Week-16-Preview: J-E-T-S

22. Dezember 2020 1 Von Mike

Die Cleveland Browns können die AFC North gewinnen! Unfassbar, denn die Steelers waren nach dem 11-0 eigentlich schon weit voraus. Dafür müssen die Browns jedoch den zweiten Sieg in New York einfahren – diesmal gegen die Jets. Ausgerechnet in der Vorwoche gewannen die bisher sieglosen Jets das erste Spiel gegen die LA Rams. Schauen wir also auf das Must-Win-Game der Browns bei den Jets

Die Browns gewinnen recht souverän mit 20-06 gegen die NY Giants, welche Erkenntnisse haben wir gewonnen?

  • Baker im Flow: Die nächste Superleistung von QB Baker Mayfield. Dabei war nicht nur optisch ein deutlich besserer Baker zu sehen, der nur so vor Selbstbewusstsein sprüht, sondern auch seine Mechanics stark verbesserte und somit deutlich akurater ist. Die 84% Completion-Rate ist ein neuer Rekord – und das bei fast 300 Yards. Dazu gab es erneut keinen Turnover. Weiter so – Baker ist im Flow und macht richtig Spaß!
  • Variable Offense: Wieder hatte die Run-Offense anfangs enorme Probleme gegen die Giants-Front und erlief unter 3.0 Yards pro Versuch – und erneut hatte Stefanski die perfekte Antwort. Die Browns bleiben nicht stur am Gameplan, sondern richten sich sehr flexibel an den Schwächen der Gegner aus. So wurde am Sonntag die angeschlagene Secondary attackiert mit den aktuell formstarken WR. Stefanski muss ein Kandidat für den Coach-of-the-Year sein. Auch das Clockmanagement zum Ende der Halbzweit war fantastisch und spielentscheidend. Zwei 95-Yards-Drives zum TD sind kein Zufall.
  • No Pass-Rush: Die Defense hat zwar nur 6 Punkte zugelassen – diese Zahl täuscht aber durchaus über eine mäßige Leistung hinweg. Das Duell an der Line wurde gegen eine schwache O-Line klar verloren. Dazu wurde auch im Run-Game mitunter die Mitte regelrecht zerrissen. Die D-Line bleit massiv abhängig von Myles Garrett, der noch deutlich Covid-geschwächt ist und eine Pause braucht. Wichtig zeigte sich die Rückehr von Denzel Ward, der auch die Leistung von T.Mitchell beflügelte. Noch ist diese D ein großes Problemfeld, aber man schaffte zumindest wichtige Stops. Wenn man Colt McCoy hinter dieser mäßigen O-Line aber quasi gar nicht im ganzen Spiel unter Druck setzt, dann bereitet dies Sorgen…
  • Special Teams again…: Wir haben eine Kicker-Diskussion. Cody Parkey verpasste ein (seeeehr langes) FG/XP und kann über 45 Yards einfach nicht treffen. Dazu kommt das übliche Problem, dass keine Touchbacks gekickt werden (sollen), was gegen die Giants zu einem 50 Yards Return im ersten Drive führte und dem Gegner somit massiv half. Die Special Teams von Mike Priefer sind mittlerweile ein echtes Problemfeld…

Die Jets haben völlig überraschend mit 23-20 gewonnen(dadurch zunächst den #1-Pick verloren). Welche Impressionen nehmen wir mit?

