Saisonvorschau – Teil I – King of the (AFC) North!
Auch wenn die Saison noch in den Sternen steht, nutzen wir die Offseason und schauen in insgesamt 4 Teilen auf die Gegner der Browns in der kommenden Saison. Ziel ist es einen Überblick über die wichtigen Veränderungen der Gegner zu verschaffen und den „Strength of Schedule“ (29th) kritisch zu hinterfragen und einen zukunftsorientierteren Blick auf den Record zu richten.
Wir starten natürlich mit der wichtigsten Division – der AFC North. Gewinnen die Browns die eigene Division, steht den ersten Playoffs seit 2002 nichts mehr im Wege.
Vorab: Zu jedem Team gibt es eine subjektive Einschätzung der Stärke einzelner Mannschaftsteile. Diese orientieren sich an Leistungen aus den Vorjahren (vor allem PFF-basiert) sowie einer subjektiven Einschätzung. Diese Zahlen kann und wird jeder anders bewerten – für die Previews dienen sie vor allem als Mittel zum Ranking. Die Skala orientiert sich an etwas, was jeder kennt: Madden Ratings (bedeutet jedoch nicht das die Wertung identisch zu Madden sind)
- 60-65: deutlich unter League Average
- 70-75: Durchschnitt
- 80-85: überdurchschnittlich
- 90-95: Elite
Burreaux Bengals
Zum dritten Mal pickte die AFC North an #1 im Draft, diesmal zum Glück nicht die Browns. Der Pick blieb aber im Staate Ohio und traf sogar den gescheiterten Buckeyes QB Joe Burrow, der nach der Fabelsaison bei LSU (5.671 Yards, 60 TDs bei 6 INTs) zurecht einer der Top-Kandidaten auch für den Offensive Rookie of the Year ist.
Mit Burrow steht und fällt der Erfolg der Bengals 2020. Ich bin extrem gespannt auf Burrow und seine Transition in die NFL. Während nahezu alle Experten kaum Zweifel haben, sehe ich durchaus die „Gefahr“, dass Burrow eine unsante Bauchlandung als Rookie macht. So bärenstark sein Tape 2020 war, sollte man nicht völlig vergessen, dass er nur eine Saison die Leistung auf diesem Niveaz zeigen konnte. Zuvor schaffte er es bei Ohio State nicht an JT Barrett vorbei. Die Umstände bei LSU waren unfassbar gut – die wohl beste O-Line im Land verschaffte reichlich Protection, dazu multiple 1st-Round Waffen auf WR wie Justin Jefferson, Ja´Marr Chase und RB Edward-Helaire, sowie den ebenfalls starken WR Terrace Marshall.
Bei den Bengals wird er eine deutlich schlechtere O-Line und weniger Zeit haben. Dazu kommt der allgemeine Scheme-Wechsel von OC Joe Brady (jetzt bei den Panthers OC), der Burrow das perfekte System vorlegte. Ich will keinesfalls Burrow schlecht reden, aber in Jahr 1 könnte es holpriger werden als erwartet.
Free Agency Einschätzung: Viel Geld für viele Fragezeichen
Mir gefällt die Verpflichtung von DT D.J. Reeder aus sportlicher Sicht, der die D-Line zu einer mindestens guten Front macht, auch wenn dieser recht teuer war. Spannend wird zu sehen, ob die beiden Vikings Cornerbacks Trae Waynes und Mackensie Alexander die wohl schlechteste Secondary wirklich verbessern können. Die beiden CB´s enttäuschten zuletzt in Minnesota, wobei der Tapetenwechsel helfen könnte. Zusammen mit Vonn Bell ist die Secondary nahezu rundum erneuert.
Die Free Agency wäre sicher im guten Bereich, wenn man sich mehr um die O-Line gekümmert hat. Doch erst der Cut von OT Cordy Glenn, um dann als einzige Verstärkung den OG Su´a-Filo (vorher Cowboys) zu holen, empfinde ich sehr gewagt mit einem Rookie-QB – auch wenn der letztjährige 1st-Rounder Jonah Williams zurückkehren sollte und dann Starting-Left Tackle ist.
Draft Einschätzung: No Trades, No Bullshit
Mir gefiel der Draft insgesamt. Joe Burrow und auch WR Tee Higgins sind beide Home-Run-Hits und sofortige Verstärkungen. Fast noch besser gefielen mir die bei den LB-Picks an Tag 2, um Logan Wilson und Akeem-Davis-Gaither zu holen. Damit könnten die Bengals die jahrelangen Baustellen auf Linebacker gelöst haben. Und als wäre das nicht genug, holten sie noch einen meiner Draft-Lieblinge mit Markus Bailey…Good Job Bengals. Nicht der spektakulärste Draft, aber ich sehe hier 4-5 potentielle Starter.
