Week-1-Preview: Browns vs. Titans
Finally – nach vollen 8 Monaten ohne echten Browns-Football – sehen wir unsere geliebte Franchise zurück in Action. Im ersten Spiel der Saison blicken wir natürlich auf alle wichtigen Faktoren: Die Key-Player, taktische Finessen und natürlich auf den Week-1-Fluch. Den Gegner aus Tennessee nehmen wir in diesem Kontext natürlich genau unter die Lupe.
Week-1-Fluch: Winless since 2004
Den letzten Auftaktsieg gab es 2004 gegen die Ravens. Seit 15 Jahren sind die Browns also sieglos in Woche 2 gestartet. Im Vorjahr konnte man mit dem Remis gegen die Steelers zumindest den einen Fluch besiegen, nun gilt es endlich den ersten Auftakt-Sieg zu holen. Wer die traurige History nochmal nachlesen möchte, kann dies hier tun:
Week 1 Preview: Steelers @ Browns – Teil 1: Opening-Week-Flüche und alte Rivalen
Die Titans übrigens sind in den letzten 3 Spielzeiten ebenfalls denkbar schlecht gestartet. 2018 vergeigte man den Auftakt gegen die Dolphins, davor gegen die Raiders. Somit muss man schon zum Rookie-Debüt von Marcus Mariota 2015 zurückschauen, in dem man die Bucs mit Winston 42-14 besiegte.
Tennessee Titans – Gefangen im Mittelmaß?
Das famose Rookie-Debut von Marcus Mariota in 2015 haben wir bereits erwähnt – nun geht dieser in seine fünfte und damit entscheidende Saison. In der Außenbetrachtung leidet Mariota´s Karriere an Konstanz und es fehlt der Qualitätssprung zu einem Top-15-QB der NFL. Zu oft spielte er angeschlagen oder fiel komplett aus, zu oft sind seine Leistungen gut, aber nicht ausreichend für eine durchgehend starke Saison. Der folgende Vergleich zeigt jedoch, dass QB´s durchaus auch nach 4 Jahren noch größere Leistungssprünge machen können
Mariota's PFF grades his first 4 years…hoping for similar improvement in year 5? pic.twitter.com/SS3zp7jX2M
— Shawn Smith (@shawneriksmith) August 25, 2019
Die Titans beendeten die Saison mit 9-7 und verpassten die Playoffs denkbar knapp. Blickt man vor allem auf den letzten Teil der Saison, fällt ein starker Schluss-Spurt auf, bei dem man 4 von 5 Spielen gewann, allerdings das entscheidende in Week-17 gegen die Colts verlor. Gegen die Browns spielten die Titans übrigens zuletzt 2017 (Titans gewannen 12-9 nach Overtime).
Blicken wir auf einen statistischen Vergleich der Browns und Titans:
Offense
Kategorie | Titans (Rank) | Browns (Rank) |
Points per Game | 19,4 (27th) | 22,4 (20th) |
Passing Yards | 185,9 (29th) | 250,4 (14th) |
Passer Rating | 88,9 (21st) | 88,8 (22nd) |
Run Yards | 126,4 (7th) | 118,3 (14th) |
Yards per Run | 4,5 16th) | 4,6 (11th) |
3rd-Down Conversion | 40,0% (15th) | 35,1% (27th) |
Sacks allowed | 32 | 38 |
Red Zone Scoring % | 53,2 (23rd) | 66,67% (6th) |
Time of Possesion | 29:46 mins | 29:47 mins |
Turnover-Ratio | -1 (21st) | +7 (8th) |
Auffällig bei den Titans ist natürlich die eklatante Schwäche im Passing Game. Auch wenn HC Mike Vrabel mit seiner Smashmouth-Offense natürlich stark auf das Running-Game setzt, ist die Ausbeute und Performance nicht ausreichend. Die Titans-Offense ist in nahezu allen Bereichen maximal Durchschnitt, meist sogar im hinteren Drittel der Liga. Auch in der Redzone sind sie vergleichsweise zahnlos gewesen in 2018. Beeindruckend, dass man mit dieser Offense dennoch 9 Spiele gewann.