  • Quo vadis, Sam Darnold? Es schien doch alles klar – die Jets gehen 0-16 und draften Clemsons Supertalent Trevor Lawrence. Plötzlich besiegt man die guten LA Rams und es wird über eine Zukunft von Darnold spekuliert. Statistisch eine unsinnige Diskussion, denn Darnold spielt eine verheerend schlechte Saison (PFF 59.4; 6 TDs bei 9 INTs; 59% Completion). Natürlich hat Darnold wenige Waffen, eine miese O-Line, aber seine Leistungen geben kaum Inspiration zur Besserung. Die Jets sind die #31 Offense – einfacher kann es in der Theorie kaum werden…
  • No more Greg: Die Jets-D hat durchaus ein paar Playmaker und wie gegen die Rams gute Spiele, in denen sie über den Run-Stop schwächere QBs ärgern kann. Gegen die Rams stoppte die Defense vor allem in der ersten Halbzeit die Rams (mit durchaus ähnlichen Offense-Konzept wie die Browns) beeindruckend: 2x 3&Out, Blocked Punt, INT. Diese D spielt aggressiv und darf nicht unterschätzt werden.
  • Tanking?! Was wollen die Jets denn nun? Gegen die Raiders warf man den Sieg nahezu gewollte weg – nun ist man an #2 der Draft-Order. Ist den Jets nun alles egal und man versucht ernsthaft Spiele zu gewinnen? Es gibt vielleicht keine offizielle Order, doch den Jets sollte bewusst sein wie groß die Zukunftschancen ist, wenn man einen Franchise-QB bekommt. Ich glaube die Jets schenken nicht komplett ab, werden aber im späteren Verlauf des Spiel vermutlich etwas abklingen…


Die Roster im Vergleich

PositionVorteil
QBBrowns – Baker ist hot, Darnold not. Die beiden Top-Picks aus dem Draft von 2018 gehen sehr unterschiedliche Wege und wir können glücklich sein, dass Dorsey sich für Mayfield entschied.
O-LineBrowns –  die Browns spielen mit dem 3rd-String-RG und Rookie Nick Harris, der aber verblüffend gut spielte. Die Jets haben mit Mekhi Becton einen hervorragenden Rookie-LT, die restliche Line ist aber wirklich dürftig. G Elflein (PFF 43.3) spielt grausig, McGovern (59.3) & Fant (62,1) tümmeln sich im unteren Ligamittelfeld. Die Browns haben die deutlich bessere Line, auch ohne Wyatt Teller.
RBBrowns – der unzerstörbare Frank Gore in aller Ehren, aber die Jets haben kein gutes Run-Game, aber die 4.2 Yards per Carry sind unterer Ligaschnitt. Die Browns hatten zuletzt keine guten Run-Games, lassen aber wenig Zweifel an der Qualität.
WRPush – die WR der Jets sind nicht schlecht. Wir kennne noch Perriman als Deep-Threat. Crowder ist der vielleicht beste Slot-WR und ultra-verlässlich. Rookie-Mims hat physische Vorteile gegenüber unseren CBs. Ich sehe da ungefähr Augenhöhe, auch wenn die Browns-WR zuletzt wirklich stark performten.
TEBrowns – der offensive Sweep, denn Hooper spielt zuletzt wie auch Bryant wieder besser und Njoku kann in jedem Spiel eine Rolle einnehmen, dagegen sind Chris Herndon und Ryan Griffin maximal Durchschnitt mit je unter 200 Yards und nur einem TD durch Herndon.
D-LinePush – puh die Browns-D-Line stinkt aktuell. Garrett sollte man schonen nach der Corona-Schwächung und Sheldon Richardsons Verletzung könnte die Interior-D-Line schwächen. Dann wird es schon dünn. Die Jets haben hier ihr Prunkstück mit Quinnen Williams und Henry Anderson, sowie Ex-Brown Trevon Coley, wobei der Ausfall von Quinnen den Browns helfen sollte.
LinebackerPush –ganz ehrlich, die LB der Jets haben mit namentlich nichts gesagt. Hewitt (PFF 62.1) und Langi (PFF 34,1) wirken nicht wirklich gut, während die OLB Basham (PFF 60,7) und Luvu (PFF 68.0) halbwegs passabel scheinen. Schwierige Evaluation, anhand von PFF sind beide auf niedriger Augenhöhe.
CornerbacksBrowns – es gibt Hoffnung auf die Rückkehr von Denzel Ward!!! Das bräuchte es auch dringend, denn aktuell sind die Leistungen zumeist nur gruselig auf CB. James Bradberry spielt eine gute Saison (PFF 78.3) und auch Yiadom spielt zumindest okay. Schwachstelle ist NB Darnay Holmes (PFF 49.3).
SafetyBrowns – Lamar Jackson (43.4) und Bryce Hall (61.3) haben durchaus Potential als junges CB-Duo, sind aber natürlich zu attackieren. Die Browns haben mit dem Comeback von Denzel Ward den Vorteil, auch weil dies wieder Terrance Mitchell zu helfen scheint.

