Week 8 Preview – Do your Job!

24. Oktober 2019 1 Von Mike

Eine frustrierende und unruhige Bye-Week ist endlich vorbei. Viele Pressekonferenzen, noch mehr Durchhalte-Parolen und jede Menge Gerüchte gilt es abzuhaken, denn am Sonntag (21:25 Uhr) trifft man in Foxborough auf den amtierenden Superbowl-Champion, der bisher ungeschlagen durch die Saison kommt. Wir blicken kurz zurück auf die Ereignisse und Änderungen der Bye-Week und fokussieren uns dann auf die Matchups und Besonderheiten der Patriots.

Bye-Week Recap – Die Posse des John Dorsey

Die Aufregung war kurzzeitig groß – eine unangekündigte Pressekonferenz wurde nach dem Spiel gegen Seattle einberufen. Haut GM Dorsey auf den Tisch? Gibt es personelle Veränderung im Coaching Staff oder Roster? Nein – es wurde eine nichtssagende Aneinanderreihung von Phrasen und Mutmachern mit immer den gleichen Aussagen. Daher kann man die 20 minütige PK auch in wenigen Stichworten zusammenfassen:

  • Es ist noch viel Football zu spielen (There´s a lot of Football to play)
  • Wir sind talentiert.
  • Die Browns müssen an der Konstanz arbeiten (We gotta be more consistent…)

Man kann aber auch mutmaßen, dass die PK überhaupt erst angesetzt wurde, da man befürchtete das sich folgende Gerüchte sonst erhärten könnten…

Doch auch abseits der inszinierten PK war John Dorsey aktiv. Die Browns tradeten OT Austin Corbett zu den Rams für einen 5th Rounder in 2021 und beendeten damit ein ärgerliches Kapitel. Der ehemalige 33-overall-Pick schaffte magere 15 Snaps und schaffte es im Sommer nicht die Vakanz von RG Zeitler zu füllen. Das Dasein als Backup konnten man sich nicht lange anschauen – somit wünschen wir Austin natürlich alles Gute beim Neustart in LA, verdrücken aber auch eine kleine Träne angesichts des verpassten Potentials des #33-Picks (Will Hernandez, Darius Leonard, Orlando Brown,..).

Einen Neuzugang können wir dagegen nicht begrüßen, trotz der zwischenzeitlichen Gerüchte um einen Trade für LT Trent Williams von den Redskins, der nochmal Fahrt aufnahm als Dorsey LT Robinson auf der PK kritisierte. Zumindest lehnte Dorsey einen Trade von LG Bitonio für CB Marcus Peters ab:

Patriots 2019 – on to the next Superbowl…

Die Patriots starten wenig überraschend mit 7-0 in die Saison gestartet, so sah es in den einzelnen Spielen aus:

  • 33-3 vs. Steelers
  • 43-0 @ Dolphins
  • 30-14 vs. Jets
  • 16-10 @ Bills
  • 33-7 @ Redskins
  • 35-14 vs. Giants
  • 33-0 @Jets

Die Leistungen sind natürlich beeindruckend, ehrlicherweise gab es bisher außerhalb der Bills und Steelers jedoch auch keinen wirklich starken Gegner. Die letzten Spiele offenbarten zudem ein paar offensive Schwachpunkte, die man durchaus attackieren kann. Blicken wir nun noch auf ein paar Statistiken und Key-Player, die verdeutlichen wo Stärken und Schwächen liegen:

Offense

  • TB12 – Auf dem absteigenden Elite-Ast. Die Passing-Offense der Patriots ist statistisch gesehen nicht mehr absolute Elite. 11 Passing TD´s zu 5 INT´s, bei 279 Yards durch die Luft (5th). Bradys Passer Rating ist mit 93,2 nur im Mittelfeld der Liga (16th) hinter Teams wie den Titans, Ravens und Jaguars. PFF hatte Brady nach 3 Spielen noch als besten QB bewertet, auch dieser Wert sank leicht, ist aber immer noch nahe an der Spitze. Das ist nicht nur wegen dem Alter beeindruckend, sondern auch wegen der verletzungsgeplagten O-Line absolut zu honorieren.
  • Gronk Missing: Die vielleicht einzige Enttäuschung findet man bisher im Receiving-Corps. Der Rücktritt von TE Gronkowski führte zu einer echten systemischen Umstellung, in der TE´s kaum noch eine Rolle spielen. Julian Edelman spielt als einziger gewohnt seine starke Rolle (70 Yards pro Spiel, 2 TD´s), dahinter wird es bisher aber dünn. Zweitbester Receiver ist aktuell RB James White, auch weil WR Josh Gordon bisher eine schwache Saison spielt und Firstround-Pick N´Keal Harry keine Rolle spielt. So ist es fast Philip Dorsett, den die Browns noch auf der Uhr haben müssen. Vermutlich war dies auch der Grund, warum man einen 2nd-Rounder in die Hand nahm, um den 30-jährigen M.Sanu von den Falcons zu holen.

