Week-17-Preview: In der eigenen Hand

3. Januar 2021 0 Von Mike

Die Niederlage gegen die Jets liegt noch schwer im Magen, doch im ersten Spiel im Jahr 2021 können die Browns gegen die Steelers die erste Playoff-Teilnahme seit 2002 schaffen. Alles was man braucht ist ein Sieg – man hat das Schicksal also in der eigenen Hand. Wir blicken auf alle Faktoren und Matchups, um eine Prognose abzugeben.

Week 16 Review

Der Rückblick hilft diese Woche vergleichsweise wenig. Den Browns fehlten schlicht zu viele Spieler – die Steelers spielten zwar mit voller Kapelle, werden nun aber gegen die Browns viele dieser Spieler schonen. Unsere Erkenntnisse:

  • O-Line wackelt: Ohne LT Wills und RG Teller sah die O-Line der Browns ganz schwach aus. Lamm und leider auch Rookie Harris hatten enorme Probleme sowohl im Runblocking (lange Zeit 0,5 Yards per Carry), als auch in der Protection. Hier finden wir den Kern der Niederlage mehr als im Fehlen der WR. Baker Mayfield stand sehr schnell unter Druck, es entstand nie ein offensiver Rhythmus. Die Erkenntnis ist klar – die Browns sind außerhalb der Starting-5 nun dünn in der O-Line besetzt und müssen hoffen, dass alle fit werden/bleiben. Denn das Scheme von Stefanski braucht eine starke Line.
  • Bottom-5-Defense: Große Sorgen macht die Defense, welche selbst gegen die desolate Jets-Offense (#31 der NFL) kaum Stops schaffte. Myles Garrett und Olivier Vernon heißen die beiden Hoffnungsträger, die neben Denzel Ward eine Säule sind. Doch mit der eklatanten Tackling-Schwäche der Linebacker und Safetys in Kombination mit dem ultra-lahmen Scheme von DC Woods macht es fast jeder Offense sehr leicht den Ball zu bewegen. Es bleibt mir ein Rätsel, warum die Browns-D sich so wenig an den Stärken der Gegner ausrichtet. So konnte die einzig fähige Waffe mit WR Crowder völlig unbewacht ein starkes Spiel hinlegen. Es gibt einfach keine erkennbaren Fortschritte dieser Defense mit einem Defensive Coordinator, der nichtmal versucht die Limitationen der D mit taktischen Mittel zu kaschieren.
  • Doink again: Wir machen es kurz – Cody Parkey hat erneut einen wichtigen Extra-Punkt verballert und auch Jamie Gillan puntet aktuell für weniger als 40 Yards im Schnitt – beides ist zu wenig.

Die Steelers schafften ein beeindruckendes Comeback gegen die Colts, welches den Browns enorm half. Nur das des Sieges des Erzfeindes haben die Browns noch die Kontrolle über den Playoff-Einzug. Was haben wir gesehen?

  • Offense ohne Rhythm: Pub die Offense der Steelers ist Stückwerk. Eines der schwächsten Run-Games der NFL und auch im Passspiel scheint das Team in den letzten Wochen aus der Spur gekommen zu sein. Die WR droppen viele Pässe, Big Ben wird den Ball nicht mehr so schnell los. Die Folge sind viele Drives, die versanden und insgesamt eine unansehnliche und verkrampfte Offense. Gegen die Colts schaffte man aber in der zweiten Hälfte ein beeindruckendes Comeback und erstmals wieder Big-Plays. Aber wie gesagt, die Steelers spielen Sonntag ohne Big Ben und die Offense wird eindeutig anders aussehen.
  • stahlharte Defense: Pittsburgh lebt natürlich von der Defense, die mit dem besten Pass-Rush der Liga kommt. Doch gegen die Colts sah man auch wie diese Defense recht fix 21 Punkte kassierte und platt wirkte. Die gleiche Defense schaffte dann aber auch den Turnaround und stoppten die letzten 4 Drives: Punt, Punt, INT, Turnover on Downs.