Der Blick auf den Rostervergleich zeigt bereits, dass die Browns klarer Favorit sind – vor allem mit den Vorteilen in der Offense. Defensiv scheinen die Teams deutlich näher beieinander. Schauen wir auf die Stats.


Statistischer Vergleich

StatJetsBrowns
Point per Game (Team vs. Gegner)14,7 zu 29,526,1 zu 26,7
Passing Yards (Team vs. Gegner)168 zu 279222 zu 246
Yards per Carry (Team vs. Gegner)4,2 zu 4,04,8 zu 4,3
3rd Down Efficiency (Team vs. Gegner)33,8% zu 44,5%44,9% zu 44,1 %
O-Line Ranking (Run/Pass)#23/ #29#2/ #16
Turnover-Margin (Forciert vs. eigene)17 zu 1720 zu 14
QB-Stats (Completion, TD/INT-Ratio, QB Rating58,3% / 12-12 / 73,864,1% / 26-8 / 100,1
Offense DVOA Rank (ORV/Pass/Run(#31/#28/#27#8/#8/#8
Defense DVOA Rank#22/#29/#8#26/#25/#19
Special Teams DVOA Rank#28#27

Wow sind die Stats der Jets verheerend schlecht. Schon die reine Punktdifferenz von über zwei TDs im Schnitt spiegelt die Saison. Die Run-D der Jets ist ordentlich, viel mehr Positives lässt sich aber kaum finden. Dank des Sieges gegen die Rams ist man nur nicht mehr die schlechteste Offense der Liga (Denver).

Die Browns sind mittlerweile klar eine Top-10-Offense, während die Defense immer weiter abrutscht. Die Entwicklung der Defense macht enorme Sorgen, zur Saisonmitte war man hier noch im Mittelfeld.


Injury Report

Wer fällt aus?

Sicher ausfallen werden bisher RG Wyatt Teller und ohnehin Chris Hubbard – also starten die Browns erstmals mit Nick Harris auf Right Guard. Hoffen wir Nick spielt erneut so gut.

So sieht der Injury Report aus:

Positiv sieht es für DT Sheldon Richardson aus, der wieder voll trainieren kann. Der befürchtete Engpass in der Interior-D-Line scheint damit vom Tisch.

Bei den Jets ist der Ausfall von DE Quinnen Williams wirklich massiv und schwächt die D-Line der Jets enorm.


Offensiver Ausblick

Die Browns haben ein durchaus ähnliches Matchup gegen eine verbesserte Defense wie schon gegen die Giants. Auch die Jets haben den besten Mannschaftsteil in der D-Line um #3-Pick Quinnen Williams. Der fällt nun aus, aber mit Henry Anderson ist immer noch ein guter Pass-Rusher dabei. Ein guter Test gerade für die neue Interior-Line und Nick Harris.

Wie gut können die Browns also das Laufspiel etablieren? Die Antwort ist ein „wir sollten uns nicht darauf verlassen“ – im Laufe des Spiels sicher eher als direkt zu Beginn. Die Rams kamen nicht auf mehr als 4.0 Yards – hier wird es spannend.

Doch durch das Passing-Game sollte Baker Mayfield in der aktuellen Form mit seinen WR und TE genügend Angriffspunkte finden. Hier sind die jungen CB´s um Lamar Jackson und Bryce Hall zwar talentiert – gegen erfahrene WR wie Landry und Higgins dennoch ein starkes Matchup.

Stefanski muss sicher nicht besonder schemen, die Jets haben genügend Schwächen. Sollten die Browns an der Line Probleme haben sehen wir sicher mehr Playaction und Movement.

