Week-2-Preview: Burreaux Bengals

16. September 2020 2 Von Mike

Hier stehen wir also wieder einmal. 0-1 again. Mit 6-38 deklassiert, massive Verletzungssorgen und nur 5 Tage bis zum zweiten Duell. In dieser Vorschau auf die Partie gegen die Bengals blicken wir auf die Baustellen und natürlich den Gegner. Etwas Licht am Horizon ist sichtbar, denn die Bengals haben sich auch nicht mit Ruhm bekleckert.

Recap Week 1

Allein dieser Recap könnte schon 10.000 Wörter umfassen, wenn wir intensiv in die Fehleranalyse gehen würden. Doch das überlassen wir dem Coaching-Staff und beleuchten nur die wichtigsten Baustellen und Hoffnungsschimmer.

  1. Die Cover-Katastrophe: Die größte negative Überraschung war für mich die grausige Passing-Defense, die Lamar Jackson zu 80% Completion verhalfen. Die 275 Passing Yards waren lediglich so „gering“, da die Ravens ab Mitte des 3.Quarter in die Verwaltung gingen. Die Coverage-Grades von PFF bestätigen den optischen Eindruck – in Woche 1 rangieren die Browns auf einem traurigen Platz 31 mit einer unterirdischen Note von 43,9. Die guten Leistungen gegen den Run helfen leider nicht, wenn die Coverage derart versagt. Zwei Ausschnitte:

Wie kann das beste Redzone-Target völlig frei sein in der Endzone? Weil die „Übergabe“ der Coverage des LB (Takitaki) an den Safety nicht passiert. Andrews mit starkem Catch, der aber nie bei enger Coverage gelungen wäre.

Das zweite Beispiel: Play-Action der Ravens, während die Browns Zone-Coverage mit Sendejo als tiefem FS spielen. Tja und dann sieht es finster aus wenn der Speedster a3 33-jährigen vorbei spaziert. Zumindest das Tackle gelingt, aber dennoch ein Big-Play.

2. Lahmende Passing-Offense: Nur 53% Completion Percentage bei unter 200 Yards Passing, dazu die INT im Opening-Drive und eine dropped INT – Baker Mayfields Saisonstart war sicher eine Enttäuschung. Der erhoffte Stefanski-Effekt blieb bis auf einen Drive nahezu gänzlich aus. Das Passing Game der Browns leidet diesmal weniger unter der O-Line (die Baker häufig eine saubere Pocket bot), sondern vielmehr am Mangel freier Receiver. Gegen die starken Cornerbacks der Ravens gelang wenig bis gar nichts. Einziger Lichtblick war die unerwartet gute Leistung von David Njoku und Jarvis Landry (nach seiner OP). Die großen Playmaker Odell Beckham (3 Catches bei 10 Targets für 22 Yards) und TE Austin Hooper (2 Targets für 15 Yards) waren eine reine Enttäuschung. Der Drop von OBJ vor der Halbzeit nahm den Browns das letzte Momentum. Die Offense wirkte wie im Vorjahr wie viel „Stückwerk“ und performte nie als Einheit – was sicher an der schweren Offseason liegt. Die Hoffnung auf sichtbare Verbesserung durch das klare Scheme von Stefanski wurde jedoch nicht erfüllt.

Fazit: Die Enttäuschung ist groß nach Woche 1. Man konnte objektiv kein fantastisch eingespieltes Browns-Team erwarten, jedoch kann man auch nicht von Fortschritten zur Vorsaison sprechen. Die verletzungsgeplagte Defense lässt ein großes Problem in der Passverteidigung erwarten, welches sich weit in die 2020er Saison fortsetzen wird mit diesem Personal. Die Offense muss daher schneller seine neue Identität finden und seine Playmaker ins Spiel bringen, jedoch nicht so verkrampft wie am Sonntag mit den forcierten Targets auf Beckham.

Cincinnati Bengals

Zum dritten Mal pickte die AFC North an #1 im Draft, diesmal zum Glück nicht die Browns. Der Pick blieb aber im Staate Ohio und traf sogar den gescheiterten Buckeyes QB Joe Burrow, der nach der Fabelsaison bei LSU (5.671 Yards, 60 TDs bei 6 INTs) zurecht einer der Top-Kandidaten auch für den Offensive Rookie of the Year ist.