Defense
Kategorie | Titans (Rank) | Browns (Rank) |
Points allowed | 18,9 (3rd) | 24,5 (21st) |
Pass Yards allowed | 216,9 (6th) | 257,8 (25th) |
Run Yards allowed | 116,4 (19th) | 135,2 (28th) |
Yards per Run allowed | 4,3 (15th) | 4,7 (23rd) |
Sacks | 39 | 37 |
3rd-Down Conversions allowed | 36,6 (10th) | 35,7 % (7th) |
Passer Rating allowed | 88,4 (8th) | 83,4 (5th) |
Anders als die harmlose Offense, muss man die Titans-Defense honorieren. Die Unit ist stark, sowohl gegen den Lauf, als auch in der Passverteidigung. Was den Titans klar fehlt sind Turnover, denn während die Browns-Defense mit starken 31 forcierten Ballverlusten auf Rang 2 thront, kommen die Titans nur auf 17 (21st). Lassen wir uns aber nicht blenden, die Titans haben eine bärenstarke Defense, die es Mayfield schwer machen wird.
Titans Offseason – unspektakulär, aber effizient!
Wir haben den Rückblick auf 2018 abgeschlossen, schauen wir nun welche wichtigen Verstärkungen und Abgänge die Titans zu verzeichnen haben, die Impact in Week 1 haben könnten:
- QB Ryan Tannehill (FA aus Miami): Ein starker Move der Titans, wenn man beachtet, wie oft Mariota verletzt war und wie massiv die Fragezeichen sind. Sollte Mariota patzen, wäre Tannehill ein nahezu gleichwertiger Ersatz. Nun haben die Titans zwei mittelmäßige Game-Manager, die jedoch bei entsprechender Tagesform und mit dem richtigen Supporting-Cast etliche Spiele gewinnen können
- G Rodger Saffold (FA Rams): Das vermutlich größte Upgrade der Offseason findet man in der O-Line. Der ehemalige Ram kommt nach einer bärenstarken Saison (PFF 73,2) zu den Titans und ersetzt dort Quinton Spain (PFF 63,2). Ein klares Upgrade vor allem im Run-Blocking, während beide im Pass-Blocking ähnlich gut sind. Die ohnehin schon gute Line (5th laut PFF) erhält damit ein weiteres Upgrade.
- WR Adam Humphries (FA Bucs). Der sehr mittelmäßige Receiving-Corps bekommt mit dem Slot-Receiver aus Tampa eine neue Waffe, über die vor allem Mariota glücklich sein sollte. Humphries dürfte schnell viele Targets sehen und Mariotas Option sein, wenn vertikal kein Spieler frei wird. Damit sollte man das eher schwache Passing-Game zumindest leicht upgraden.
- DE Cam Wake (FA Dolphins). Was hat der 37-jährige noch im Tank? Nach 6 Sacks in Miami in 2018, aber einer immer noch starken 81,6 PFF-Grade, könnte Wake in Tennessee noch einen letzten kurzen Frühling sehen und die ohnehin schon gute D-Line nochmal verstärken.
- Rookie Class um WR AJ Brown, DT Jeffrey Simmons, DB Amani Hooker. Ich mag den weitsichtigen Ansatz der Titans im Draft 2019. Man holte in der ersten Runde ein Top-5-Talent deutlich später aufgrund der massiven Knieverletzung. Somit hilft Simmons den Titans nicht gegen die Browns, wird ihnen aber 2020 viel Freude bereiten. WR AJ Brown hatte ich ebenfalls hochgeschätzt und dürfte mittelfristig das Receiving-Corps hinter Corey Davis führen. Wirklichen Impact in Week-1 wird jedoch kein Rookie haben.