Zusammenfassung
Die Bengals haben viel richtig gemacht in der bisherigen Offseason. Der Rebuild könnte mit den hohen Invests in die Secondary und das Receiver-Set schneller gelingen als gedacht. Das große und entscheidende Fragezeichen bleibt jedoch die O-Line, die nominell immer noch eine der schlechtesten der Liga ist – wodurch nun noch mehr an HC Zac Taylor hängt dem Rookie QB schnell Sicherheit zu geben.

In den zwei Duellen mit den Browns wird es sicher schwerer als im Vorjahr. Duell 1 gewannen die Browns überzeugend mit 27-19, während man die zweite Partie motivationslos mit 23:33 verlor. Das verstärkte Receiving-Corps mit Burrow als QB kann man vor allem durch schnellen Druck gegen den Rookie-QB limitieren. Die Defense sollte deutlich verbessert sein mit der neuen Secondary. Damit nähern sich die Bengals deutlich näher an den Ligaschnitt an und gewinnen sicher mehr als nur 3 Spiele. Als Ceiling sehe ich 6 Siege.
Spiele gegen die Browns
- Week 2 TNF Home: Für die Browns geht es nach dem Auftakt-Kracher in Baltimore nur vier Tage später zu Hause gegen die Bengals. Der Spot am Donnerstag wird für beide Teams ekelhaft. Cincinnati spielt zuvor die Chargers zu Hause – ebenfalls ein fordernder Gegner mit Fragezeichen auf QB. Die kurze Vorbereitungszeit macht es brutal schwer eine Prognose abzugeben – es bleibt aber ein Must-Win-Game.
- Week 7 Away: Das Rückspiel gibt es noch vor der Bye am klassischen Sonntags-Spot. Während die Browns gerade aus der schweren Serie gegen die Cowboys, Colts und Steelers kommen, werden die Bengals nach zwei Auswärtsspielen gegen die Ravens und Colts erst das dritte Mal vor Heimpublikum spielen. Mit etwas „Glück“ für die Browns holen die Bengals nur 1-2 Siege bis dahin (Jags/Chargers) und sind schon frustriert.
Steelers – eine besondere Rivalität
Die Steelers nach dem grausigen Jahr und dem „Garrett-Gate“fair einzuschätzen, ist sicher eine besondere Herausforderung. Blicken wir daher rein auf die sportlichen Updates. 2019 kann man offensiv ohne Big Ben ohnehin kaum sinnvoll analysieren – zu schwach waren Hodges und Rudolph. Nach DVOA stellte Pittsburgh die schlechteste Offense (-25,7%) – dass man dennoch fast die Playoffs erreichte ist der starken Defense (#3) zu verdanken.
Die größte Veränderung ist natürlich die Rückkehr des mittlerweile 38-jährigen QB Ben Roethlisberger nach der Ellbogen-OP. Entscheidend wird sein, in welcher Form er zurückkehrt und welches Niveau er noch erreichen kann. Schon vor der Verletzung gab es vereinzelt schon schwache Phasen. Schaut man in der Offseason auf Big Ben erwartet natürlich niemand ein Six-Pack, aber Roethlisberger wirkt zumindest auf mich weit weg von der heutigen Fitness eines NFL-QB´s
Free Agency Grade: Minimalismus
Sehr wenig Capspace ließ schon vorab vermuten, dass die Steelers eher vorsichtig agieren. Prominentester Neuzugang ist sicher TE Eric Ebron, der in Indianapolis deutlich erstarkte und den TE-Room deutlich aufwertet. OG Steven Wisniewski dürfte Ramon Foster ersetzen und aufwerten. Ein guter Move, der etwas unter dem Radar läuft.
Ansonsten haben die Steelers nur Spieler verabschiedet, die jedoch selten hochklassig waren. Einzig der Verlust DT Javon Hargrave dürfte schmerzen und die starke D-Line abwerten.
Die Steelers mussten zugegeben wenige Positionen wirklich adressieren – das Gefühl „Big Ben reicht“ könnte jedoch vor allem mit der üblichen defensiven Regression trügerisch sein.
Draft Grade: Starke Ausbeute auch ohne Firstrounder
Besser wurde es im NFL Draft – und das ohne Firstrounder nachdem man S Minkah Fitzpatrick via Trade schon in der Vorsaison holte. Chase Claypool ist leider ein WR, der sofort enormen Impact haben könnte mit seiner Mischung aus Speed und Physis. Die Duelle mit unseren eher schmalen und kleine Cornerbacks machen mich durchaus nervös.