Man erkennt darin die neue Philosophie der Patriots-Offense mit großen, physischen Slot-Receiver schnelle Anspielstationen für Brady zu haben.

  • RB-Quartett: Die Run-Offense der Patriots ist mit unter 100 Yards pro Spiel und vor allem nur 3.3 Yards per Carry eines der ineffizientesten der Liga. Einen schlechteren Average haben nur die Jets und Bengals. Für die Patriots ist dies allerdings weitaus weniger dramatisch, da sie über ein funktionierendes Passing-Game verfügen. Dennoch sollten die Browns das Laufspiel gut limitieren können nach den zuletzt mauen Auftritten gegen 49ers und Seahawks.
  • Injured-Line: Mit einer adjusted Sack-Rate von 11.6% ist man aktuell auf einem guten Rang 11, man darf hier jedoch wirklich nicht vergessen, dass die Gegner bis auf die Bills und Steelers eher auf der schwachen Pass-Rush-Seite zu finden sind. Im Run-Blocking findet sich diese O-Line sogar nur Rang 21 wieder. Damit kann man konstatieren, dass die O-Line auch trotz einem Brady und dem wohl besten O-Line-Coach der Liga ihre Probleme hat wegen einiger Ausfälle. Der designierte LT I.Wynn befindet sich ebenso wie Center David Andrews und Rookie Guard Froholt auf IR. Auf Left Tackle und Center sind die Schwachpunkte daher auszumachen und für die Browns zu nutzen.

PFF hat diese Offense insgesamt daher auch nur auf Rang 4 – nahe der Spitze der Liga. Angesichts der schwachen Run-Offense und auch der O-Line-Probleme fast schon etwas hoch, aber die weiter brutale Effizienz von Tom Brady berechtig vermutlich schon diesen Rang.

 

Defense

Wer vor der Patriots Offense schon Respekt hat, muss sich vor der Defense in 2019 ehrfürchtig verneigen. Diese ist historisch stark und zerstört bisher ausnahmslos jeden Gegner…

  • Turnover-Machine: Die Belichick-Defense hatte schon immer den Ruf es unerfahrenen QB´s sehr schwer zu machen. Doch die 22 Turnover nach 7 Spielen, davon 14 durch Interception, suchen seinesgleichen. Besonders die erfahrene Secondary um die McCourty-Brüder, sowie Stephone Gillmore befindet sich in Topform und ist durch die lange Zeit des Zusammenspiels unglaublich eingespielt und an Komplexität nicht zu überbieten.

  • Blitzing 2.0: Die Patriots kommen erneut ohne dominante Edge-Rusher daher, dennoch ist dieses Defense brutal stark in Sachen Pass-Rush. Da überrascht es wenig, wenn der Ex-Browns-LB Jamie Collins mit 4,5 Sacks führend ist. Collins erstarkt ohnehin auch als Leading-Tackler wieder zu Topform. Die Browns müssen sich auf kreative Blitzes der LB und Secondary einstellen, die für den QB schwer zu lesen und für die Line schwer zu verteiden sind. Das wird eine große Herausforderung. Vor allem erkennen die Coaches schnell, wenn der QB Probleme gegen Blitzes hat oder eine Seite der Line überrannt werden kann. Dann wird es schnell hässlich, wie zuletzt gegen die Jets, als Darnold schon „Geister“ sah. Baker muss kühlen Kopf bewahren und vor allem darauf achten, wer von den angetäuschten Rushern dann doch in Coverage fällt. Dort droht immer die Gefahr diese zu übersehen und Turnover zu erleiden. Im Pass-Rush ist neben Kyle van Noy und Collins besonders Rookie Chase Winovich hervorzuheben – insgesamt ist New England hier sehr tief und gut besetzt.