Die Jets erwarte ich auch ohne Greg Williams als DC noch aggressiv und viel blitzend, hier muss Baker hellwach sein und anders als Jared Goff weniger Sacks und Turnover kreieren. Insgesamt bin ich wirklich positiv gestimmt.

Key-Matchups

  • RG Nick Harris vs. LDE Henry Anderson
  • WR Jarvis Landry / Higgins vs. CB L.Jackson/B.Hall

Prediction

  • >150 Yards durch Landry + Higgins
  • >1 Sack

Defensiver Ausblick

Gegen die schlechteste Offense der Liga sollte man eigentlich leichtes Spiel haben – doch mein Gefühl ist hier gespalten.

Einerseits macht mir die D-Line enorme Sorgen. Myles Garrett sollte man mit Weitsicht auf Week-17 (Steelers) und auch die Playoffs (Yeahhhhh) eigentlich schonen und von Corona erholen lassen. Die Leistung gegen die Giants war schon sichtlich gehemmt.

Dazu die Frage wie viel und gut Sheldon Richardson mit der Nackenverletzung vom letzten Sonntag spielen kann? Ohne Sheldon Richardson die Interior-Line wirklich dünn. Rookie Jordan Elliott (PFF 56.6) und Vincent Taylor (PFF 52.4) sind ein klares Downgrade, wobei meine Hoffnung auf Besserung bei Elliott noch existent ist. Insgesamt ist die D-Line durchaus geschwächt aktuell und könnte selbst gegen die Jets-Line Probleme haben.

Hier bin ich gespannt, ob wir mal mehr Blitzes von DC Joe Woods im Playcalling sehen – bisher ist man hier sehr zurückhaltend und fast bider mit der soften Zone als Grundgerüst.

Dazu kommen WR der Jets, die nicht das beste Matchup sind. Mims mit seiner Physis, sowie Crowder im Slot gegen Kevin Johnson machen mir Sorgen.

Abschließend natürlich die Frage: Hat der Sieg Sam Darnolds Selbstbewusstsein geholfen? Es war jedenfalls seine beste Saisonleistung gegen eine nominell bessere Offense als die der Browns. Darnold steht bisher nicht für Konstanz, daher bleibt dies ein Spannungsfaktor.

Ich fürchte wir werden erneut über die Defense als Problemfeld reden müssen – selbst gegen die #32-Offense der NFL…

Key-Matchups:

  • DE Vernon vs. RT G.Fant
  • CB Kevin Johnson vs. WR Jamison Crowder
  • CB T.Mitchell vs. WR Mims

Prediction:

  • >20 zugelassene Punkte
  • <2.5 Sacks

Fazit

Über die Favoritenstellung müssen wir nicht lang sprechen – die Browns sind erneut Favorit im Medlife-Stadium. Ein Must-Win-Game, um den so lang ersehnten Playoff-Einzug zu fixieren.

Viele der Matchups gefallen mir auch, besonders das Passspiel sollte für QB Baker Mayfield erneut die Säule des Erfolges sein. Die WR haben gute Matchups und auch die TEs gegen mittelmäßige LB dürften regelmäßig im Vorteil sein. Ideal wäre natürlich, wenn auch das Laufspiel nach zwei mäßigen Auftritten besser startet – doch der Trend könnte sich etwas fortsetzen gegen die starke D-Line der Jets.

Meinen Optimismus stoppt wieder mal der Defense mit den diversen angeschagenen Spielern und der Schwäche in der Mitte. Ich kann mich natürlich irren, aber mich würde es nicht wundern, wenn Sam Darnold ein richtig gutes Spiel am Sonntag hat und seine WR füttert.

Letztlich könnte es enger werden als gedacht in einem Spiel von einem 1-13-Team gegen ein 10-4-Team, doch ich habe wenig Zweifel am finalen Outcome und Sieg der Browns. Dafür ist auch das Coaching-Duell von Gase vs. Stefanski viel zu deutlich pro Cleveland

Browns 30 Jets 20

Go Browns!