Die Roster im Vergleich

QBBrowns – Baker Mayfield gegen Mason Rudolph, hier macht es die Schonung von Roethlisberger leicht im Vergleich der QBs. Baker hatte ein schwaches Spiel gegen die Jets mit 3 Fumbles und einigen Ungenauigkeiten
O-LineBrowns –  die Rückkehr der Starter LT Wills und RG Teller machen den Unterschied. Die Steelers-Line hat 2020 einen enormen Rückschritt zu verzeichnen und lebt vom schnellen Release des Veteran-QBs. Das Run-Blocking ist das Schlechteste der Liga.
RBBrowns – auch eine klare Sache, denn die Steelers haben mit James Conner und Benny Snell schon das ganze Jahr zwei sehr mäßige Backs. Gegen die Colts reichte es nur für 1,6 Yards per Rush. Die Browns haben mehr Qualität, müssen dies aber auch wieder konstanter liefern.
WRPush – ich mag die WR der Steelers mit sehr unterschiedlichen Skills. Claypool war lange ein Kandidat zum Offensive Rookie of the Year, dazu haben sie zwei Speedster mit Diontae Johnson und James Washington. Die Rückkehr von Landry, Higgins und Peoples-Jones sorgt für Augenhöhe.
TEBrowns – Ebron und McDonald sind gute, wenn auch keine überragenden TEs, nun fällt Ebron aus. Bei den Browns funktioniert Hooper weiter, während man Njoku mehr einsetzen sollte. Harrison Bryant schwächelt weiter.
D-LineBrowns – normal wären die Steelers hier klar besser, doch das Schonen von TJ Watt und Cam Heyward hilft den Browns natürlich enorm. Vernon und Garrett spielen für die Browns weiter hervorragend, aber die Interior-Line schwächelt immer wieder. Dennoch sehe ich die Browns besser als die zweite Garde der Steelers hier
LinebackerSteelers –werden wir auch Rotation sehen? Das Duo Vince Williams/Avery Williamson ist nach dem Saisonaus von Bush enorm wichtig und soll spielen. Aber ganz ehrlich – selbst die zweite Garde kann hier vermutlich mehr als die Browns, die ohne Malcolm Smith spielen werden. Die Positionsgruppe ist einfach nur gruselig.
CornerbacksSteelers – Ohne Denzel Ward fürchte ich erneut schlimme Performances der Secondary. Die Steelers haben mit Joe Haden und Mike Hilton ein Top-Duo. Klarer Vorteil an Pittsburgh.
SafetySteelers – richtig gute Safetys bei den Steelers. Minkah natürlich ein Top-3-Safetys der NFL und auch Terrell Edmunds (PFF 70.9) spielt eine gute Saison. Die Browns spielen Corona-bedingt ohne Sendejo, dafür schafft es vermutlich Karl Joseph. Die Rückkehr von Ronnie Harrison könnte sehr wichtig sein.

Der Rostervergleich zeigt zwei sehr unterschiedliche Ausrichtungen. Die Steelers mit der besten Defense der Liga und enormen Investments in die Front-7 und auch Safetys, während die Browns hier nur notdürftig besetzt sind. Dagegen haben die Browns in Sachen Offense mittlerweile mehr zu bieten und sind in der O-Line und dem Laufspiel stärker besetzt.


Statistischer Vergleich

StatSteelersBrowns
Point per Game (Team vs. Gegner)26,3 zu 19,226,1 zu 26,7
Passing Yards (Team vs. Gegner)246 zu 193222 zu 246
Yards per Carry (Team vs. Gegner)3,6 zu 4,24,8 zu 4,3
3rd Down Efficiency (Team vs. Gegner)41,8% zu 36,5%44,9% zu 44,1 %
O-Line Ranking (Run/Pass)#32/ #1#7/ #15
Turnover-Margin (Forciert vs. eigene)27 zu 1720 zu 17
QB-Stats (Completion, TD/INT-Ratio, QB Rating65,7% / 33-10 / 93,864,1% / 26-8 / 100,1
Offense DVOA Rank (ORV/Pass/Run(#22/#21/#30#8/#12/#9
Defense DVOA Rank#1/#1/#5#24/#25/#18
Special Teams DVOA Rank#14#27

Beeindruckende Stats mit wenig Wert für das Duell. Die beste Defense der Liga spielt ohne die Stars, die Offense ohne den QB. Spannend ist das wirklich schwache Run-Game der Steelers, sowie das starke Turnover-Ratio der Defense.


Injury Update – wer spielt überhaupt?

Leider wird dieser Bereich in der Corona-Pandemie immer größer, also listen wir mal die Ausfälle auf mit kurzem Kommentar.

Browns

  • CB Denzel Ward: Ganz frische die Nachricht vom positiven Test. Ward ist mindestens 10 Tage raus – damit wohl auch im möglichen Wild-Card-Game…
  • TE Harrison Bryant: Ebenfalls positiv getestet, sportlich aktuell aber verkraftbar.
  • LB Malcolm Smith: Der beste Linebacker ist raus nach positiven Test, es wird also unerfahrener auf der Position
  • LB BJ Goodson: wurde vor dem Jets-Spiel positiv getestet
  • FS Andrew Sendejo: Noch ein Starter fällt mir Corona aus. Seine Erfahrung fehlt, sportlich aber einer der schlechtesten Safetys der Liga. Harrison spielt für ihn.
  • CB Kevin Johnson: Kam ganz frisch noch auf die Covid-Liste, anhand der Leistungen aber ein verkraftbarer Verlust, der die Secondary aber noch dünner und unerfahrener machen

Daneben gibt es aber auch gute Nachrichten, denn RG Wyatt Teller und LT Wills werden höchstwahrscheinlich verfügbar sein. Ebenso alle „Close Contacts“, also die WR-Gruppe und LB Philips.

Wen schonen die Steelers?

