen die starke Steelers-D erlief man 168 Yards mit 5,7 Yards per Carry durch die beiden RB´s. Die Zahlen sind alarmierend für die Browns-D, welche gegen ein vergleichbares Run-Scheme mit dem Rams aber ordentlich zurecht kam. Gurley erlaubte man dort nicht viel (45 Yards), jedoch muss man aktuell die O-Line der Niners im Run-Game stärker einschätzen.

Vorteil: Push, ich erwarte nicht das man die Niners unter 120 Yards Rushing hält, aber vor allem bei First Down sehe ich gute Chancen die gegnerische Offense zu limitieren

Verletzungs-Update

Langsam lichtet sich das Lazarett der Browns wieder. Aktuell muss man davon ausgehen, dass die Cornerbacks der Browns weiter ausfallen und nicht zu früh zurück gebracht werden. Angesichts der guten Leistungen von Carrie und Mitchell muss man auch nicht hetzen und beim gefährlichen Harmstring erneute Verletzungen riskieren. Mehr Rotation dürfte durch das Comeback von S Burnett in der Secondary zu sehen sein.

Für die Offense werden erfreulicherweise Jarvis Landry, Antonio Callaway und vermutlich auch Higgins dabei sein, was einen deutlichen Push geben sollte, vor allem nach dem mauen Auftritt von Ratley und dem kaum-existenten T.Taylor in der Vorwoche.

Die 49ers kommen wie bereits erwähnt maximal ausgeruht in das Spiel gegen die Browns. Zum Montag werden es 15 Ruhetage sein, wodurch die Verletztenliste natürlich verhältnismäßig klein ist. Die Ruhephase muss nicht zwingend gut sein, vor allem für ein 3-0 Team, welches immer besser in Fahrt kam.

Seitens der 49ers wiegen natürlich die Ausfälle von LT Staley und CB Witherspoon schwer. Dafür kommt aber RB Tevin Coleman erstmals zurück und komplettiert das starke Trio um Breida und Mostert. Passrusher Dee Ford trainiert nicht, wird aber im Spiel erwartet. Damit sind die Niners wie nicht anders zu erwarten nach der Bye-Week deutlich weniger von Verletzungen geplagt, als die Browns.

 

Prediction

Was für ein Spiel können wir erwarten?

Browns-Offense

Ein Härtetest für Baker Mayfield und Kitchens wartet am Montag. Die 49ers sind bisher stark verbessert auf der Defense-Seite gegen zugegeben mäßige Konkurrenz gestartet. Die Browns hatten zuletzt Erfolg, indem man das Laufspiel um RB Chubb etablierte – das wird Montag sehr schwer. Die starke D-Line plus gute Run-Stopper auf LB und S schafften bisher gegnerische Offenses bei 3,4 Yards per Carry und knapp über 60 Yards Rushing pro Spiel zu halten. Das ist stark, und ich erwarte ein eher unauffälliges Spiel von Chubb, der sicher 18+ Carries haben wird, aber eher keine 100 Yards-Rushing.

Umso wichtiger wird es im Pass-Spiel zu attackieren – und das ist gut möglich gegen die Niners. Zentral dafür wird die Performance der Tackles Robinson und Hubbard, die jeweils schwere Matchups haben. Mit ähnlichem Playcalling wie in der Vorwoche dürfte Baker aber den Ball schnell genug los werden. Beckham sollte man von der rechten Seite und Sherman eher fernhalten und den zweiten CB sowie die Mitte fokussieren. Den wichtigen Überraschungseffekt dürfen gern Higgins und Callaway liefern, auch Seals-Jones würde ich stärker in das Pass-Spiel einbinden. Mir gefallen hier die Matchups – sollte Baker wieder „on fire“ sein kann es hier viele Yards geben.

Insgesamt muss sich die positive Tendenz im Playcalling, Bakers Form und auch in der Leistung der O-Line fortsetzen, um genügend Yards zu produzieren und die Matchups zu nutzen. Fällt auch nur ein Element ab, wird die starke D-Line und die Turnover-hungrige Secondary sehr gefährlich.

Browns Defense

Wirklich gute Leistungen gegen die Jets, Rams und Ravens sollten hier für Optimismus sorgen, doch die Shanahan-Offense ist ganz schwer auszurechnen und scheint seinen Stil trotz eines maximal durchschnittlichen Jimmy Garoppolo gefunden zu haben. Das brutal starke Run-Game der Niners hat jetzt seinen bisher härtesten Test mit den Browns. Wenn man hier ähnlich gut agiert wie gegen die Rams nimmt man San Francisco ein zentrales Element.

Dazu hat man gegen die Ravens auch gesehen, dass man gut gegen Play-Action zurecht kommt. Der Name Georg Kittle als TE macht da jedoch Sorgen. Die pure Vielfalt an starken Receivern um Kittle, Marquise Goodwin, Dante Pettis, Deebo Samuel und dazu die RB´s die gut fangen können fordern höchste Aufmerksamkeit und ein starkes Spiel der LB und Safetys in Coverage. Das ist möglich, bisher zeigte Shanahan aber auch wie gut er Schwachpunkte der Defenses attackieren kann.


Insgesamt erwarte ich ein sehr enges Spiel, welches letztlich von Turnovern entschieden wird. Beide Teams präsentierten sich zuletzt sehr anfällig dafür. Baker hatte in jedem Spiel mindestens eine INT, während die 49ers ein wahres Turnover-Festival veranstalteten. 

Obwohl beide Defensive-Lines vom Matchup dominieren sollten, vermute ich dennoch ein eher punkte-reiches Spiel, einfach weil beide Offenses diverse Playmaker mitbringen und dazu Coaches, die sie einzusetzen wissen. So erwarte ich starke Spiele von Beckham, Higgins/Callaway und Landry, und ein eher maues Spiel für RB Chubb. 

Auf der anderen Seite ist RB Tevin Coleman der unbekannte Faktor und keiner weiß ob und wie stark er eingebunden wird. Speziell TE Kittle dürfte den Browns Probleme bereiten. Das Niners Run-Game erwarte ich doch deutlich limitierter als gegen unsere AFC-North-Konkurrenten, auch wenn ich mehr als 100 Yards auf dem Boden erwarte.

Am Ende müssen die Browns „nur“ folgendes machen, um zu gewinnen:

  • Turnover-Battle gewinnen
  • Run-Game der Niners limitieren
  • Protect Baker
  • 3rd-Down über 50% halten
  • Finish Drives

Ich könnte vom Gefühl wirklich eine Münze werfen, bin aber dank der Rückkehr einiger wichtiger Spieler durchaus vorsichtig optimistisch. 

Browns 24 Niners 23

Go Browns!