Danach wurde mich OLB Alex Highsmith ein starker Scheme-Fit geholt, der die Pass-Rusher-Rotation um TJ Watt und Bud Dupree super ergänzt. Später im Draft gefällt mir RB McFarland als Back neben James Conner und auch Maryland Safety Antoine Brooks als kleine Versicherung für SS T.Edmunds. Aus wenig Kapital hat man hier ordentliche Spieler mit Scheme-Fit geholt.
Zusammenfassung
Was macht man aus dem Steelers-Team 2020? Defensiv erwarte ich eine leichte Regression mit den Verlusten um DT Hargrave und LB Barron sowie dem Alter eines Joe Haden auf CB, wobei die Defense weiter Top-10, vielleicht sogar Top-5, bleiben sollte.
Die Offensive kann nur besser werden, auch wenn mir das Personal weiter wenig Angst macht. Ich zweifle schlicht daran, wie viel Big Ben noch „im Tank“ hat mt 38 und einem Jahr Spielpause bei merklich schlechterer O-Line. Da helfen auch die etwas besseren Waffen wenig. Die Steelers haben weiter keinen dominanten #1-WR und ein mäßiges RB-Corps. Kein Vergleich zu den Zeiten mit Antonio Brown und Le`Veon Bell.

Die Steelers bleiben leider ein harter Konkurrent mit bärenstarker Defense und einer Offense mit massiven Fragezeichen. Das 1-zu-1 aus der Vorsaison wird durch den Helmet-Gate natürlich überschattet und wird diesen Schatten auch in die 2020er-Saison tragen, da die Duelle zweifelsohne eine enorme Rivalität mitbringen, wodurch der Heimvorteil (falls es Fans gibt) schwerer wiegt. Eine erneute Teilung der Siege scheint daher aktuell durchaus wahrscheinlich.
Spiele gegen die Browns
- Week 6 Away: Das Auswärtsspiel zuerst. Mit Fans wird giftig die Atmosphäre giftig bei der Rückkehr von Myles Garrett. Der Schedule meint es seeeehr gut mit den Steelers in den ersten Wochen. Pittsburgh sollte in Normalform 3-4 Siege in den ersten 5 Spielen holen. Giants, Broncos, Texans und auch Titans sind allesamt keine Übergegner, als „Vorbereitung“ auf Woche 6 geht es zu Hause gegen die Eagles. Gut möglich also das die Steelers mit dem besseren Record in dieses Division-Spiel gehen.
- Week 17 Home: Der Saisonabschluss zu Hause kann Fluch und Segen sein. Sind Steelers und/oder Browns noch im Playoff-Rennen? Schenkt ein Team ab? Das Traumszenario ist natürlich ein großes Duell um den Einzug in die Playoffs.
Running Ravens
Die Erwartungen an die Ravens und QB Lamar Jackson werden 2020 gigantisch sein nach der starken 14-2 Saison, die überraschend in den Playoffs durch die Titans beendet wurde (12:28). Die Ravens hatten laut DVOA (Quelle FootballOutsiders) die #4 Defense und natürlich die #1 Offense. Schauen wir also, wo die Ravens sich zum Vorjahr veränderten.
Free Agency Einschätzung: Moderater Win-Now-Modus
Baltimore ist natürlich weiter im Titelfenster mit Lamar Jackson im günstigen Rookie-Vertrag. Obwohl man schon Top-5 in der Defense war, lag hier in der FA der Fokus. Der günstige Trade für DE Calais Campbell (5th 2021 an Jags) verstärkt die D-Line sofort. Als sei dies nicht genug, verpflichtete man noch DE Derek Wolfe von den Broncos.
Schmerzen dürfte vor allem der Rücktritt von All-Pro-Guard Marshal Yanda, der zukünftig durch DJ Fluker ersetzt werden soll. Allein mit Blick auf die PFF-Noten (85,9 zu 60,4) schlicht ein deutliches Downgrade. Den zweiten größeren Verlust bedeutet die Entlassung von S Tony Jefferson, um Cap-Space zu sparen. Die enttäuschende Saison (PFF 53,1) hat die Entscheidung sicher einfach gemacht – einen Veteran-Ersatz gibt es zunächst nicht.
Damit bleibt vor allem die Frage, ob die O-Line auch ohne Yanda auf dem sehr hohen Niveau weiter spielen kann – eine Personalie, die sowohl im Laufspiel, als auch im Passing-Game wichtiger sein kann als bisher vermutet. Die D-Line könnte dagegen nochmal deutlich besser als im Vorjahr sein.