Mit Burrow steht und fällt der Erfolg der Bengals 2020. Ich bin extrem gespannt auf Burrow und seine Transition in die NFL. Während nahezu alle Experten kaum Zweifel haben, sehe ich durchaus die „Gefahr“, dass Burrow eine unsante Bauchlandung als Rookie macht. So bärenstark sein Tape 2020 war, sollte man nicht völlig vergessen, dass er nur eine Saison die Leistung auf diesem Niveaz zeigen konnte. Zuvor schaffte er es bei Ohio State nicht an JT Barrett vorbei. Die Umstände bei LSU waren unfassbar gut – die wohl beste O-Line im Land verschaffte reichlich Protection, dazu multiple 1st-Round Waffen auf WR wie Justin Jefferson, Ja´Marr Chase und RB Edward-Helaire, sowie den ebenfalls starken WR Terrace Marshall.

Bei den Bengals wird er eine deutlich schlechtere O-Line und weniger Zeit haben. Dazu kommt der allgemeine Scheme-Wechsel von OC Joe Brady (jetzt bei den Panthers OC), der Burrow das perfekte System vorlegte. Ich will keinesfalls Burrow schlecht reden, aber in Jahr 1 könnte es holpriger werden als erwartet. Genau dies zeigte sich schon in Woche 1 mit vielen guten Ansätzen, aber erwartbaren Problemen durch seinen Supporting-Cast.

Free Agency Einschätzung: Viel Geld für viele Fragezeichen

Mir gefällt die Verpflichtung von DT D.J. Reeder aus sportlicher Sicht, der die D-Line zu einer mindestens guten Front macht, auch wenn dieser recht teuer war. Spannend wird zu sehen, ob die beiden Vikings Cornerbacks Trae Waynes und Mackensie Alexander die wohl schlechteste Secondary wirklich verbessern können. Die beiden CB´s enttäuschten zuletzt in Minnesota, wobei der Tapetenwechsel helfen könnte. Zusammen mit Vonn Bell ist die Secondary nahezu rundum erneuert.

Die Free Agency wäre sicher im guten Bereich, wenn man sich mehr um die O-Line gekümmert hat. Doch erst der Cut von OT Cordy Glenn, um dann als einzige Verstärkung den OG Su´a-Filo (vorher Cowboys) zu holen, empfinde ich sehr gewagt mit einem Rookie-QB – auch wenn der letztjährige 1st-Rounder Jonah Williams zurückkehren sollte und dann Starting-Left Tackle ist.

Draft Einschätzung: No Trades, No Bullshit

Mir gefiel der Draft insgesamt. Joe Burrow und auch WR Tee Higgins sind beide Home-Run-Hits und sofortige Verstärkungen. Fast noch besser gefielen mir die bei den LB-Picks an Tag 2, um Logan Wilson und Akeem-Davis-Gaither zu holen. Damit könnten die Bengals die jahrelangen Baustellen auf Linebacker gelöst haben. Und als wäre das nicht genug, holten sie noch einen meiner Draft-Lieblinge mit Markus Bailey…Good Job Bengals. Nicht der spektakulärste Draft, aber ich sehe hier 4-5 potentielle Starter.

Week 1 Recap Bengals (vs. Chargers)

Auch die Bengals gehen mit einer Niederlage in die Saison nach dem sehr bitteren 13:16 gegen die Chargers, wobei das verfehlte Field-Goal nur 2 Sekunden vor Ende die Overtime kostete.

Von Spiel 1 der „Joe Burrow-Ära“ können die Browns dennoch wichtige Punkte mitnehmen.

  1. (N)O-Line: Burrow konnte einem schon Leid tun im Debüt gegen die starke Chargers-Front um Joey Bosa. Die 3 Sacks und 6 QB-Hits zeigen nicht einmal das Ausmaß, denn Burrow war stetig auf der Flucht und musste den Ball extrem schnell los werden. In den ersten 8 Dropbacks stand er 5-mal unter Druck. Speziell RT Bobby Hart hat schlicht kein NFL-Niveau, doch zeitweise verloren 3 der 5 Lineman ihre Duelle und ließen die Rusher passieren. Doch Burrow muss man hoch anrechnen, dass er im Laufe des Spiel mit dieser Sitution immer besser zurecht kam:

Die Browns müssen am Donnerstag die Bengals mit dem 4-Man-Rush kontant unter Druck setzen. Dabei muss man auch auf die Mobility von Burrow achten, der seinen ersten TD bemerkenswert zu Fuß erlief.