Run-Defense: Gegen die Patriots kann man durchaus ein Laufspiel etablieren – dafür sprechen die 4,2 Yards per Carry durch eher schwache Running-Teams bisher. Die durchschnittlichen 72,5 Rushing Yards pro Spiel sind vor allem stark, weil die meisten Teams früh das Laufspiel aufgeben müssen, um den Rückstand aufzuholen. DT Danny Shelton kennen wir noch als guten Run-Stuffer, die LB dahinter sind souveräne Tackler. Chubb und Co können und sollten durchaus versuchen durch den Lauf viele Yards zu schaffen – denn gegen diese D willst du nicht 70-80 % werfen…

3rd-Down: Besonders beeindruckend ist eine wichtige Statistik – die 3rd Downs. Hier beweisen die Patriots ihre Extraklasse. Nur 13.7% Conversion sind ein nahezu unfassbarer Wert – gute Teams liegen im Saisonmittel bei 30-35 %. Dieses Scheme zwingt Offenses häufig in lange Downs und ist dann besonders effizient gegen den Pass – das Resultat sieht man in diesen beeindruckenden Werten:

Injury Update

Wenige Tage vor dem Spiel sieht es endlich nach diversen Comebacks bei Cleveland aus. Beide Starting-CB´s scheinen rechtzeitig fit zu werden, was der Secondary helfen sollte. Mich würde es dennoch nicht wundern wenn T.Mitchell zunächst weiter startet und TJ Carrie als Nickel weiterspielt. Ward dürfte sofort starten, bei Greedy glaube ich eher an einen kleineren Snap-Anteil.

Ansonsten wird bei den Browns nur Safety Randall wirklich fraglich sein. Grundsätzlich ein sehr wichtiger Bestandteil, auch wenn seine Form zuletzt grausig war.

Bei den Patriots ist die große Meldung natürlich, dass der Ex-Brown Josh Gordon mit fragwürdiger Verletzung auf IR gesetzt wurde und danach entlassen wird. Gut für die Browns – eine weitere bittere Pille für Josh.

 

Schlüssel zum Upset

Machen wir uns nichts vor – die Browns fahren als massiver Außenseiter nach Boston. Aber man ist mit der Qualität im Kader nicht chancenlos. Schauen wir also auf wichtige Elemente am Sonntag, die es für einen Upset benötigt.

Offense

  1. Ball Security: Es beginnt bei dem Thema, welches den Browns das Spiel gegen die Titans und Rams gekostet hat – Turnover. Baker Mayfield hat mit 11 Interceptions ligaweit die meisten – und die Patriots holten sich bereits 18 Picks. Diese Rechnung kann normal nicht gut ausgehen. Doch viele INT´s gingen nicht zwingend auf Baker, sondern auf die Receiver. Gegen die Patriots darfst du die Turnover-Battle nicht deutlich verlieren. Stephone Gillmore sollte man möglichst meiden, genauso wie zu viele vertikale Attacken. Die Patriots verwirren schnell mit der exzellenten Zone-Coverage, speziell im Cover-4, bei denen die tiefen Routen durch CB und S abgedeckt werden. Die Browns sollten viel mehr versuchen die LB in Coverage-Situationen zu bringen und underneath zu attackieren. Vor allem wenn die Patriots viel blitzen. Baker braucht aber in jedem Sieges-Szenario einen Sahnetag.
  2. Protect Baker: Nachdem man gesehen hat wie Sam Darnold schon „Geister“ gesehen hat aufgrund des permanenten Pass-Rush, muss man Baker besser beschützen. Diese Aufgabe wird natürlich besonders spannend, da bisher nicht bekannt ist, ob man LT Greg Robinson benchen wird für McCray. Ehrlicherweise gibt es für diesen Move kaum gute Gründe. Robinson war zuletzt sogar recht gut gegen Seattle, während McCray in seinem Einsatz gegen die Rams nicht überzeigte. Aktuell wissen wir nicht wie diese Line auch personell auftreten wird, was eine Projection doppelt schwer macht.
  3. Gameplan – Passen um zu laufen: Kitchens hatte reichlich Zeit einen Masterplan für die starke Patriots-D zu entwerfen. Ich erwarte daher einige kreative Konzepte. Grundsätzlich sollten die Browns gegen diese starke D versuchen ein gutes Laufspiel zu etablieren, allerdings nicht auf Krampf. Ich hoffe eher auf viel Play-Action, kurze schnelle Plays die Baker genügend Selbstvertrauen geben und die Line entlasten. In kurzen 2nd und 3rd Downs kann man dann unsere aktuell größte Waffe mit Nick Chubb nutzen.