Draft-Einschätzung: In den Schoß gefallen…
Wenn man von Schwächen dieser starken Defense spricht, fällt natürlich die Linebacker-Position ins Auge nach dem Verlust von CJ Mosley im Vorjahr. Im Draft 2020 fällt dann ausgerechnet der beste Scheme-Fit mit LB Patrick Queen bis an #27. Queen ist noch extrem jung und hat bei LSU kaum als Starter agiert – was man auf Tape sehen konnte war jedoch sehr beeindruckend. Queen hat die Range und Eigenschaften eines modernen NFL-Linebacker und dürfte sofort starten.
Leider war dies nicht der letzte starke Pick. JK Dobbins könnte als Ergänzung zu Mark Ingram regelrecht explodieren und sehr produktiv sein. DT Madubuike dürfte zunächst nur in der Rotation spielen, hat aber hinter den Oldies der D-Line eine starke Lernbasis. Sofortigen Impact könnte auch der zweite Linebacker Malik Harrison (Ohio State) haben. WR Devin Duvernay und James Proche ergänzen den weiter mäßigen WR-Corps. Während Duvernay im Slot schnell Snaps bekommen sollte mit seiner enormen Gefahr „after the Catch“, könnte Proche ein echter Steal sein. Als wäre die Liste mit „Picks, die ich mag“ nicht schon lang genug, bildet S Geno Stone als 7th Rounder in dem Scheme einen starken Fit und könnte vom Abgang von Jefferson früh profitieren.
Zusammenfassung

Die Ravens bleiben solange ein Powerhouse in der AFC North bis die NFL Teams eine wirksame Taktik gegen das exzellente Offensive-Scheme findet. Die Browns konnten Lamar Jackson schon ärgern in Spiel 1, ihn zum werfen zwingen und die Mobility einschränken. Selten schaffte es bisher ein Team die Dominanz durch einen innovativen Spielstil länger aufrecht zu erhalten. Zu schnell holen die DC´s mit genügend Tape und Ideen auf.
Entscheidend bei den Ravens wird sein, ob die O-Line auch ohne Yanda weiter solche Lücken im Run-Game reißen kann und so den Druck von Lamar nimmt. Regression in einzelnen Mannschaftsteilen kann dieses spezielle System schnell ins Wanken bringen. Defensiv glaube ich dagegen eher an weiterhin starke Leistungen oder gar eine Verbesserung durch die Neuzugänge in der Front 7.
Spiele gegen die Browns
- Week 1 Away: Der Saisonauftakt in Baltimore. Rein aus der Betrachtung der Vorsaison ist dies das schwerste Spiel des ganzen Schedules. Wie üblich kann dies zu Saisonbeginn auch ein Vorteil sein – ehrlicherweise sollten die Ravens mit der Konstanz in großen Teilen der Mannschaft und des Coachings aber eher profitieren. Letztlich sind es die Browns, die offensiv ein neues Scheme sofort gegen eine Top-Defense testen müssen. Die Browns sind aktuell in Vegas +10 Außenseiter…enough said.
- Week 14 Home MNF: Das zweite Duell ist zeitgleich das zweite und letzte Primetime-Spiel der Browns im Monday Night Game. Während unsere Browns aus der vermeintlich leichtesten Phase mit Spielen gegen die Jaguars und Titans kommen, muss Baltimore vorher gegen Dallas und Pittsburgh ran. Die „große Bühne“ könnte sehr passend sein, da wir beide Teams zu dem Zeitpunkt im Playoff-Rennen vermuten.
AFC North – die beste Division der NFL?
Viele Experten sehen die AFC North zurecht als eine der spannendsten Division der NFL. Die Ravens gelten zurecht als Superbowl-Contenter als 14-2-Team, welches sich nochmals verstärkte. Dazu bekommen die Steelers wieder Offense zu der weiter starken Defense. Die Bengals sind sicher noch Außenseiter, haben aber abseits der O-Line ein spannendes Team mit reichlich Upside.
Drei Teams sollten im Normalfall einen positiven Record haben und damit die Division-Krone unter sich ausmachen. Nach dem letztjährigen Hypetrain ist es sicher nicht angenehmer, als #3 in das Rennen zu gehen. Unser Blick auf die Stärken zeigt folgendes Bild:

Das subjektive Ranking bestätigt meinen Eindruck im Text: Solange man die starke Ravens-Offense nicht stoppt, gelten diese als klare Favoriten. Steelers und Browns sehe ich sehr nah zusammen, während die Bengals aufholen, aber noch mindestens 1 Jahr brauchen um aufzuschließen.
Folglich sind von den 6 Division-Spielen mindestens 3 zu gewinnen, vermutlich braucht man 4 Siege für die Playoffs in der AFC.
Go Browns!