Week 9 Preview – Dünne Luft in Denver

30. Oktober 2019 0 Von Mike

Erneut Katerstimmung nach der bereits fünften Niederlage in der noch jungen Saison. Die Pleite gegen die Patriots kam nicht unerwartet, war in der Art & Weise dennoch höchst frustrierend. Nun reist man zum Duell der Enttäuschten nach Denver, wo die Luft nicht nur aufgrund der Höhe, sondern auch wegen der Drucksituation dünn wird, für HC Freddie Kitchens und die Browns. Wie gewohnt resümieren wir kurz die Entwicklungen der Browns und blicken dann auf Stärken und Schwächen des Gegners, um einen ersten Ausblick zu geben.

Week 8 Review: Pleiten, Pech und Pannen.

Browns

Die Browns verlieren mit 27-13 bei den Patriots in einem Spiel, welches die Probleme der Saison wunderbar spiegelt. Jeder erkennt das Potential der Spieler auf dem Feld – und doch steht man sich immer selbst im Weg. Die Chronologie offenbart, was man liegen ließ:

1. Drive: 3& Out – 3 Pässe im strömenden Regen gegen die beste Passing-D

2. Drive: Fumble RB Chubb (verursacht durch das Bein von Bitonio) returned zum TD

3. Drive: Fumble RB Chubb nach einem 44 Yards Rush bis in die Red Zone der Patriots

4. Drive: Interception nach einem missglückten Jet Sweep, returned zum TD

Allein in der ersten Halbzeit haben die Browns 14 Defensiv-Punkte hergeschenkt, dazu einen recht sicheren TD nach dem langen Lauf vernichtet. Statt eines durchaus möglich Halbzeitstands von 14:3 FÜR die Browns, geht man mit 7:17 in die Kabine. Dazu kommt erneut eine zweistellige Anzahl an Penaltys. 13 Strafen, davon allein 6 False Starts der neu formierten O-Line, sind ein klares Zeichen eines nicht funktionierenden Teams.

Broncos

Die Broncos stehen bei 2-6 und sind eine der Enttäuschungen der Saison unter dem neuen HC Vic Fangio. Die Niederlage bei den Indianapolis Colts kam ebenfalls nicht überraschend, war jedoch sehr eng und wieder ein Spiel, dass die Broncos nicht abgeben dürfen. Das 13:15 ist vor allem bitter, da man bereits mit 13:3 kurz nach der Halbzeit führte, nur um dann in den nächsten 6 offensiven Drives zu punten und die Colts doch noch gewinnen zu lassen.

Auch in Denver gibt es nach der Leistung einige Diskussionen zum Coaching – ausgelöst durch QB Flacco:

 

 

Blicken wir etwas genauer auf den statistischen Vergleich der beiden Teams:

Broncos Browns
Points per Game 15,6 (28th) 19,0 (25th)
Passing Yards per Game 202,6 (27th) 219,9 (20th)
Passer Rating 85,1 (22nd) 67,6 (30th)
Offense DVOA -11,6% (24th) -14,1 % (27th)
Pass-Protection Adjusted Sack Rate 9,8% (29th) 8,2% (25th)
Rushing Yards per Game 110,0 (16th) 125,4 (12th)
Rushing Yards per Attempt 4,2 (17th) 5,6 (1st)
Run Block Adj. Line Yards 4,74 (6th) 4,20 (17th)

 

Statistisch gesehen sind die Browns in der Offensive deutlich überlegen. Dagegen sind jedoch die Broncos sowohl in der Pass-Defense (#5 vs. Browns #24), als auch der Lauf-Verteidigung (#13 vs. Browns #25) statistisch überlegen.

 

Injury Updates

 

Browns: Die Browns gehen nahezu komplett fit in die Partie am Sonntagabend. Fraglich ist einzig Safety D.Randall, der leider die ganze Saison schon Probleme hat und der Hamstring den Einsatz noch im Ungewissen lässt. TE Brown ist zwar auch fraglich, aber auch kein wirklicher Faktor im Spiel der Browns, hinter Harris und Seals-Jones.

Broncos: Die Sorgen sind in Denver deutlich größer. Starting-QB Flacco fällt scheinbar den Rest der Saison mit einer ominösen Nackenverletzung aus. Der mögliche QB der Zukunft, Drew Lock, fällt noch immer mit einer Hand-Verletzung aus. Fraglich für Sonntag sind zudem wichtige Spieler wie OLB von Miller, RT J.James, LB Todd David, TE Heuermann und CB Callahan. Egal wie viele letztlich ausfallen, die Browns haben angesichts der Liste kaum Ausreden.