2. Verbesserte Defense: Während die Passing-Defense deutliche Fortschritte zeigte und vor allem das CB-Duo William Jackson/Mackenzie Alexander sowie S Jessie Bates überzeugte, war die Run-Defense noch anfällig. Die Chargers legten hier einen klaren Fokus und erliefen 155 Yards in 39 Versuchen (4.0 per Carry). Der neue LB-Corps um Pratt, Bynes, Wilson und David-Gaither zeigte starke Ansätze und war insgesamt wirklich gut und dynamisch. Diese Defense zeigte klare Fortschritte zum Vorjahr, wirkt explosiver und hungriger. Die D-Line ist weiter das Prunkstück, nun kommen die Secondary und Linebacker langsam auf ein besseres Niveau. Die Chargers um den schwachen Tyrod Taylor konnte man so limitieren. Die Bengals-D ist keine Lachnummer mehr.

Injury Updates

Die kurze Woche und harte Auftaktspiele fordern auf beiden Seiten etliche Opfer. Mittlerweile ist absehbar, wer einsatzbereit ist und wer fehlen wird.

Bengals

Bei den Bengals fallen vor allem in der D-Line wichtige Spieler aus. Gleich zwei wichtige DT fallen aus mit Geno Atkins (Schulter) und Mike Daniels (Leiste). Damit dürfte Covington oder Kareem mehr Spielzeit erhalten, was ein klares Downgrade ist. Auch in der O-Line gibt es mit RG Su’a-Filo einen Ausfall, hier wird vermutlich Shaq Calhoun einspringen. Die Secondary muss erneut auf S Shaun Williams verzichten, dieser spielte jedoch auch in Woche 1 nicht.

Browns

Etwas weniger Gewissheit gibt es bei den Browns – aber mindestens genau so viele Sorgen. Im Worst-Case fallen beide Starting-Tackle mit Wills & Conklin aus. Beide sind fraglich, haben aber noch Chancen zu spielen. Hier gilt es Daumen zu drücken! Nahezu sicher ist der erneute Ausfall von CB Greedy Williams und CB Kevin Johnson, was die Secondary erneut zum Sorgenkind macht. Auch die Linebacker sind stark dezimiert durch die Ausfälle von Mack Wilson und ziemlich sicher Jacob Philips – also wieder viele Snaps für Takitaki, Goodson und Malcolm Smith. Auch WR Landry hat bisher nicht trainiert, hier ist jedoch zu hoffen das seine operierte Hüfte nur geschont wird.

Beide Teams gehen also mit verschiedenen Verletzungs-Schwerpunkten in das Spiel. Bei den Bengals vor allem die D-Line, bei den Browns die OT, LB und Cornerbacks.

Schlüssel zum Erfolg

  1. Baker unterstützen! Eine große Erkenntnis der ersten Woche ist sicher, dass Baker Mayfield nicht durch die bloße Scheme-Umstellung zum Niveau von 2018 zurückkehrt. Die O-Line lieferte häufig eine saubere Pocket, aber Baker musste häufig in enge Fenster werfen und bekam spätestens nach dem zweiten Read nervöse Anwandlungen (#ghosts). Das Duo Stefanski/van Pelt muss daher Anpassungen vornehmen und Baker speziell zu Beginn einfache Würfe ermöglichen, die Selbstvertrauen und Rhythmus bringen. Play-Action funktionierte gegen die Ravens noch am besten – daher gern mehr davon. Am Donnerstag sollten die Browns mit klaren Fokus auf das Laufspiel agieren und Baker mit schnellen Reads und Playaction-Elementen fördern.
  2. Dominiert an der Line! Der einfache Schlüssel der Defense. Gegen die wohl schlechteste Line der Liga muss die Front-4 regelmäßig Druck erzeugen. Geben die Ravens hatte man dabei Probleme, aber diese Line ist nun weitaus schwächer. Klug wäre es zudem, situativ die rechte Seite um Bobby Hart zu attackieren. Burrow muss erneut schnell Druck spüren. Natürlich zählt hier auch die Run-Defense, die Joe Mixon stoppen muss. Mixon hatte mit nur 3,6 Yards per Carry keinen optimalen Start.
  3. Fix the Secondary! In den wenigen Tagen wird man die gravierenden Schwächen in Zone-Coverage nicht abstellen. Adjustments sind jedoch gut möglich. Die Strategie sollte gegen die Bengals in einigen Elementen leicht justiert werden. Dies beginnt mit deutlich mehr Man-Coverage-Anteilen und weniger Blitzes. Die Defense wurde mehrfach abgestraft, als man über-aggressiv blitzte und in der Secondary dann viel Raum bot. Darüber hinaus muss man die mangelnde Rotation in der Secondary kritisieren. Beide Safetys (Joseph/Sendejo) spielten 100% der Snaps plus Special Teams Snaps. Besonders Sendejo rechtfertigte diese Workload nicht einmal ansatzweise. Mehr Snaps für Sheldrick Redwine und auch Ronnie Harrison scheinen sinnvoll und notwendig angesichts der enttäuschenden Leistungen der Week-1-Starter.