Die Titans haben keinen großen Push versucht, sondern vielmehr dünn besetzte Positions-Gruppen verbessert. Der junge WR-Corps muss einen Sprung machen, während beide Lines oberes Mittelfeld in der NFL sein sollten (den Ausfall von LT Taylor Lewan betrachten wir später). Die Titans haben somit in Roster keine eklatanten Schwachstellen, sind aber auf vielen Skill-Positionen nur mit mittelmäßigen Spielern besetzt.
Position-Vergleich
Wir schauen nun konkreter auf einen kurzen Roster-Vergleich und geben dabei jeweils die Vorteile:
Positon | Browns | Titans | Vorteil |
QB | Mayfield | Mariota | Browns |
O-Line | Robinson, Bitonio, Tretter, Kush, Hubbard | Kelly, Saffold, Jones, Pamphile, Conklin | Push |
RB | Chubb, Hilliard | Henry, Lewis | Push |
WR | OBJ, Landry, Higgins | Davis, Sharpe, Humphries | Browns |
TE | Njoku, Harris | Walker, Smith | Push |
D-Line | Garrett, Ogunjobi, Richardson, Vernon | Urban, Jones, Casey | Browns |
LB | Schoebert, Kirksey | Wake, Evans, Brown, Landry | Titans |
Secondary | Ward, Mitchell, Carrie, Burnett, Randall | Logan, Butler, Byard, Vaccaro | Titans |
Schwierige Projection in Week 1, aber einige Dinge werden doch klar:
- Die Browns haben einen KLAREN Vorteil auf der wichtigsten Position, dem Quarterback. Baker hat in der Rookie-Saison schon mehr gezeigt, als Mariota in vier Jahren. Der geht angezählt in die Saison und fürchtet Tannehill hinter sich. Baker muss in der zweiten Saison natürlich gegen die gute Defense gleich in Topform sein, allerdings kann man hier deutlich optimistischer als bei Mariota rangehen.
- In Bestbesetzung würde ich die Titans-Line besser sehen als die der Browns, doch die Suspension von LT Taylor Lewan könnte fatal sein. In der Preseason war diese Line unter anderem gegen die Steelers desaströs, so dass man Mariota schützend herausnahm. Ersatzmann Dennis Kelly erwarten die meisten mit großen Problemen als Left Tackle: In 187 career snaps with the Titans at left tackle, Kelly’s overall grade is a 44.7. He posted pass- and run-blocking grades of 53.0 and 29.7, respectively. That’s compared to his numbers at right tackle, of which he’s earned a 72.9 overall grade, with pass- and run-blocking marks of 65.2 and 75.8, respectively, in 1,140 snaps (Quelle)
- Beide Defenses sind auf dem Papier stark besetzt, mir imponiert die Secondary der Titans um Kevin Byard und die erfahrenen CB´s, wobei der junge Adoree Jackson eine immer größere Rolle spielen sollte. Mayfield muss speziell bei Byard als Safety sehr vorsichtig sein, um Turnover zu vermeiden
Key Matchups
DE Myles Garrett /Olivier Vernon vs. LT Dennis Kelly + Ogunjobi/Richardson vs. RG Pamphile
Die brüchige O-Line der Titans, nach der Sperre für Lewan, wird ein enormer Schlüssel zum Sieg. Die Rechnung ist einfach:
Hohe Pressure-Rate –> Mariota kann nicht sehr gut mit Druck umgehen und ist verletzungsanfällig –> schwaches Passing-Game der Titans.
Garrett und Vernon zeigten beide ihre Qualitäten und können nicht beide gedoppelt werden. Vor allem, da die Titans auch auf RG durchaus Fragezeichen mitbringen und Kevin Pamphile (PFF nur 52.0) keineswegs eine sichere Bank ist. Wenn die Browns-D-Line dominiert, dann werden die Titans offensiv enorme Schwierigkeiten bekommen. Genau das ist nicht unwahrscheinlich und stimmt sehr optimistisch.