 

Stärken und Schwächen des Gegners

Offense

  • Run-Game mit Lindsay und Freeman (+): In einer wirklich unspektakulären Offense müssen die Browns zu allererst das Run-Game stoppen. Hier zeigt zum einen die O-Line ihre starke Seite im Run-Blocking (6th), zum anderen verfügen die Broncos über zwei junge und talentierte Running Backs mit unterschiedlichen Stärken. Lindsay ist vom Typus eher der schnelle Outside-Zone-Runner mit exzellentem Speed und Cuts, scheut aber trotz der geringen Größe nicht zurück Inside zu laufen und harte Tackles zu nehmen. Royce Freeman kommt in diesem Jahr immer mehr in Fahrt. Die beiden teilen sich den Workload circa 60-40, mit etwas mehr Snaps für Lindsay. Das Run-Game ist kein total dominantes Element, dennoch eine klare Stärke.
  • Play-Action(+/-): Bisher nutzten die Broncos die Play-Action-Elemente (zu) wenig. Vor allem weil Flacco hier doch athletisch deutlich limitiert ist. Mit dem QB-Wechsel auf Brandon Allen sollte sich das deutlich verändern. Grundsätzlich haben die Broncos mit einem Noah Fant und Jeff Heuermann auch Waffen, die sie hierbei gut einsetzen können.

 

  • Pass-Protection (-): Große Probleme haben die Broncos in der Pass-Protection. Vor allem Left-Tackle Garret Bolles scheint auch in dieser Saison deutlich überfordert und erlaubt massiv Pressures. Dalton Risner ist eine der positiveren Überraschungen, während die erhoffte Verstärkung auf RT mit Ja´Wuan James bisher verletzungsbedingt keine Hilfe ist. Hier kann man schon vorweg nehmen, dass die Browns mit Garrett und Vernon besonders die OT attackieren müssen, um den QB ohne NFL-Snap direkt unter Druck zu setzen.

 

Defense

  • Pass-Rush (+/-):  Vor der Saison konnte man durchaus erwarten, dass die Broncos mit von Miller und Bradley Chubb einen der besten Pass-Rushes der Liga stellen. Die Ernüchterung ist groß angesichts von nur 17 Sacks (Platz 21, Browns mit 22 Sacks/Platz 10), besonders nach dem Kreuzbandriss von Chubb ist es wieder die One-Man-Show des Von Miller. Derek Wolfe und DeMarcus Walker spielen zwar wieder gewohnt eine gute Rolle, doch der Pass-Rush ist bei weitem nicht so dominant wie vorher erwartet. Zuletzt gegen die Colts setzte Denver jedoch die wirklich gute O-Line mehrfach und konstant unter Druck, was auch der Schlüssel zur guten Defensiv-Leistung war.

  • Run-Defense (+/-): 109 Yards pro Spiel und 4,1 Yards per Carry erlauben die Broncos – das ist graues Mittelmaß und besser als die Run-D der Browns. Als Stärke würde ich dies nach den letzten Eindrücken dennoch nicht bezeichnen. Zwei Spiele von starken Running-Offenses möchte ich hier als Beispiel herausgreifen. Gegen die Jaguars erlaubte Denver in Woche 5 brutale 225 Yards gegen L.Fournette (7,8 per Carry). Natürlich spielen da auch die Big Plays wie der 81 Yards Lauf eine Rolle, doch die Jaguars schafften den ganzen Abend Läufe zwischen 5-12 Yards und bestimmten so das Spiel. Zuletzt gegen die Colts waren es zwar „nur“ knapp 130 Yards im Laufspiel, doch auch die Colts konnten immer wieder mit M. Mack gute Run-Plays etablieren.
  • Pass-Defense (+): Die Coverage-Schemes von Vick Fangio waren schon in Chicago berüchtigt. Die Secondary bringt gute Qualität mit, allen voran SS Justin Simmon und natürlich CB Chris Harris. Lange Zeit hatten die Broncos eine Schwäche bei den Cover-LB, doch zuletzt wurde dies immer besser. Der noch junge J.Jewell (PFF 84,5) und Alexander Johnson (PFF 91,1) finden immer besser im Fangio-Scheme zurecht und zeigen starke Leistungen. Im Passing-Game müssen die Browns also gut aufpassen. Tief attackieren gegen das Duo Harris/Simmons sollte man nicht allzu oft – die Matchups sind eher gegen CB Callahan und die LB zu suchen.