Defense

  1. Dominate the Line: Eine alte Football-Weisheit – doch gegen die Patriots und deren verletzungsbedingt mäßige O-Line MÜSSEN die Browns mit Garrett, Ogunjobi, Richardson und Vernon das Duell der Lines gewinnen. Brady wird man nicht 5-mal sacken, jedoch verhindert man so seine Stärken im vertikalen Passing-Game auf Josh Gordon und Co. Diese Patriots-Offense ist nicht unaufhaltsam, dass zeigten zum Beispiel die Bills und Redskins. Auf übermäßiges Blitzing sollten die Browns verzichten, dann wird uns Brady früher oder später bestrafen – der Pass-Rush muss von der Front-4 kommen. Myles Garrett gegen den Backup-LT sowie Richardson und Ogunjobi gegen den Backup-Center sind hier gute Matchups.
  2. Tackle Discipline: Klar muss ich diesen Schmerzpunkt ansprechen. Das bisher miserable Tackling muss Sonntag zumindest etwas verbessert werden, um sowohl den Lauf zu stoppen, als auch starke und physische Receiver wie Edelman und Sanu ohne Raumverlust zu tacklen.
  3. Bend don´t break: Die Browns werden Yards zulassen gegen dieses Team, aber speziell die Bills haben das Spiel eng gehalten, weil sie nahe und in der Red Zone die Patriots stoppen konnten. Nur ein offensiver TD zeigt, dass dies möglich ist. Brady brilliert im Kurzpass-Spiel und baut dann gern mal ein Big Play ein – genau diese gilt es zu verhindern.

Projection – Upset oder Blowout?

Beim Blick auf die bisherigen Blowouts der Patriots in 6 von 7 Spielen und die bisherigen Stärken und Schwächen kann man objektiv kaum mit einem Upset rechnen. Die Patriots marschieren gegen die bisher mäßigen Konkurrenten wie eine gut geölte Maschine durch die Saison.

Grundsätzlich sind bei beiden Teams aktuell die Defenses der überraschend bessere Mannschaftsteil – obwohl die Offenses jeweils stark besetzt sind. Was für ein Spiel erwartet man also?

Las Vegas gibt den Browns aktuell einen Spread von +13 und sieht sie damit als glasklaren Außenseiter. Mit 46 Punkten erwartet man zudem ein eher punkte-reiches Spiel. Bei letzterem Wert möchte ich erstmals widersprechend.

Als Vorlage gilt am ehesten das Spiel gegen die Bills. Die Browns können mit einer starken Front-7 durchaus die Offensive in Schach halten. Sony Michel sollten Fantasy-Spieler eher benchen, denn das Run-Game sollte gegen die Browns wenig funktionieren. Inwiefern die Browns auch Brady und das Passing-Game einschränken können, hängt massiv am Pass-Rush und der neu formierten Secondary mit Ward und Greedy Williams. Tendenziell sollte man jedoch recht viel von Sanu, Edelmann und Dorsett sehen.

Offensiv sind und bleiben die Browns eine Wundertüte. Mit all den Waffen sollten die Browns durchaus in der Lage sein zunächst ein ordentliches Laufspiel zu etablieren, und dann muss Baker gegen diese komplexe Defense einen guten Gameplan von Kitchens bekommen, der weitaus weniger vertikal ist. Ob Kitchens die Bye-Week genutzt hat weiß jedoch niemand – aktuell muss man daran zweifeln.

Insgesamt sehe ich durchaus ein spannendes Spiel, in dem vor allem die Defense glänzen kann. Leider fehlt mir aktuell der Glaube, dass die Offense das volle Potential abrufen kann und genügend Scores bei wenigen Turnovern erreicht. Die Patriots sind nicht umsonst aktuell das Maß aller Dinge. Ich vermute, dass die Browns einzelne Nadelstiche setzen können, aber letztlich wieder an der eigenen Disziplin und der Effizient scheitern und am Ende verlieren. Die größte Hoffnung ist leider, dass die Patriots wie fast jedes Spiel nun einmal mit etwas zu viel Selbstsicherheit und Arroganz ans Werk gehen und ungewohnte Fehler zulassen. Nach 7 Siegen wäre dies wirklich langsam an der Zeit 😉 darauf projecten kann man leider nicht objektiv.

Browns 13 Patriots 24

Go Browns!