  • QB Ben Roethlisberger
  • C Maurkise Pouncey
  • TE Eric Ebron
  • DE Cam Heyward
  • OLB TJ Watt
  • S Terrell Edmunds
  • CB Joe Haden

Offensiver Ausblick

Die Offense muss gegen die zweite Garde der Steelers den Grundstein legen. Im Hinspiel hatten die Browns enormen Probleme an der Line und Baker stand ständig unter Druck, auch durch aggressives Blitzing.

Ohne Watt & Heyward, sowie Dupree (IR mit ACL) fehlen 80% des bisherigen Pass-Rushes. Dank der Rückkehr von LT Wills und RG Teller dürfte die Line wieder stabiler aussehen als gegen die Jets.

Wie sieht dann der Gameplan aus? Ich vermute die Steelers werden ähnlich wie die Jets versuchen den Browns das Run-Game zu nehmen. Die Box vollstellen und mit Run-Blitzes das Zone-Run-Game der Browns limitieren. Wenn man die letzten Spiele der Browns-O sieht, dann kann das auch gut gelingen.

Ich erwarte also, dass Baker mit den rückkehrenden WR das Spiel gewinnen muss – zumindest in der ersten Hälfte des Spiels. Ohne Joe Haden und mit weniger Pass-Rush sehe ich auch gute Chancen mit dem Passing-Game zu punkten. Baker muss natürlich besser spielen gegen die Jets, aber bisher ist er ein QB, der in wichtigen Momenten auch abliefert. Eine größere Bühne als Week-17 mit der Chance auf Playoffs gibt es nicht.

Gegen eine Defense mit 27 forcierten Turnovern ist die Ball-Security enorm wichtig, vor allem wenn Minkah Fitzpatrick, Mike Hilton und Tuitt spielen sollten.

Trag uns, Baker!

Key-Matchups

  • LT Wills vs. DE Tuitt
  • WR Landry/Higgins vs. CB Mike Hilton/J.Layne

Prediction

  • <3.5 Rush Yards per Carry
  • Baker Mayfield >300 Passing Yards

Defensiver Ausblick

Gegen Mason Rudilph und das #32-Run-Game sollte es eigentlich „leicht“ werden – doch diese Browns-D konnte selbst die Jets-Offense nicht stoppen und hätte ohne die Blocks 27 Punkte kassiert.

Die Motivation wird hoch sein – vor allem für Myles Garrett, der sein Revanche-Spiel gegen Rudolph bekommt. Die O-Line der Steelers kann man attackieren, die #1-Sack-Rate täuscht, denn Big Ben wird den Ball einfach sehr schnell los. Kann der Backup dies genauso?

Im Gameplan sehe ich die Steelers mit vielen schnellen und kurzen Pässen auf die WR agieren, die sehr günstige Matchups haben. Claypool, D.Johnson und Washington sind in Abwesenheit von Denzel Ward und Kevin Johnson klar besser. Es braucht schnellen Pass-Rush und zumindest etwas Stabilität in Coverage.

Selbst ohne viel Production von RB James Conner könnte es für die Browns schwer werden, wenn Rudolph einen passablen Game-Manager gibt. Viel Druck liegt auf der D-Line, denn dahinter kann man sich auf nichts verlassen.

Key-Matchups:

  • DE Garrett vs. LT/RT Villanueva/Okarafor
  • CB Mitchell/MJ Stewart/T.Thomas vs. WR Claypool/D.Johnson/Washington

Prediction

  • >250 Passing Yards
  • >3 Sacks

Fazit

Es ist der große Showdown, bei dem wohl jeder Brownsfan mit einem mulmigen Gefühl in das Spiel geht.

Unsere Browns können erstmals seit 2002 die Playoffs erreichen – alles was man braucht ist ein Sieg gegen ein Team, welches alle Stars schont. Easy, oder?

Doch die Corona-Situation schwächt auch die Browns, die ohne CB Ward, LB M.Smith und etlichen weiteren Spielern viel Erfahrung verliert. Die folglichen Matchups der WR-Waffen der Steelers mit der zweiten und dritten Garde an CBs der Browns macht mit enorme Sorgen.

Wir hängen defensiv ganz massiv an der Leistung des Pass-Rushes und der von QB Mason Rudolph, der ebenfalls sehr motiviert sein wird.

Offensiv hilft den Browns natürlich sehr die schonende Taktik der Steelers. Die O-Line muss halten, idealerweise geht heut mal etwas über das Run-Game. Doch spätestens das Passing-Game muss heut funktionieren anhand der Matchups. Baker muss kühlen Kopf bewahren und braucht eine fehlerarme Leistung ohne Turnover. Dann sehe ich die Browns gewinnen, aber ich sehe keinen deutlichen Sieg so wie die Defense seit Wochen schwächelt.

Bitte Browns, holt euch den Sieg und lasst diese Franchise und deren Fans endlich jubeln!

Browns 27 Steelers 24

Go Browns!