Offensiver Ausblick

Die kurze Woche kann Fluch & Segen sein. Wie schnell kann Baker die Leistung und die mediale Kritik abhaken? Welche Adjustments kann Stefanski in der kurzen Zeit realisieren? Ich glaube eine Vereinfachung etlicher Elemente in der Offense kann durchaus hilfreich sein.

Die Browns besinnen sich hoffentlich stärker auf das gute Laufspiel um Chubb & Hunt und versuchen Baker mit kurzen, einfachen Pässen zu helfen. Baker agierte in Play-Action am besten, also lasst die Bengals in vielen Plays den Run fürchten und dann regelmäßig Play-Action einbringen.

Die Matchups sind deutlich dankbarer. Obwohl die Secondary ordentlich performte gegen die Chargers, kommen die CB´s längst nicht an die Qualität der Ravens heran. Ich bin optimistisch, dass bereits das Laufspiel einen soliden Grundstein legt und die Browns dann bessere Wege im Pass-Spiel finden. Eine Explosion der Browns-Offense sollte keiner erwarten, jedoch ist eine Verbesserung auf ein solides Niveau möglich.

Predictions:

  • Baker Mayfield >65% Completions, aber unter 250 Yards
  • Chubb / Hunt mit >140 Rushing Yards

Defensiver Ausblick

Auch hier warten leichtere Matchups. Vor allem das Duell der Lines macht hier Mut. Die Bengals-O-Line muss erneut wackeln gegen unsere starke Front-4. Hier muss die Grundlage liegen, um Burrows Offense zu stoppen.

Bobby Hart vs. Vernon/Garrett und auch die Duelle in der Interior Line sehe ich klar auf Browns-Seite. Damit sollte Mixon erneut Probleme trotz seiner enormen Qualität haben.

Sorgenfalten kommen mir weiter bei der Passing-Defense. Die Waffen der Bengals um AJ Green, Tyler Boyd und den Speedster John Ross sind nicht zu unterschätzen. Besonders auch in der Breite sind hier viele spannende Playmaker mit Tee Higgins, Auden Tate und Alex Erickson. Die Duelle werden im Vergleich zu den Ravens nicht wirklich leichter, einzig die TE´s sind sicher schwächer einzuschätzen. Uzomah war für Burrow jedoch das #2-Target.

Prediction:

  • >3 Sacks, >9 Pressures
  • Joe Mixon >150 Yards Passing/Receiving

Fazit

Die Vorzeichen sind klar – der Verlierer kann für die 2020er Saison schon einmal genauer in die Draft-Vorbereitung gehen. Die kurze Woche in Verbindung mit langen Verletzten-Listen macht es für beide Teams nicht einfacher.

Ich erwarte eine zähe und schwere Partie, die den geneigten Zuschauer kein Spektakel liefert. Dafür sind aktuell beide Defenses besser als die jeweilige Offense. Die Browns haben einige gute Matchups, die jedoch besonders offensiv nur mit den richtigen Rückschlüssen der Coaches fruchten werden. Ein ähnlicher Gameplan wie gegen die Ravens und die Browns werden scheitern.

Ich gebe zu, ein Ergebnis zu predicten fällt nach der sehr enttäuschenden Leistung am Sonntag extrem schwer. Am Ende sehe ich im Browns-Kader etwas mehr Qualität und offensive Playmaker, sowie den klaren Vorteil der Defensive-Line, um Burrow ausreichend unter Druck zu setzen und einen knappen Sieg einzufahren.

Browns 20 Bengals 16

Go Browns!