Titans RB Derrick Henry vs. Browns Run-D
Eine Ungewissheit ist nach schwacher 2018er Saison noch die Run-Defense. Das lag maßgeblich auch am schwachen Tackling:
Where all 32 NFL teams need to improve in 2019 via PFF's Ben Linsey (@PFF_Linsey) ⬇️⬇️
?: https://t.co/MX10XCEzqA pic.twitter.com/8oY1HkkY8o
— PFF (@PFF) August 29, 2019
GM Dorsey holte mit Sheldon Richardson und auch den neuen LB gute Verteidiger gegen das Laufspiel. In der Preseason sah das schon verbessert aus (70,8 Yards per Game, 5th in NFL), aber natürlich nicht unter harten Bedingungen. Das Duo Derick Henry als Power-Runner und Dion Lewis als Receiving-Back ist fordernd und wird reichlich Carries bekommen, die Browns sollten also besser gewappnet sein. Alles unter 4,5 Yards per Carry wäre ein Erfolg.
RG Eric Kush vs. DT Jurrell Casey
Für den neuen Guard wird es direkt eine große Herausforderung geben. Egal ob es nun Eric Kush oder doch direkt Wyatt Teller wird – derjenige muss gegen den besten Interior-Defender der AFC South ran. Jurrell Casey verbuchte in 2018 starke 62 Tackles, 7 Sacks und 2 Fumbles bei einem elitären PFF-Wert von 87,1. Diesen Inside-Pressure muss man definitiv abfangen, um sowohl für das Laufspiel, aber auch in Coverage ins Rollen zu kommen. Kush gilt zwar als guter Pass-Protector, kommt aber natürlich nicht auf das Niveau. Ein sehr wichtiges Matchup, bei dem die Browns vermutlich öfter doppeln werden.
Projection
Es gibt reichlich Gründe für Optimismus vor Woche 1. Die Browns hatten eine starke Preseason, die nur gegen Tampa größere Fragezeichen bei der O-Line aufwarf. Während sich die Titans zwar punktuell verstärkten, kommen die Browns mit deutlich massiveren Upgrades in die neue Spielzeit. Vor allem das Duell der Skill-Player geht ganz klar an die Browns. Der bessere und talentiertere QB, stärkere Waffen im Receiving Corps und zwei ähnlich starke Defenses lassen das Pendel letztlich zugunsten des Heimteams ausschlagen.
Was kann man erwarten?
- Fokus auf dem Run-Game bei den Titans: Hier sollten die Browns defensiv besser gewappnet sein als in den Vorjahren und damit diese Taktik schnell zerstören
- Browns mit Quick-Passing Game zu Beginn, um die wackelige O-Line zu entlasten und Baker zu schützen. Ich erwarte eher wenige vertikale Versuche gegen die starke Secondary und dem gute Pass-Rush. Die Browns werden den neuen Star Odell Beckham natürlich nutzen, aber ich erwarten eine gute Verteilung zwischen Beckham, Landry, Higgins und Njoku. Insbesondere Njoku dürfte gegen die LB gute Matchups haben
- Wenige Punkte: Schon das letzte Spiel verlief extrem punktearm – nun treffen eben zwei starke Defenses auf zwei potentiell wackelige O-Lines und dürften jeweils dominieren. Hier zählt es also auch den Ball als Offense lang genug in den Drives zu halten, um die eigene Defense frisch zu halten. Mehr als 45,5 Punkte im Spiel wie der Spread voraussagt wären überraschend, auch wenn die Browns Offense natürlich durchaus Potential für mehr Punkte mitbringt.
Wir glauben an den ersten Auftaktsieg seit 2004, gegen ein Titans-Team, welches doch sehr nach Mittelmaß aussieht. Ein deutlicher Sieg wäre schön, aber ich erwarte ein lange enges Spiel, bei dem beide Offenses noch Startprobleme haben. Am Ende setzt sich das bessere Team durch.
Browns 23 Titans 16
Go Browns!
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