Key-Matchups & Schlüssel zum Sieg

  1. Setzt QB Allen unter Druck – Take out WR Courtland Sutton: Eindeutiger geht es nicht. Ein QB ohne NFL-Snap, eine wackelige O-Line. Hier müssen die Browns dominieren. Brandon Allen ist durchaus ein athletischer QB, der beweglicher als Flacco ist, dennoch sollte Garrett und Vernon hier ein starkes Spiel haben. Im Gegensatz zu dem Spiel gegen die Patriots, sollte Wilks hier auch aggressiver mit Blitzes agieren und versuchen Allen mit Pressure-Looks früh zu verwirren. Ich erwarte zudem viel Play-Action – hier müssen von den Browns vor allem die TE´s (Fant/Heuermann) und der starken Sutton beachtet werden. Courtland Sutton ist aktuell wohl die einzig wirklich bedrohliche Waffe. 636 Yards in 8 Spielen und 3 TD´s sind bärenstark, dahinter fällt das Receiving-Corps jedoch deutlich ab.
  2. Limit the Run-Game: Der zweite Faktor wird natürlich das Run-Game. Die Broncos werden mit der QB-Situation noch mehr laufen als ohnehin schon. Statt der bisherigen 55% Running werden wir wohl er 60%+x sehen und müssen dementsprechend den Lauf stoppen. Mit Lindsay und Freeman hat man ein gutes und junges Duo hinter einer guten Run-Blocking-Line. Das wird ein Test für die bisher mäßige Run-Defense und das Tackling. Disziplin und der erwartbare Run sollte aber helfen, da die Broncos nicht wirklich mit Pass drohen können.
  3. Run Chubb: Der beste Browns-Spieler der bisherigen Saison. Chubb war gegen die Patriots – abseits der unnötigen Fumbles – das dominante Element der Offense. Die Line zeigte sich im Zone-Run-Blocking sehr stark – auch wenn die D-Line der Broncos etwas stärker besetzt ist, sollten die Browns hier Vorteile haben. Angesichts der stärkeren Passing-D, wäre es wichtig, wenn Chubb weiter zeigt, dass er ein Top-5-RB ist.

 

Prediction-Time

Zwei Teams mit je nur zwei Siegen auf dem Konto in Woche 9. Dennoch sind die Vorzeichen klar, nachdem die Broncos mit Backup-Quarterback und vermutlich einigen weiteren Ausfällen antreten muss. Die Browns kommen zwar mit bitteren Niederlagen im Gepäck in ein lautes und unangenehmes Mile High, aber es gibt eigentlich keine Ausreden.

Was für ein Spiel erwarten wir also?

Las Vegas sieht die Browns als Favoriten, mit einem Spread von -3 jedoch nicht so deutlich, wie man angesichts der Verletzten-Listen ahnen könnte. Mit einem Over/Under von nur 39.0 erwartet man ein Defensiv-geprägtes Spiel.

Defensiv erwarte ich die beste Saisonleistung am Sonntag. Ein offensichtliche Run-Fokus, ein unerfahrener QB hinter einer schwächelnden Line. Alles Rezepte für einen starken Abend der Defense von Steve Wilks. Einzig um die Run-D muss man sich etwas sorgen.

Offensiv wird es spannender, denn da sind die Broncos unter dem neuen HC Vic Fangio mehr und mehr verbessert und schwer ausrechenbar. Baker Mayfield steht natürlich im Spotlight, auch wenn für mich der Sieg durch ein ordentlich Run-Game geht. Baker sollte das Risiko gegen eine gute Secondary besser angemessen dosieren und Turnover vermeiden. Die Offense muss am Sonntag nicht glänzen, aber die Fehler der letzten Wochen eingrenzen.


Ich gehe optimistisch in das Spiel und erwarte trotz einer Auswärtspartie ein verbessertes Browns-Team, welches die angeschlagenen Broncos von Beginn an dominiert. Chubb mit erneut über 100 Yards Rushing wird die Grundlage legen, dazu ein Pass-Spiel über die Mitte, das sollte genügen, um mit guter Field-Position und einigen Turnovern der eigenen Defense den dritten Saison-Sieg zu holen.

Browns 24 Broncos 10

Go Browns!